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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Septemberheft
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Collin, Ernst: Deutsche Einbandkunst: die Ausstellung des Jakob Krauße-Bundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0049

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Deut{ef)e Stnbandkunß

Die Aus(te((ung des lakob Krauße^Bundes

üon

Stmß Colltn

||ie Ausstellung, die der Jakob Krauße-Bund im Weißen
Saale des Berliner Schloßmuseums von Anfang
September bis Ende Oktober veranstaltet, bringt im
wesentlichen etwas mehr als hundert historische Buch-
einbände, etwa vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum
Anfang des 19. und rund vierhundert kunsthandwerkliche
Buchbinderarbeiten, die ausschließlich von den Mitgliedern
des Bundes gefertigt und zum überwiegenden Teil auch
entworfen sind. Dieses Nebeneinander einer knappsten
Auswahl klassischer Bindearbeiten und einer in breitem
Rahmen sich gebenden Schau von Einbänden dieser Tage

dieser Zeit, und es hieße die Berechtigung des Vorwärts-
schreitens leugnen, wollte man die alten Bucheinbände
als unübertrefflich hinstellen. So bewundern wir den
Mut des Jakob Krauße-Bundes, der sich nicht scheute,
die Arbeiten der Seinigen mit denen der großen alten
Meister des Handwerks zum Vergleich zu stellen; wir
bewundern die Mehrzahl der alten Bucheinbände, und
wir freuen uns der lebensvollen Schaffenskraft, die aus
den Arbeiten derMeister des Krauße-Bundes hervorleuchtet.

Der Jakob Krauße-Bund hat mit einer ihn selbst
ehrenden Geste sein kunsthandwerkliches Ziel durch den

Abb. 2

sagt uns zunächst, daß der Lebende recht hat, und sehr
erfrischend ist es auch, wenn durch die Räume unserer
Museen einmal der Hauch neuzeitlichen Schaffens weht.
Freilich ist es nicht nur die ehrwürdige Patina ihres
Alters, die uns in Gedanken das Haupt vor jenen alten
schönen Bucheinbänden entblößen läßt; an ihnen ersc’neint
uns, so ganz im Gegensatz zu den modernen Arbeiten,
alles wie von einem überragenden Kulturwillen beseelt,
der die Kunst und das Kunstgewerbe der klassischen
Zeiten adelte und ihnen Richtung gab. Aber letzten
Endes ist jenes stilistische Herumirren, jenes Suchen
neuer Wege, das wir bei den Arbeiten der Krauße-Bündler
feststellen, doch auch nichts weiter als der Ausdruck

Abb. 3

Namen eines Buchbindermeisters gekennzeichnet, der, wie
diese Ausstellung an Einbänden aus dem Sächs. Haupt-
staatsarchiv und der Sächs. Landesbibliothek beweist, zu
den Größten des Kunsthandwerks der Renaissance zu
zählen ist. Dieser Jakob Krauße, der in den sechziger
bis neunziger Jahren des 16. Jahrhunderts als Hofbuch-
binder eines sehr kunstverständigen und um das Handwerk
seines Landes sehr besorgten Fürsten, des Kurfürsten
August von Sachsen, wirkte, — dieser Mann mit dem
landläufigen Namen Krauße ist der echte Typus eines
mittelalterlichen Handwerkers. Er beherrscht die Stilarten
seiner Zeit, und er weiß sie, niemals auch im kleinsten
Ornamentteil fehlend, zu einem Ganzen zu gestalten, das

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