Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

DOI Heft:
1. Novemberheft
DOI Artikel:
Kunststiftung für Philadephia / Kunstausstellungen / Vom Dresdner Altertumsmuseum / Kunstauktionen / Aus der Künstlerwelt / Der Verkauf des "Blue Boy" / Neue Kunstbücher / Werbung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0138

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kunftausftellungeru

Berltnßü Sesef{ton.

Die 41. Ausstellung der ßerliner Sezession steht
unter einem günstigen Stern. Indem sie in der Hauptsache
Qualitäten vereinigt, erhebt sie sich weit über das übliche Niveau.
Man hat also rücksichtslos juriert, hat die sogenannten Mitläufer,
die sonst nur „Kunst“ aus diitter Hand bringen, laufen lassen.
So hat man dem Gesamtbild der Schau erfreulich genützt.

Das kleine starke Selbstbildnis Lovis Corinths wird von
zwei Lesser U r y s flankiert, und um diese beiden großen Kämpfer
gruppieren sich im Hauptsaal die übrigen Stützen der Sezession.
Corinths „Großmutter und Enkelin“ und seine „Kunstfreunde“
sind von geradezu jugendlichem Schmiß und auch in der „Frau
mit Putten“ stecken die Vorzüge seiner Meisterkunst. Urys
kostbare Atelierszene, sein stimmungsvoller „Mondschein“ sowie
der frühe farbentemperamentvolle „Reiter“, den man im vierten
Saale sieht, repräsentieren vorzüglich zwei Schaffenspeiioden des
gefeierten Meisters. Eugen Spiro zeigt sich im Bildnis seines
Sohnes als Porträtist von Rang. Seine „Ruth im Zelte Noas“ ist
eine ganz aparte Probe modernen koloristischen Empfindens.
Ernst Opplers „Freundinnen“ wirken durch die sehr duftige
Zartheit der Farbenabstimmung, Charlotte Berend gibt in ihren
delikat gemalten Stilleben das Lichterspiel der Gläser überaus
reizvoll wieder, Erich Büttner komponiert in dem Bilde „Der
Rummel Leben“ gtfühlte Graphik in gedachte Malerei um, aber
in seiner „Diana und Aktäon“ weiß er die Szene malerisch ernst
zu beleben. Finetti wächst mit seiner Kunst: die Impression
von der „Rennbahn“ ist von wuchtigem Schwung. Erich Klos-
sowski geht sinnend den Spuren Delacroix nach, dagegen
packt Franz Heckendorf in seiner neuen Landschaft die
Probleme des Lichts kräftiger und wirksamer an als bisher.
Jaeckel, Kohlhoff, Krauskopf sind sich gleich ge-
blieben. Klaus R i c h t e r spinnt sich immer tiefer in seine alt-
deutsche Farbenwelt ein, Magnus Zellers „Christus“ ist in und
trotz seiner Stilisiertheit ein höcht achtbares Stück, Hans G e r s o n
entwickelt sich schon freier und zwangloser. Die Landschaften
von Paeschke, Josef Oppenheimer und Walter R o e s s -
n e r interessieren hier ebenso wie die scharf beobachtete „Kohlen-
grube in Oberschlesien“ von Max Fleischer und das aus-
gezeichnete Einstein-Porträt von Hermann S t r u c k.

Zu nennen sind schließlich noch die Münchner Josef Eberz
und Maria Caspar Filser (Filsers Stilleben haben Leuchtkraft).
Von der Kunst des uns leider so früh entrissenen Albert Weiß-
gerber sieht man markante Proben. Eine besondere
Kollektion aber ist die von Leo von König, der vor kurzem
seinen 50. Geburtstag beging. Sie stellt uns den Porträtisten
von seiner besten Seite vor: das Bildnis des verstorbenen
Hamburger Kunstsammlers Theodor Behrens ist ein Kabinett-
stück. Künstlerisch fein sind auch Königs Skizzen „Der barm-
herzige Samariter“ und seine Tierstudien.- sie geben ein Bild
ernsten Könnens und vornehmer Kunstauffassung.

Die Plastiker der Sezession sind durch Ernst Wenck,
Josef Thorack, Alexander Oppler und Totila Albert
künstlerisch würdig vertreten. Josef Wackerle als Holzbild-
hauer ist uns neu. Er scheint aber auch dieses Material zu
zwingen. Seine „Zwei Knaben“ haben Eigenart.

Adolph Donath.

*

lm Staatlichen K u n s t g e w e r b e m u s e u m wurde
am 12. November eine Ausstellung: Buch und Bild eröffnet.
Gleichzeitig findet eine Ausstellung neuzeitlicher Drechsler-
arbeiten statt. Über diese Veranstaltungen wird noch zu
sprechen sein.

*

Bei Peter Kronthal sind jetzt alte Skulpturen ausgestellt.
Erwähnt seien eine Grablegung in Holz, fränkisch um 15C0, eine
Pietä, Terrakotta, um 1600, ein Christus, Elfenbein, spanisch um
1700.

