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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1./2. Juliheft
DOI Artikel:
Funk, William: Über Porzellanschutzmarken und Porzellanfälschungen, [2]
DOI Artikel:
Schneider, Friedrich: Die Bauten der Hohenstaufen in Unteritalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0585

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erzielen.

Die vorstehend geschilderten verschiedenartigen
Versuche, mittelst echtem Meißner Porzellan Fälschun-
gen auszuführen, sind auch die Ursache dafür, d.aß die
staatliche Manufaktur Meißen unter keinen Umständen
mehr unbemaltes Porzellan erster und zweiter Wahl
verkauft. Trotzdem finden raffinierte Fälscher immer

neue Wege, Nachahmungen von neuem und besonders
aucli von altem Meißner Porzellan an den Mann zu
bringen. Für das Sammeln von Altmeißner Stücken
ist es daher, wie nicht oft genug betont werden kann,
unerläßlich, daß man sich erst durch jahrelanges, ein-
gehendes Studium die nötigen Fachkenntnisse erwirbt,
wenn man nicht Gefahr laufen will, für teures Geld
Wertlosigkeiten zu erstehen.

Dte Bauten dev Jdobenflaufen tn Unterttatien

uon

fviedvid) Sd)nctdet?^lena

\J or einigen Monaten ist eine deutsche wissenschaft-
^ liche Großtat zu giücklichem Ende geführt worden,
die kennen zu lernen die Öffentlichkeit ein Recht hat.

Zu den großen Aufgaben, die sich das Preußische
Historische Institut in Rom gestellt hat, gehört vor
allem die Erforschung aller deutsch-itaiienischen Be-
ziehungen: vom Sitze des wegen seiner kostbaren
historischen Bibliothek in Rom weitbekannten gelehr-
ten deutschen Instituts, vom Palazzo Giustiniani aus
zogen jahrelang deutsche Gelehrte nach Süditalien, um
dort den wertvollen Spuren und erhaltenen Monumen-
ten der Staufenzeit nachzuforschen. In einem hervor-
ragend.en Prachtwerk, einem großen Tafei- und einem
mit photographischen Ansichten in Lichtdruck ge-
schmückten Textband hat nunmehr Prof. A r t h u r
H a s e 1 o f f die Ergebnisse jahrelanger gemeinsamer
Forschungen vorgelegt (Verlag K. Hiersemann in Leip-
zig. Preis 960 Mk,). Besonders der riesige Tafelband
mit zweiundneunzig Bildern in Netz- und Stichätzung
wird das Entzücken jedes Itaiienfahrers hervorrufen.

Das künstlerische Süditalien, leitet Prof. Haseloff
den gelehrten Band ein, ist im 18. und frühen 19. Jahr-
hundert zweimal entdeckt worden. Kaum hatte sich der
Klassizismus unter der Asche des Vesuvs einen Weg
in die Welt des Altertums gebahnt und angesichts der
Tempelruinen Pästums, Metaponts und Siziliens eine
neue Anschauung von kiassischer Baukunst gewonnen,
die alle bisherigen Vorstellungen umzugestalten zwang,
da erschloß sich der Romantik in eben diesen Gebieten
eine neue Quelle der Anregung und Belehrung und er-
kannte mit den Worten Karl Friedrieh S c h i n k e 1 s
(1804) in den dortigen Anlagen aus früher Mittelalterzeit
das wahre Gepräge philosophischen Kunstsinns und
hoher Charakterfüile (S. V). An der Erforsehung der
m.ittelalterlichen Kunstwelt hatte die Geschichtsfor-
schung, in der Hauptsache vertreten durch deutsche
und französische Gelehrte, einen bedeutenden Anteil.
Hu.illard-Breholles führte in seinen „Recher-
ches“ zum ersten Male den Schauplatz der hohen-

staufischen Kaiserherrlichkeit und ihre monumentalen
Überreste im Bilde vor. Die romantische Begeisterung
F e r d i n a n d G r e g o r o v i u s’, wie sie sich in
seinen „Apulischen Landschaften“ (Leipzig 1877) und
in den immer neuen Auflagen seiner Schilderungen
spiegelt, hat sich dann auf uns alle mehr oder weniger
vererbt.

Der eigentliche kunstgeschichtliche Entdecker des
festländischen Süditaliens, insonderheit der apulischen
Provinzen, ist F r i e d r i c h W i 1 h e I m S c h u 1 z
gewesen, der in vieljährigen Reisen, von 1830—1842,
ein ungeheueres Material für eine Kunstgeschichte Süd-
italiens zusammenbrachte.

Das Preußische Historische Institut in Rom ver-
band nunmehr geschichtliche und kunstgeschichtliche
Forschung: nach dem Besuche der apulischen Kaiser-
schlösser durch Kaiser Wilhelm II. bot das Inslitut als
erste Gabe auf dem Gebiete der Bauten der Hohen-
staufen „Das Kastell in Bari“ (1906), eine Festschrift
zur silbernen Hochzeitsfeier des Kaiserpaares, dar.

Im Mittelpunkte der heute vollendeten Bände des
Instituts stehen die Schloß- und Kastellbauten eines der
größten und eifrigsten Bauherren aller Zeiten: K a i s e r
FriedrichsII. (t 1250). Die Bauten des gewaltigen
Herrschers, des ersten modernen Menschen, wie ihn
Jakob Burckhardt genannt hat, erklären sich
nicht nur aus der künstlerischen Liebhaberei des Kai-
sers, sondern sie dienten ohne Zweifel auch praktischen
Zwecken und Bedürfnissen. Der schnelle Sturz des
Herrscherhauses, die Nachfolge der Anjous erschwert
es heute ungemein, jeweils den staufischen und anjoui-
nischen Anteil an den Bauten und deren Resten festzu-
stellen.

Im Vordergrunde der Abbildungen und Unter-
suchungen steht die apulische Provinz Capitanata
und da wiederum die R u i n e n w e 11 v o n L u c e -
r a , obgleich auch in diesem Falle trotz neuaufgefun-
dener Dokumente nur die völlige Aufdeckung der Über-

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