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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Oktoberheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Vom holländischen Kunstmarkt / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Ein neuer Theaterbau in Berlin / Das Kunstwerk eines kriegsbinden Bildhauers / Neue Kunstbücher / Kunstkataloge / Bode über die Auktion seiner Bibliothek / Eine Holzschnitzerei vom Berge Athos / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0081

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Smith, Stubbs, Sutherland, Turner, I. und W. Ward, Wolstenholme,
Woolett, bildet bei weitem die wertvollste Gruppe der Sammlung-
Es kann hinzugefügt werden, daß diese 3—400 farbigen engli-
schen Blätter sich fast ausnahmslos in tadellosen friiheren Ab-
drücken vorfinden, wie sie nur ganz vereinzelt sonst einmal in
Deutschland vorzukommen pflegen und auch in England selten
sind. Eine Besonderheit bildet eine kleine Abteilung von eng-
lischen Originalaquarellen, von Alken, Hills und Rowlandson, die
selbst in ihrem Heimatland zu den größten Seltenheiten zählen.
Endlich beschreibt der Katalog noch eine Sammlung von etwa
30 persischen Miniaturen verschiedener Jahrhunderte mit Jagddar-
stellungen. Diese Versteigerung findet am 11. und 12. November statt.

Jvtüncberu

ln der Galerie Helbing gelangen Ende Oktober die Nach-
lässe Prof. Carl Seiler, aus Stuttgarter Privatbesitz und Graf
Nicolai von Adlerberg, München sowie aus anderem
Besitz zur Versteigerung. Der Nachlaß Prof. Carl Seiler umfaßt
außer seinen geschätzten figürlichen Kostümbildern auch Archi-
tekturbilder aus deutschen Schlössern, aus der Kiosterkirche zu
Ettal und der Johanniskirche, Miinchen. Wir lernen den Künstler
aber auch als Landschafter mit Motiven aus Holland und Deutsch-
land kennen. Aus Stuttgarter Privatbesitz seien besonders die
„Kinder am Strande“ von Anselm Feuerbach (Uhde-Bernays,
Feuerbach S. 123) genannt, ein Werk das in seelischer und male-
rischer Wiedergabe zu den besten Werken des Künstlers gehört.
Anschließend daran seien aus dem weiteren Bestande der Ver-
steigerung noch einige Namen wie L. Dill, Braith, Bredt, Best,
Czachorsky, Dupre, Dansaert, 0. Faber du Faur, Hoguet, Haber-
mann, F. A. v. Kaulbach, A. v. Keller, Herm. Kauffmann, Kröner,
Lier, Laupheimer, Mayr-Graz, A. v. Meckel, Overbeck, Roubaud,
Ricard, Richet, A. Seitz, Suchodolsky, Schlesinger, Tischbein,
Trübner, Alex v. Wagner, Waldmüller, Wenglein, Ernst Zimmer-
mann, J. B. Zwecker u. a. m. herausgegriffen. Auf zwei Bilder
möge noch besonders hingewiesen sein, nämlich auf W. v. Diez
„Reiteridylle“ und C. Spitzweg „Anachoret“.

Anfang November findet in der Galerie Helbing eine Ver-
steigerung verschiedener Antiquitäten aus dem Nachlaß Nicolai
Graf Adlerberg f, München, aus Stuttgarter Privatbesitz u. and.
Besitz statt. Eine stattliche Zahl guter Möbel und Einrichtungs-
gegenstände, wie Lüster, Teppiche, Vorhänge und vier vollständige
Speiseservice der Manufakturen Berlin, Ludwigsburg, Wien (Me-
daillondekor) und Sevres usw. kommen zum Aufruf. Daneben
bieten kleinere Sammlungen von Türschlössern, Gläsern, Silber-
sachen, Dosen, Miniaturen, Stichen und vor allem interessante
Fayence-Schauteller verschiedener Manufakturen für Sammler
manche Anregung. Die alten Gemälde stehen diesmal der Zahl,
nicht aber der Qualität nach zurück. Die Plastik wird nur durch
moderne Bronzeabgüsse nach alten Meistern vertreten.

