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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Septemberheft
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Donath, Adolph: Die Eröffnung des Berliner Schloßmuseum
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Strauß, Konrad: Neuausstellung im "Lienauhause" zu Frankfurt a. O.
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Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Kunstausstellungen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Neue Kunstbücher / Kleine Kunschronik / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0026

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geschichtliche und naturwissenschaftliche Sammlungen unter-
gebracht.

Im Winter diesen Jahres nun hat das Museum eine grund-
liche Umgestaltung erfahren, die durch Herrn Kommerzienrat
Staisbock, Kunstmaler Kleindienst und Reg.-Sekretär
Seidel veranlaßt worden ist. Namentlich was die künstlerische
Anordnung und Ausschmückung in den kunsthistorischen Räumen
betrifft, so ist gutes Gelingen vor allem Herrn Kleindienst zu
danken' Nun ist das Museum wenigstens mit den kunst- und
kulturgeschichtlichen Abteilungen endlich das geworden, was es
sein soll — ein Heimatmuseum. Es birgt eine große Anzahl
schöner Stücke Alt-Märkischer Kunst, die gewiß auch für weitere
Kreise Interesse haben dürften.

Das Haus selbst ist ein prächtiger Bau aus dem Ende des
18. Jahrhunderts und zeigt nicht nur auf seiner äußeren Front
schöne Architekturformen auf, sondern auch im Innern. Beson-
ders stimmungsvoll ist die große Diele mit einer elegant ge-
schwungenen Treppe, die zum oberen Stockwerk führt. Auch
die Haus- und Stubentüren, letztere z T. mit eingesetzten Glas-
scheiben, sind walire Meisterstucke der alten hiesigen Tischler-
zunft. Am interessantesten und sehenswertesten sind die alten
Kachelöfen, als Vertreter eines ehemals hochentwickelten Frank-
furter Kunsthandwerkes. Diese sind in den einzelnen Räumen
zur Aufstellung gelangt; ebenso eine stattiiche Sammlung alter
Kachelreste.

Die einzelnen Räume sind folgendermaßen benannt:

„Biedermeierzimmer“, in dem vorzüglich Mobiliar und Klein-
kunst aus der Zeit von 1820 — 1840 aufbewahrt wird. „Rokoko-
zimmer“; hier befinden sich einige Rokokomöbel, aber auch solche
aus der Zeit um 1800. Im „Münzzimmer“ hat die gut geordnete
Münzsammlung des historischen Vereins Aufstellung gefunden,
die neben recht beachtenswerten seltenen Exemplaren, wie Brak-
teaten, auch Medaillen auf historische Ereignisse und Persönlich-
keiten in Frankfurt enthält. Das „Frankfurter Dichterzimmer“
birgt das Schreibpuit des Dichters Ernst von Wildenbruch; da-
rauf seine kleine Stutzuhr im Empirestil, ein Geschenk von seinem
Freunde, dem Frankfurter Urmachermeister Baltzer, dem zu Ehren
er ein Schauspiel „Meister Baltzer“ schrieb. In verschiedenen
Vitrinen sind Erstausgaben und Porträts Frankfurter Dichter, so
Heinrichs und Ewald von Kleist zur Schau gestellt.

Ein sehr reichhaltiges Material ist im sogen. „Innungszimmer“
vereinigt. Neben Öfen und der Kachelsammlung erblicken wir
auf einem eichenen Kredenzschrank (etwa aus dem Anfang des
17. Jahrhunderts) allerlei Zinngerät der hiesigen Fischer- und
Lohgerberinnungen. Einige Willkommen tragen reichgetriebene
silberne Schilder, auf denen die Namen der Spender verewigt
sind. Die Krüge zeigen oft reiche Gravierung von Sprüchen und
Figuren. Unten links neben der kleinen Lade steht der älteste
bisher bekannte Zinntopf mit Meister- und Hauszeichen, etwa aus
der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. In diesem Zimmer sind auch
die Fundstücke von dem Schlachtfelde von Kunersdorf (12. Aug.
1756) aufbewahrt, wie Säbel- und Gewehrteile, Kanonenkugeln
und dergl.

Am stimmungsvollsten mit ist das Kirchenzimmer (s. Abb.).
Hier sind alle kirchlichen Altertümer zusammengestellt. Den
Hauptraum nimmt ein dem Anfang des 17. Jahrhunderts etwa
stammender Altar ein, der auf seinein architektonischen Aufbau
geschnitzte Fruchtgehänge und Vasen trägt. Zum Teil sind Spuren
der alten Bemalung zu erkennen: Steingrau, bohnengrün, ziegel-
rot und kobaltblau. Auf dem Altar stehen zwei barocke Zinn-
leuchter und eine Sanduhr aus dem 18. Jahrhunderts. An den
Wänden sind recht gute Holzskulpturen der Gotik und Renaissance
angebracht. In der Mitte des Raumes hängt ein kl. messingner
Kronenleuchter und zu beiden Seiten ein Taufengel in naiver
aber stilvoller Plastik aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts.

