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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Aprilheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Zwei Bouchers an den Tenor Mac Cormack verkauft / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Vier Kinger-Zeichnungen in der Nationalgalerie gestohlen / Kleine Kunstchonik / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0418

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Erhard Schön, Heiliger Sebastian

Sammlung Julius Hofmann bei C. 0. Boerner, Leipzig

merkungen aus, die zu den einzelnen Stücken gegeben werden,
sondern auch durch sein vortreffliches Abbildungsmaterial. Die
am höchsten geschätzten Kunstwerke der Sammlung sind ein
Hochrelief aus rötlichem Sandstein vom Ende des 15. Jahrhunderts,
dem Pyrgoteles zugeschrieben — das Stück ist mit 20 Millionen
Kronen bewertet — und ein auf die gleiche Summe geschätztes
ornamentales Marmorrelief des 1516 in Ferrara gestorbenen
Antonio Lombardo. Unter den Bronzen befindet sich eine
Minerva des Alessandro Vittoria, die mit 8 Millionen Kronen be-
wertet wird. Über die in der Auktion erzielten Preise wird
berichtet werden.

Kunftausftettungen.

Ber(tn.

Emil Orlik war niemals interessanter als jetzt. Ja, inte-
ressanter. Denn dieser temperamentvolle Beherrscher aller gra-
phischen Kiinste legt heute in der N e u e n K u n s t h a n d 1 u n g
einen solchen Reichtum an neuen, kiinstlerisch starken Blättern
aus, daß man überrascht ist und angeregt wird. In einer Reihe
von Pastellen gibt er in ganz schlichter Weise Landschaftsein-
driicke wieder. Und wirkt gerade durch die Anspruchslosigkeit
dieser farbigen Impressionen. Daneben aber drängt sich Kopf an
Kopf: Moissi, Kortner, Graetz usw. Lauter meisterhaft erfaßte
und verlebendigte Porträts. Und schließlich sind noch Orliks
Blätter aus der bei Bruckmann erschienenen Reise nach Japan da
und die famosen Steinzeichnungen aus der Reigen-Prozeß-Mappe
(Verlag Neue Kunsthandlung) mit den sprechenden Köpfen Alfred
Kerrs und Wolfgang Heines.

In der Wilmersdorfer Kunsthalle hat Reinhard
Pfaehler von Othegraven ein eigenes Kabinett. Ein
ernster Maler, dem es anscheinend sehr ernst um die Kunst ist.
Seine biblischen Tempera-Bilder haben Rückgrat. Der lebhaft em-
pfundene Christus vor Pilatus und die schillernde Bergpredigt, wo
die helle Christusgestalt in malerischem Gegensatz steht zu der
aus dunkel verschwimmendem Blau auftauchenden Menge, sind
wohl die Hauptstiicke. Doch auch die Holzschnitte Pfaehler von
Othegravens verdienen Beachtung. Sie sind voll von Bewegung.

Neben dieser Reihe fällt in der Ausstellung eine in Stimmung
und Farbe höchst apparte javanische Landschaft von Max
Fleischer auf. D.

*

Der Kunstsalon Carl N i c o 1 a i eröffnete am 5. April seinc
Frühjahrausstellung, die u. a . Hauptwerke von C o r i n t h ,
Uhde, Slevogt, Hoguet umfaßt.

Die üalerie Dr. Goldschmidt — Dr. Wallerstein
zeigt im Monat April Gemälde und Aquarelle von Anton K e r s c h -
b a u m e r und Karl Schmidt-Rottluff.

*

Eine Ausstellung antiker Öfen ist bei Friedmann
und W e b e r eröffnet worden. Über 30 Original-Öfen aus
fiüheren Jahren von der Renaissance- bis zur Biedermeierzeit
werden hier gezeigt.

*

Das Kiinstlerhaus bringt im April ein Nachlaß- Aus-
stellung Fritz S c h ö n. Ferner stellen Kollektive aus: Kurt Leyde-
Madrid, M. Vollmberg-Mexiko, Walter Mische und Karl Wendel-
Berlin.

*

In der Gutenberg - Buchhandlung sind Aquarelle von
Franz Heckendorf ausgestellt.

Cbemmt%

Zur Feier ihres fünfundsiebzigjährigen Bestehens veran-
staltete die Kunstausstellung Gerstenberger eine Ausstellung
von Gemälden, Graphik und Plastik der letzten sechzig Jahre.
Diese zeitliche Abgrenzung ist keine zufällige: lassen sich doch
im genannten Zeitraum alle die künstleiischen Strömungen fest-
stellen, aus denen die Kunst unserer Tage emporwuchs. Es ist
erstaunlich und dankbar zu begrüßen, daß es dem Kunsthaus ge-
lang, vorwiegend aus Privatbesitz einige hundert Werke zu
dieser entwicklungsgeschichtlich so bedeutsamen Ausstellung zu
vereinen, unter deren Schöpfern kaum einer der großen Meister
fehlt, die kunstgeschichtlich irgend bedeutsam waren, bezw. sind.
Von Feuerbach bis zum allerjüngsen Liebermann und dem
Corinth des prachtvollen Walchenseebildes von Hildebrand hier
und Rodin dort bis Maillol und Kolbe, bis Barlach, Hoetger und
Minne — um Gegenpolige zu nennen — reicht die Kette. Co-
rinths Entwicklung aus dem Atelier zum Leben, aus dem „Motiv“
zur Formung einer gleichgültig wie determinierten Kraft deckt
ein ganzer Zyklus von Bildern auf. Liebermanns jüngste Porfrät-
kunst, seine „Wasservilla“, sein „Gärtner mit Papageien“ zeigt
die Tendenz auf Herausarbeitung der nervösen Struktur des
Lebendigen im Gegensatz zu der ebenfalls gezeigten, minder be-
wußten, mehr frar.zösischen Malweise des jungen Liebermann.
Slevogt als dritter „Erfüller“ des deutschen Impressionismus ist
ebenfalls vertreten. Die Einsamen : Maiöes, Hodler, Munch sind
durch einzelne Proben. die „Neuidealisten“ (wenn man sie so
nennen will) Klinger, Thoma, Steinhausen sind — was sehr ver-
dienstlich ist — nicht nur durch die bekannteren Typen ihrer
großflächigen Iiterarischen „Kompositionen“, sondern durch kleine,
sehr wesentlich Landschaftsstudien vertreten, die ein ganz neues
Licht vor allem auf Steinhausen (Taunuslandschaft) und Klinger
(Garten) werfen. München und Wien werden gezeigt, Schuch
und vor allem T r ü b n e r beweisen ihre größere Kraft gegenüber
den Zivilisationsmalern Albert von Keller, Samberger und Haber-
mann. Vom Porträt-Leibl ist nur das Bildnis eines Pferdes da,

Wilhelm Reuter, Andruck für einen Ein-Thaler-Schein

Sammlung Polilzer bei Amsler und Ruthardt, Ber'iin

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