IDieru

Nun liegt der Katalog der hervorragenden Fayencen-
Sammlung aus dem Nachlaß des Erzherzogs Ludwig Victor
vor, die, wie wir berichtet haben, vom 24. bis 27. Oktober im
Dorotheum zu Wien versteigert wird. Der Katalog, der von
Prof. Dr. E. W. Braun bearbeitet ist, nennt 601 Nummern.
Dr. Braun hat über diese kostbare Sammlung im 1. September-
heft des „Kunstwanderers“ einen orientierenden Aufsatz publiziert.

*

Das Dorotheum hat die bekannte Sammlung des ver-
storbenen Konsuls Graf, bestehend aus 50 der berühmten
durch ihren impressionistischen Stil überraschenden helle-
nistischen Porträts und mehr als 250 Stücken gewebter
Stoffe der spätgriechischen, römischen und frühchristlichen
Zeit aus dem Faijum (Oberägypten), sowie die von Prof Braulik
beschriebene Sammlung von altägyptischen Geweben
von Königsmumien aus der Zeit der 5.-26. Dynastie (269 Muster),
endlich sieben ganze Mumienhüllen erworben und wird sie im
Jänner 1922 zur Versteigerung bringen.

Rembrandt, Selbstbildnis mit Agraffe

Auktion bei Hollstein & Puppel, Berlin

Kunt'tausl’tchungcn.

Beültru

In den Kunstsalons scheint man mit Volldampf zu arbeiten.
Das ist ein günstiges Zeichen, obgleich die Wirtschaftslage nicht
gerade zum Frohlocken einlädt. Dabei ist jetzt Berlin um einen
Kunstsalon reicher geworden: Die Galerie Alfred Flechtheim
aus Düsseldorf zeigt in mehreren Räumen eine ebenso umfang-
reiche wie interessante Auswahl der jüngsten französischen und
deutschen Kunst. Flechtheim ist, wie man zu sagen pflegt,
„westlich orientiert“. Man kann also jetzt bei ihm bequem
alle die Dinge studieren, die man während der letzten Jahre
zum Teil durch schwarz -weiße Reproduktionen kennenlernte.
Ich bin zwar durchaus nicht der Ansicht, daß z. B. ein P i c a s s o
durch den Kubismus gehen mußte, um zu einem so plastisch und
farbig bewegten „Pierrot“ zu kommen, wie er hier zu sehen ist,
aber ich muß sagen, daß dieses Bild mich ebenso entzückt, wie
mich seine kubistischen Experimente amüsieren. Und ich muß
sagen, daß die beiden Matisse „Die Küste“ und das „Rote
Interieur“ zwei höchst interessante Bildchen sind, die gar nichts
Revolutionäres in sich tragen und nicht im geringsten revolutio-
nierend wirken, während der Riesenschinken Chagalls „Das
Interieur“, das Flechtheim auch in seinem „Querschniit“ abbildet,
mir stark auf die Nerven geht. Dafür zeigen der „Steinbruch“
von Andre Derain, „Die Citrone“ der Marie Laurencin
und die „Dorfstraße“ von Maurice de Vlaminck fein kultivierte
Farbentöne. Unter den Deutschen, die da friedlich zwischen den
Franzosen hängen, ragt Rudolf Levy mit seinen koloristisch
sehr lebhaften Stilleben hervor. PaulKlee ist mir zu geistreich:
seine „Landschaft mit Bergen“ mit den eingezeichneten Zeichen
und Buchstaben erinnert mich an das ABC der Soldatenschulen,
wo „Die Karte“ mit den „Ziegeleien“, „Forsthäusern“ usw. gelehrt
wurde, und seine mosaikfarbene Kioskarchitektur ist Ietzten Endes
doch kaum mehr als kunstgewerbliche Malerei. Plastiken von
Maillol, Minne, de Fiori u a. machen diese interessante Schau
noch abwechslungsreicher.

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