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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Aprilheft
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Schweinfurth, Philipp: Kunst und Kunstsammeln in Rußland: die wiederauflebende russische Kunstforschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0408

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Schweden des 18. Jahrhunderts noch durch Lundberg
vertreten sind.

Seit dem 7. November 1920 besitzt Moskau ein
M u s e u m für — Kinderspielsachen. Sie sind
dort aufs verschiedenartigste dargestellt, in histo-
rischer Entwickelung ebenso wie nach der Technik
ihrer Anfertigung (Maschinenarbeit oder Heimarbeit)
nach ihren Beziehungen zu Erscheiungen des öffent-
lichen Lebens (Moden, geschichtliche Ereignisse und
Persönlichkeiten, Krieg und Militarismus, religiöser
Kultus usw.) ebenso, wie nach dem Gesichtspunkt, ob
sie von Erwachsenen für Kinder oder von Kindern
selbst zum eigenen Ergötzen angefertigt sind. Exo-
tische Puppen und alte Puppen stehen mit national-
russischen Volkspuppen zusammen, von denen man
dem Referenten gern glauben will, daß sie außerordent-
lich sind; die primitive Phantasiekraft, das künstle-
rische Geschick des russischen Volkes hat man ja von
jeher inmitten von Schmutz, Tiefstand und Verelendung
bewundern können.

Über die Vorgänge auf dem Gebiete des Kunst-
lebens in Westeuropa sind die letzten Hefte aufs beste
orientiert, nachdem Bücherbesprechungen schon von
Anfang an vorgesehen waren. Im lithographierten
Schreibmaschinentext des ersten Heftes findet sich ein
längeres Referat über die dritte Auflage vou B o -
nath’s „Psychologie des Kunstsammelns“. Weiter-
hin sind die meisten neuen deutschen Bücher be-
sprochen oder doch erwähnt, u. a. auch die neue Alber-
tina-Reproduktionen, bei Baer in Frankfurt. Moskau
besitzt eine hübsche Sammlung von Handzeichnungen
im Rumantseff-Museum, dessen graphische Abteilung
überhaupt interessant ist. Aus Deutschland wird be-
richtet über den Schluß der Auktion Davidsohn und
über die Auktion Busch, über die Dante-Ausstellung des
Kupferstichkabinetts, über den Botticellifund in Hanno-
ver und über den Venuswagenprozeß in Berlin. Wenn
in der russischen Graphik der Gegenwart die Erotika

eine hervorragende Rolle spielen, so braucht dies ge-
wiß kein Beispiel für den Westen zu sein, der ja auch
in manchen anderen Beziehungen anders denkt. Per-
sönlichkeiten wie G o r i n t h sollten sich aber überall
in der Welt, also auch in Deutschland, über alles, was
ilinen beliebt, frei aussprechen können, ohne von der
heiligen Polizei zur Verantwortung gezogen und nach
den (.esichtspunkten eines Konsistoriums w'egen ,,On-
zocht“ verurteilt zu w^erden.

Eine besondere Abteilung unter dem Titel R o s s i -
c a referierte über die russischen Künstler im Auslande.
Nicht unerwähnt dürfen zwei Petersburger Veröffent-
lichungen des Jahres 1921 bleiben, über die Daten mit-
geteilt werden. Es sind dies die zum ersten Mal er-
scheinenden Jahrbücher der Ermitage („Sbornik Ermi-
tasha") und des russischen kunsthistorischen Instituts
in Petersburg. Die Ermitagepublikation soll aufs beste
in Druck und Abbildungen ausgestattet sein. Sie enthält
Beiträge von Benois über englische Porträts des XVIII.
Jahrhunderts, von Troinitzki über C.eorg Heinrich
König, Kupferstecher und Alchimist aus der Zeit Kathe-
rina II., von Liphart über den Tizian (Flucht nach
Aegypten) in Gatschina, von Waldhauer über perga-
menische Bildwerke der Ermitage. Das Jahrbuch des
Instituts euthält den ersten Teil weitangelegter Studien
zur Geschichte des antiken Porträts, von Waldhauer.
Auch hier soll die Ausstattung die beste sein, die vor-
züglichen Aufnahmen der Bildw^erke werden be-
sonders hervorgehoben.

Verschiedene andere russische Publikationen
werden des weiteren in den letzten Heften angezeigt —
während in Heft 3 sich noch ein längerer Aufsatz über
die handschriftlichen Bücher findet, die in den letzten
Jahren in Rußland kursierten und von denen einige, in
Ermangelung von Papier, auf Birkenrinde ge-
schrieben waren.

( S c h 1 u ß f o 1 g t.)

Sequeira'(Portugal)
Studienblatt mit acht Köpfen.
Datiert Paris 1823

Aus der Auktion

der Lithographien - Sammlung

Prof. Dr. Politzer (Wien) bei
Amsler und Ruthardt, Berlin

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