*

Maler Ernst Wienes stellt in seinem Berliner Atelier,
Kupfergraben 4, kunstgewerbliche Stücke, wie gestickte Bilder,

Kissen usw. aus. Einzelne Stücke zeichnen sich durch geschmack-
volle Zeichnung und Farbe aus.

Cbßnarut%

Bei Gerstenberger werden neben der Kokoschka-
Ausstellung Werke von Meistern des 19. Jahrhunderts gezeigt,
u. a. Hans Thoma, Carl Schuch, Eduard Schleich, Ludwig Dill
Friedrich August v. Kaulbach, Fritz Böhle und Louis Eysen.

fvankfuvt a. |vt.

Im Kunstverein sind eine große Kollektion plastischer
Werke von Benno Elkan, graphische Kollektionen von Ernst
B a r 1 a c h - Berlin, Hermann K u p f e r s c h m i d - Karlsruhe und
eine KoIIektion javanischer Aquarelle von Max Dauthendey
ausgestellt.

*

Im graphischen Kabinett der Kunsthandlung H. Trittler
Inhaber Paul Schiltz, stellen Hans Alexander Müller, Leipzig und
Margit Manz, Alzey eine umfassende Kollektion ihrer graphischen
Arbeiten aus.

Jiambupg.

In den Hansa-Werkstätten sind die kunstphotographischen
Arbeiten von Minnie Diez-Dührkoop ausgestellt, die seit
dem Tode des unvergeßlichen Rudolf Dührkoop sein Atelier
künstlerisch weiterführt. Nicht nur die prächtigen Kamerabildnisse,
sondern auch die tonigen Landschaftsstücke und Trachtenbilder
erregen großes Interesse. Sie verraten die starken Errungen-
schaften der modernen Photographie und nicht zuletzt das feine
künstlerische Sich-Emleben der Minnie Diez-Dührkoop.

Stuttgavt.

Das Landesgewerbemuseum zeigt Schülerarbeiten
der Handwerker- und Kunstgewerbeschule zu Essen-Ruhr, Tanz-
studien von Theodor Paul Etbauer-Hamburg sowie die Ergebnisse
des Notgeldwettbewerbes des Kunstgewerbevereins „Vorwärts“
in Schwäb. Gmünd. Im November gelangen die Einsendungen
zu dem soeben entschiedenen großen Wettbewerb für ein Kaffee-
und Teeservice in versilbertem Hartmetall zur Ausstellung, den
das Landesgewerbemuseum für die Württembergische Metallwaren-
fabrik Geislingen-Steige ausschrieb. Die auf 65 000 Mark erhöhte
Gesamtsumme der Preise wurde zu gleichen Te len unter folgende
Preisträger verteilt: K. Jochheim und Alfred Kopka in Berlin,
Wilhelmine Sudeck-Bremen, A. Bernheim-Düsseldorf, E.Schwemmle-
Faurndau, Fr. Glaser-Karlsruhe, T. Parzinger und Hertha von Wersin
in München, M. Fork-Reutlingen, Friedl Jaud und A. Mantel in
Stuttgart, Gerta Schroedter-Schloß Talheim, C. Hagenauer-Wien.
Außerdem erfolgten 3 Ankäufe.

Das Kunsthaus Schaller bringt eine Übersicht über das
in den Jahren 1909 bis 1921 geschaffene malerische Werk von
Käthe Schaller-Haerlin, vornehmlich Bildnisse; daneben Gemälde
und Bildwerke anderer süddeutscher Künstler und, im graphischen
Kabinett, eine Ausstellung der Gurlitt-Presse.

Dom Dt’esdnet’ Aftet’tumsmufeum.

In der letzten Sitzung des Sächsischen Altertumsvereins wurde
auf die ungünstige finanzielle Lage des Vereins hingewiesen, die
die Schließung des ihm gehörigen Altertumsmuseums im Großen
Garten befürchten ließ. Dies scheint nunmehr abgewendet worden
zu sein, denn der Verband der Antiquitätenhändler im Freistaat
Sachsen und der Mitinhaber der Firma Kretzschmar Bösenberg&Co.,
Herr Alfred Bösenberg, haben dem Verein außerordentliche Beiträge
für das Museum zur Verfügung gestellt. Allerdings ist damit noch
nicht alle Gefahr beseitigt, daß das Museum geschlossen werden
muß, und es wird mehrerer derartiger Zuschüsse bedürfen, diese
Gefahr abzuwenden.

Das Museum, das nun über 80 Jahre besteht, ist reich an
ortsgeschichtlichen Gegenständen, insbesondere auch aus dem
Gebiete kirchlicher Kunst, wo Altäre und Figuren in größerer
Anzahl davon zeugen; aber auch andere Gebiete der Kunst sind

112
 
Annotationen