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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Aprilheft
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Sauerlandt, Max: Ernēstos Matthaēos
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0437

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Es ist nicht nur der Geist und die innere künstle-
rische Form der kleinen Bildwerke Matthaeis, die einen
Zusammenhang zwischen seinen und Ohmachts Ar-
beiten, die ihm von dessen Verehrer Meier sicherlich
vorgewiese n worden sind, wahrscheinlich
machen. Ein äußeres Moment kommt hinzu. Schon
Ohmacht hat seine plastischen Bildnisminiaturen, um
sich als echten Schüler der Hellenen auszuweisen, ge-
legentlich mit griechischen Lettern bezeichnet — so
zum Beispiel gerade das aus Hamburgischem Besitz
stammende, also wohl auch hier kurz vor Matthaeis
Kommen entstandene Profilbildnis unseres Museums,
das Dammann mit gutem Grund für ein idealisiertes
Selbstbildnis Ohmachts halten möchte.3) — Matthaei ist
diesem Beispiel gefolgt: alle drei neuerworbenen Klein-
bildwerke seiner Hand im Hamburgischen Museum

Abb. 2. Ernst Matthaei, Bildnisrelief Johann Georg Büsch
Bronzeguß vom Büsch-Denkmal in Hamburg
Bez.: ERNEST: MATTtEI MDCCC. Größe: 57X57 cm

tragen seine Namensaufschrift in griechischen Kapi-
talien (Abb. 6).

*

Als der junge Matthaei zur Zeit der Planung und
Errichtung des Büschdenkmals um die Jahrhundert-
wende in Hamburg weilte, war der 1779 zu Dresden ge-
borene eben 21 Jahre alt.

Er entstammt einer sächsischen Künstlerfamilie.
Der Vater Johann Gottlob Matthaei (1753—1834) war
Modelleur an der Meißener Manufaktur; sein bekann-
testes und bedeutendstes Werk sind die Medusen-
masken, die figürülichen Reliefs und die anderen plasti-

?j Gleichfalls 9MAXT bezeichnet ist ein weibliches Profil-
bildnis im Landesgewerbemuseum in Stuttgart. Vgl. Bericht iiber
das Jahr 1910, S. 44. Abb. 46.

schen Zierrate in Bisquitporzellan an dem großen 1782
vollendeten Wandofen im Kaminzimmer des grünen
Gewölbes. Schon an diesem kostbaren in vergoldete
Bronze reich montierten, mit rahmenden Leisten aus
Steinmosaik von Johann Christian Neuber ausge-
schmückten Prunkstück atmet alles figürliche rein
klassizistischen Geist, denselben Geist, in dem auch die
Werke des Sohnes geschaffen sind.

Wie der junge Matthaei nach Hamburg gekommen
ist, wissen wir nicht, lange hat er sich hier keinenfalls
aufgehalten. Zusammen mit dem berühmteren, zwei
Jahre älteren Bruder Johann Friedrich, der ini Jahre
1810 als Professor an die Dresdener Akademie berufen
wurde, finden wir ihn schon in den ersten Jahren des
neuen Jahrhunderts in Italien in freundschaftlichem
Verkehr mit dem „dänischen Phidias“ Thorwaldsen,

Abb. 3.

Ernst Matthaei, Antikes Brustbild in Alabaster
Wirkliche Größe (vgl. Abb. 6)

aer den Brüdern auch die Bekanntschaft mit seinem
großen Gönner, dem dänischen Gesandten am Hof von
Neapel, Baron von Schubart vermittelt zu haben
scheint, für den Thorwaldsen im Jahr 1803 selbst als
erstes größeres Werk die Amor und Psyche-Gruppe
ausgeführt hat.

Während Johann Friedrich Matthaei im Jahre 1808
nach Dresden zurückkehrte, scheint Ernst nocli länger
in Italien geblieben zu sein. Er hat es hier nocli zu Ehre
und Ansehen gebracht, wurde Honorar-Professor der
Universität Rom, Inspektor am Museum der von Raffael
Mengs zusammengebrachten Gipsabgüsse, schließlich
noch, seltsam genug, päpstlicher Ritter des goldenen
Sporns.

Gestorben ist Ernst Matthaei am 19. April 1842 in
Dresden, wie der Bruder als Direktor der Gemälde-

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