Konrad Strauß.

Hlit dem vorliegenden Heft hat ein
neues Halbjahres-Abonnement auf
den || Kunstwanderer11 begonnen.

Kunltauktionen.

Beeltru

Bei Karl Ernst Henrici beginnt am 22. September eine
Versteigerung von englischen und französischen F arbstichen
des 18 Jahrhunderts sowie von Kupferstichen und Holzschnitten
des 16. bis 18 Jahrhunderts. Diese Sammlung enthält eine reiche
Serie gesuchter und seltener Stücke. Unter den Farbdrucken
ragen Qualitätsblätter von Barnard, Bartolozzi, Debucourt, Des-
courtis, Janinet und anderen hervor, in der Kollektion der Holz-
schnitte und Stiche sieht man eine gewählte D ü r e r - Reihe,
darunter Probedrucke der kleinen Passion vor dem Text, ferner
die interessante fast komplette Folge der Radierungen von Jean
Pierre Norblin de laGourdain (1745 — 1830), dessen Vor-
bild Rembrandt war, und von Rembrandt selbst weist die
Sammlung eine Anzahl vorzüglicher Drucke auf. Auf die Auktion
dieser Graphik folgt das Ausgebot sehr wertvoller i 11 u m i n i e rte r
Manuskripte, unter denen sich ein kostbares flämisches
Psalterium aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts befindet. Der
von Henrici veröffentlichte reich illustrierte Katalog LXXII orientiert
genau über die Einzelheiten der Sammlung.

*

Rudolf Lepkes Kunstauktions-Haus beginnt die Herbst-
saison am 27. September mit einer Versteigerung, die modernes
Mobiliar und Kunslgewerbe umfaßt. Am 11. Oktober folgt das
Ausgebot von Gemälden, Aquarellen und Handzeichnungen mo-
derner Meister, atn 25. Oktober werden Antiquitäten und Kupfer-
stiche versteigert, am 8. November moderne Möbel und modernes
Kunstgewerbe. Am 22 November kommen Gemälde alter Meister
an die Reihe. Die von uns angekündigte Auktion der B i b 1 i o -
thek Wilhelm von Bodes beginnt bei Lepke am 29. No-
vember.

*

Das Antiquariat Max Perl versteigert vom 28.—30. Sep-
tember unter anderem die Schloßbibliothek Arnim-Neuen-
s u n d. Die im Anfang des 18 Jahrhunderts begründete und
großzügig angelegte Sammlung enthält in der Hauptsache kultur-
geschichtliche V/erke und kuriose Literatur, alte Reisewerke,
Werke zur Topographie, sowie viele alte naturwissenschaftliche
Foliowerke mit prachtvollen handkolorierten Tafeln. Ferner ver-
zeichnet der reichhaltige Katalog viele illustrierte Bücher haupt-
sächlich des 18. und 19. Jahrhunderts. Besonders das 19. Jahr-
hundert ist in einer prachtvollen Kollektion vertreten: Daumier,
Dore, Gavarni, Grandville, Johannot u. a.; außerdem ist reich
vertreten deutsche Literatur in Erstausgaben. Die zweite Ab-
teilung des Kataloges enthält eine KoIIektion von modernen
Luxusdrucken aus Literatur und Kunst.

*

Hollstein und Puppel beginnen ihre Herbst-Ver-
steigerungen am 24. Oktober bis 26. Oktober mit dem Ausgebot
einer umfangreichen Sammlung von Kupferstichen, Radierungen,
Handzeichnungen des XV.—XVIII. Jahrhunderts. Unter diesen
Graphikschätzen befinden sich Serien von Dürer, Rembrandt,
O s t a d e u. a.

ft?ankfuvt a. jvl.

Rud. Bangel G. m. b H. eröffnet am 21. September und ff.
Tagen die Herbstsaison mit der Versteigerung von Gemälden und
europäischem Kunstgewerbe aus dem Nachlaß von Frau Geheimrat
Netto-Gießen und aus den Beständen eines süddeutschen
Fürstenschlosses. Bei den Gemälden moderner Meister überwiegt
die Münchener Schule des vorigen Jahrhunderts. In dem illu-
strierten Katalog 1020 finden wir die Namen Heinrich Bürkel,
F. v. Defregger, Max Gaisser, Grützner, Habermann, F. A. und
H. Kaulbach, A. v. Keller, Keller-Reutlingen, G v. Max, G. Papperitz,
Schmutzler, Toni Stadler, Stademann, StuhlmüIIer. Nicht weniger
gut ist die Frankfurt-Cronberger Schule vertreten. Anton Burger
mit einer großen Landschaft mit Staffage, Burnitz mit einem Motiv
an der Nidda, Peter Becker und Rumpf mit fein durchgeführten
Arbeiten, Carl Morgenstern mit drei italienischen Landschaften,

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