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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Septemberheft
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Martin, Wilhelm: Rembrandt-Rätsel, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0047

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prüfung bleibe ich bei dieser Meinung. Die Petersburger
sogenannte Saskia (Val. I, S. 406) balte ich für einen
Ausschnitt des Originals.

Weitere Traditions-Rembrandts sind z. B. der Barm-
herzige Samariter der Wallace-Collection (m E. nicht
eigenhändig), der „Blutige Rock Josephs“ (Val. I, 303;
für mich ein Lievens14) unter dem Einfluß von Jan
Steens Gruppierungsweise); der Abschied von Hagar
(Val. I, S. 304), über welches Bild Hofstede de Groot
sich noch kein Urteil gebildet hat,]5) welches aber wie
eine Schtiler-Arbeit anmutet. Auch den „kleinen“
Christus in Emaus im Louvre (Val. I, S. 463) sollte man

Obwohl es nun ja bekanntlich unter den „Autoritäts-
Rembrandts“ zahllose gibt. die man bestimmt als echt
annehmen kann und die auch allgemein, sogar von dem
in dieser Hinsicht meistens sehr kritischen Künstlern ge-
glaubt werden, so soll man sie doch nicht als Ausgangs-
punkt nehmen, gerade weil noch immer falscne Be-
stimmungen dabei sind. Und auch schon deshalb nicht,
weil der eine Kenner den Rembrandt anders „nimmt“
als der andere.

Keiner hat diese Sachlage deutlicher dargelegt als
Hofstede de Groot in seiner Zusammenstellung der
Schiiler und Nachahmer Rembrandts auf S. 463 ff. seines

Abb. 5. Rembrandt, Abraham bewirtet die drei Engel

Die Zeichnungen hierzu sind in der Sammlung Frey in Berlin und im Kupferstichkabinett daselbst.

sich einmal näher ansehen. Es ist dies ganz bestimmt
kein Original Rembrandts.

Gar groß ist diese Traditions-Reihe, von der bei
eingehender Untersuchung manches Bild ausfallen wird.

E. Ebensowenig wie von den letztgenannten Bildern
sollte die Stilkritik jemals ausgehen von der letzten
Rubrik, welche uns zu besprechen übrig bleibt, nämlich
die aus stilkritischen Gründen von den Rembrandt-
Spezialisten dem Meister gegebenen Bilder. Ich selber
ging z. B. einmal bei einer Untersuchung eine kurze
Zeit von dem „Six am Fenster“ der Sammlung Bonnat
aus (Val. I, 344). Die falschen Fährten, auf welche ich
dann geriet, führten immer weiter von Rembrandt weg.

H) Dr. H. Schneider macht mich darauf aufmerksam, daß
auch Bredius (Künstler-Inventare I, 221) dieser Meinung ist.

15) Beschr. u. Kritisches Verzeichnis, Rembrandt-Katalog
Nr. 6.

Rembrandt-Bandes im Beschr. und Krit. Verzeichnis (1915).
Nur glaube ich, daß das von ihm verworfene „engere“
Verfahren uns riäher zu Rembrandt bringen wird und
ich möchte daher ztt einem Versuch in dieser Richtung
anregen. Wer so arbeitet, wird vielleicht anfangs dem
Meister einige Gemälde zu wenig geben, aber der
Gesamteindruck wird klarer und einheitlicher und dadurch
treffender sein.

Im übrigen müssen erstens die Fälschungen entfernt
werden und dann, soweit möglich, Gruppen zusammen-
gestellt werden von gleichartigen Bildern, denen man
Verlegenheitsnamen zu geben hat. Ferner müssen un-
bedingt weitere Monographien über Rembrandt-Schtiler
zusammengestellt werden. Lievens ist z. B. ja bereits
in Angriff genommen. Es soll eben mehr und mehr,
gleichsam wie beim Tunnelbau, auch von der andern
Seite gearbeitet werden. Und, wie dort, werden bei

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