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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Oktoberheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Vom holländischen Kunstmarkt / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Ein neuer Theaterbau in Berlin / Das Kunstwerk eines kriegsbinden Bildhauers / Neue Kunstbücher / Kunstkataloge / Bode über die Auktion seiner Bibliothek / Eine Holzschnitzerei vom Berge Athos / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0082

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In der Galerie Schulte geht es schon viel ruhiger zu.
Nur die flotte Gruppe der Zeichner von den „Lustigen Blättern“
unterbricht hier die Beschaulichkeit. Der Münchner Landschafter
Otto B a u r i e d 1 zeigt farbige, manchmal zu luftlose Impressionen
von seinen Gebirgswanderungen, R. Koch-Zeuthen seine
mit sorgfältiger Pedanterie durchgeführten Interieurs, Wiihelm
Blanke seine virtuosen, lichtglitzernden Stilleben. Schwach ist
diesmal der „Block“ (Bund Deutscher Künstler). Aber die
Zeichner von den Lustigen Blättern, die Kainer, Simmel,
Trier, Ehrenberger bringen „Leben in die Bude“. Es ist
schon was wert, wenn in der Kunst auch einmal der Humor zu
Worte kommt.

Der Kunstsalon Carl Nicolai zeigt neben einer Reihe
bekannter starker Corinths Arbeiten von E. L. Kirchner, Otto
Müller u. a. Unter den älteren Bildern ragt ein köstlicher Studien-
kopf aus Fritz v. Uhdes Pariser Zeit (1888) hervor. Stilleben

Bronzerelief des blinden Bildhauers Jakob Schmitt, Frankfurt a. M.

von Ernst Zimmermann und Th. H a g e n schließen sich an.
Ein Wirtshaus-Interieur von Hugo Kaufmann gewinnt dadurch
an Reiz, daß die servierende Kellnerin von Wilhelm v. Diez
gemalt ist.

Bei Gurlitt ist eine Gruppe zu Gaste, die sich „Freie
Bewegung“ nennt und die eine Reihe deutschösterreichischer
und tschechoslowakischer Künstler vereinigt. Der graue Gobelin-
ton der Landschaft des Pragers Willi Nowak ist ansprechend,
Friedrich Feigl gibt seinen primitiven Figuren farbige Umrisse,
Viastimil Hofmann ist ein Lyriker des Pastells, der die Sil-
houette der Landschaft in samtene Koloristik taucht. Mit dieser
Begabung wird man vielleicht zu rechnen haben. Man sollte uns
aber von den Pragern einmal auch den Richard Pollak zeigen,
dessen „Expressionen“ märchenhafte Anmut atmen, und Pollaks

Frau Hilde, die übrigens eine Meisterin des gestickten
Bildes ist. Von den Wienern der „Freien Bewegung“ ist vor-
läufig nicht viel zu sagen: A. Jusiitz, K. Zirncr und Carry Hauser
sind nur zu nennen. Vorläufig sind sie noch Anempfinder.

Ein Eigener unter den Wienern ist und bleibt trotz manchem
seiner Farbenexperimente Oskar Kokoschka, von dem jetzt
der Kunstsalon Dr. Goldschmidt - Dr. W a 11 e r s t e i n eine
Serie von Zeichnungen ausstellt. Kokoschka ist mir in der
Zeichnung lieber als in seiner Malerei, unter deren jüngsten
Stücken allerdings die „Madonna mit Kind“ eine starke Probe
seines expressiven Farbenempfindens ist, und unter den Zeich-
nungen wieder interessieren mich jene linienhaften, graziösen
Akte aus seiner ersten Wiener Zeit, die etwa zehn Jahre zurück-
liegt, und schließlich die brillanten Dresdner Porträtstudien der
letzten anderthalb Jahre. Diese Kokoschka-Ausstellung ist schon
sehenswert. Adolph Donath.

*

Amsler und Ruthardt stellen vom 15. Oktober an die
Gemälde und die Graphik des Berliners Paul Hans 0 h m e r t aus

*

Hermann Hirzel, der bekannte Maler-Radierer, hat seine
langjährige Tätigkeit als Leiter der Berliner Künstlerhaus-Aus-
stellung aufgegeben. Dem Künstlerhause hat er durch seine
Kunstbeziehungen zu zahlreichen Erfolgen verholfen. Hirzel wird
sich jetzt offenbar selbständig im Kunsthandel betätigen und —
er wird jetzt hoffentlich auch etwas für seine eigene schöne
Kunst des Radierens tun.

*

In Berlin-Tempelhofist vor kurzer Zeit ein Kunst-
salon eröffnet worden, der sich von den üblichen Kunstausstellungen
durch die Intimität der Räume unterscheidet: Frau Kahn-Zimmer-
mann hat nämlich die Arbeiten der Künstler, die sie aussteüt —
zur Zeit sieht man dort die Künstlergruppe Süd-West — geschickt
und geschmackvoll um das Mobiliar ihrer Wohnung gruppiert.
Der Parthenon heißt dieser Kunstsalon von Tempelhof. Die
Gruppe Süd-West nun zeigt zwar nichts überraschendes, doch
immerhin ehrliche solide Malereien von F. Tennigkeit, F. Pirner,
Max Lefeber, W. Posorek sowie Plastiken von Eugen Wagner,
Nonnenmacher u. a. Außerdem interessieren farbenaparte Ent-
würfe von Max Malitz und talentvolle Holzschnitte von
D. Oler mit biblischen Motiven.

Üami q.

Im Stadtmuseum zu Danzig ist eine Ausstellung
moderner deutscher Handzeichnungen eröffnet worden, die das
Danziger Kupferstich-Kabinett in den letzten 9 Jahren angekauft
hat. Charakteristisch vertreten sind: Max Liebermann, Albert
Weisgerber, Max Pechstein, Emil Nolde, Otto Lange und die
Bildhauer Georg Kolbe und Edwin Scharff. Einen großen Saal
für sich beanspruchen die Danziger Künstler und solche, die in
Danzig vorübergehend sich Heimatrecht erworben haben. Hervor-
zuheben sind unter diesen: Fritz A. Pfuhle, der Lehrer an der
Danziger Hochschule, Julius Karl Zellmann, Stanislaus Chlebowski
und Hildegard Toerckler. Die Ausstellung soll drei Monate ge-
öffnet bleiben.

Dttesderu

In der Galerie Ernst Arnold sind neuausgestellte Werke
von: Corinth, Nolde, Böckstiegel und Kleinplastiken von Albikker,
Edzard, Gaul, Hoetger, Kolbe, Lehmbruck, Tuaillon. Die dies-
jährige große Ausstellung der Dresdner Sezession 1919
wird bei Arnold voraussichtlich am 16. Oktober eröffnet. In diesem
Jahr sind nur die Mitglieder beteiligt. Die auswärtigen Mitglieder
sind: Heinrich Campendonk, Reinhold Ewald, Lyonel Feininger,
Paul Klee, Ludwig Meidner, Schmidt-Rottluff.

*

An die Dresdner Stadtbibliothek, der bereits die
Bibliotheken der Ökonomischen Gesellschaft von Sachsen, der
Dresdner Ortsgruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft und der
Vereinigung Dresdner Schulärzte als Depositum angegliedert

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