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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Aprilheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Penell über Amerikas Sammlertum / Schweizerische Kunstchronik / Rothschild-Vermächtnis für das Louvre / Londoner Kunstschau / Jahrbuch für Kunstsammler / Alte und neue Graphik / Kleine Kunstchronik / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0446

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Garvarni, Aus „Les Lorettes“

Auktinn bei Hollstein und Puppel, Berlin

tcipEig.

P. H. B e y e r und Sohn stellen im April aus: Wolfgang
Born-München: Gemälde, Graphik Oberdeutsche Künstler:

Steppes, Vollmar, Heinsdorff, Schaller, Niklas, Kammissar. Graphik
von Robert Kohl-Leipzig.

Jvtüncbcn..

In der Galerie Bachstitz sind zur Zeit Werke von
Goya, Cranach, Tiepolo, Tintoretto, Everdingen, van der Neer,
Bol, Raeburn, Degas, Lawrence, Couture ausgestellt. Außerdem
stelien in den Ausstellungsräumen antike Gläser, Renaissance-
Broncen, Silbergefäße, Arbeiten aus Elfenbein, Miniaturen, Dosen.

*

Eine interessante Ausstellung von Zeichnungen deutscher
Künstler aus der ersten Häifte des vorigen Jahrhunderts: „Fried-
rich W a s m a n n und andere Meister seiner Zeit“ wurde soeben
im Oberlichtsaal der Modernen Galerie Thannhauser
eröffnet. Die Austellung enthält außer Zeichnungen von Wasmann
selbst, solche von Martin von Rohden, Franz v. Rohden, Victor
Janssen und Hans Beckmann, von letzterem Kiinstler vorwiegend
landschaftliche Blätter aus Bayern, München und den bayerischen
Seen.

In den Sälen des S t u d i o fiir Architektur und Innendeko-
ration, Karolinenplatz 5, wird vom 1. bis 31. Mai 1922 eine Ver-
kaufsausstellung für Deutsches Barock und Rokoko
stattfinden, an der sich der Miinchner und auswärtige Kunst-
handel beteiligen soll. Fiir die Vorarbeiten hat sich ein Ausschuß
gebildet, aus den Herren: Julius Böhler, Dr. Ludwig von
B u e r k e 1 und Kommerzienrat Julius D r e y. Die Leitung der
Ausstellung werden besorgen die Herren Dr. Miiller-Mittler
und Architekt Hans S c h m i d t - A n n a b e r g. Es soll nur eine
hohe Oualität von Kunstwerken gezeigt w'erden. Wegen der
Auswahl der Gegenstände hat sich der vorbereitende Ausschuß
an Herrn Dr. Feulner, Konservator am Residenzmuseum ge-
wandt, der seine Mitarbeit zugesagt hat. An ihn (Residenz-
Museum) sind auch alle Mitteilungen betreffend Anmeldung von
Gegenständen zu richten. Dr. Feulner iibernahm auch die Ab-
fassung des Kataloges.

*

Im Münchner Kunsthort ist z. Zt. eine Bilderschau zu
sehen, die als Vorläufer fiir die geplante Ausstellung von erst-
klassigen alten Meistern gelten kann. Es sind der Hauptsache
Werke des 17. und 18. Jahrhunderts, darunter Neuheiten aus-
gestellt.

Bctonte und unbetonte Kunff.

I)r. Adolf Qrabowsky veröffentlicht in der von ihm her-
ausgegebenen Zeitschrift .,Das neue Deutschland“ einen höchst
interessanten Aufsatz liber „Kunst und Menschheitsentwicklung“,
dessen erstes Kapitel er „Betonte und unbetonte Kunst“ nennt.
„Der Expressionismus“, sagt hier Grabowsky, „begann mit dem
Zurückgreifen auf exotische Kulturen und auf die Kunstbetätigung
des Kindesalters. Indem man an Stelle naturalistischer Nach-
ahmung uas Wesentliche herauszuformen suchte, interessierte man
sich für Völker und Entwicklungsstufen, die, wie man meinte, un-
befangener und elementarer als wir der Natur gegenüberstehen.
Die Negerplastik und das Skizzenbuch des kleinen Moritz wurden
Moae und Vorbild. Eine miihsame Durchforschung der sogenann-
ten Kinderkunst hat inzwischen gezeigt, daß die Kunst der Er-
wachsenen sich immer von der künstlerischen Betätigung des
Kindes darin unterscheiden muß, daß der Erwachsene im wesent-
lichen bewmßt schafft, bewmßt kcmbiniert und anordnet, w'ährend
das Kind triebhaft unbewußt oder höchstens halbbewußt seine
Werke hervorschleudert. Das Kind schafft nicht, sondern Es
schafft in ihm. Ein Es schafft auch in detn erwachsenen Genie,
aber d i e s Es steht doch nur immer anfeuernd, erregend und be-
wrngend hinter dem bewußten Tun. Man darf auch sagen, daß er-
wachsener Genius und Kind sich umgekehrt verhalten: beim Kind
sind die Momente der Bewußtheit sporadisch, das Unbewußte ist
herrschend, beim Genie ist das Bewußte das Regelmäßige, in-
dessen das Unbewußte aus dunklen Sphären nur immer von Zeit
zu Zeit einbricht in die Bewußtheit.

Auch eine genaue Durchforschung der Kunst afrikanischer
Völker zeigte anderes, als man zuerst angenommen hatte. Es er-
wies sich, daß die Negerkunst nichts Einfaches ist, sondern ein
sehr Kompliziertes und Verschiedenartiges gemäß dem sehr kom-
plizierten und verschiedenartigen Aufbau der afrikanischen Kul-
turen. Mit der Kinderkunst können diese Dinge iiberhaupt nicht
auf eine Stufe gestellt werden, freilich auch nicht mit der Kunst
des europäischen Kulturkreises. Gew'iß hat der Islam hier und dort
eingegriffen in die Entwicklung des afrikanischen Innern, im großen
und ganzen aber hat sich diese Entwicklung selbständig vollzogen.
Nimmt man die indische und ostasiatische Kunst, so hat man doch
— ganz abgesehen von den direkt griechisch empfundenen Gand
haraskulpturen — sehr viel mehr Beeinflussungen des einen Kul-
turkreises durch den anderen festzustellen als bei der Negerkunst.
Die innerafrikanische Negerkunst ist urspriinglich, aber nicht roh
oder unreif. Sie stilisiert aus dem Gekonnten, nicht aus dem Un-
gekonnten heraus. So ist auch diese Stilisierung im w'esentlichen
bewußt, genau so bewmßt wie der Stil in der Kunst des Genies,
aber genau so wie bei diesem durchkreuzt von einer Fiille aus dem
Unbewußten, dem Elementarischen kommender Einbriiche. Mit
dem abgebrauchten Begriff der Primitivität kommt man hier nicht
weiter, diese Völker sind elementar, dämonisch, aber nicht primi-
tiv, denn sie sehen alle zuriick auf eine reiche Entwicklung, die
sich weit in vorchristliche Jahrhunderte hinein erstrekt.

Demgegeniiber zeigen die Höhlenbilder der älteren Steinzeit
oder die Gravierungen dieser Epoche auf Knochen, Mammutstoß-
zähnen oder Renntiergew'eihen — meist Tierdarstellungen — das
Bestreben nicht nach Stilisierung, sondern nach naturalistischer
Wiedergabe; sie w'irken, man kann sagen, nicht expressionistisch,

Schadow sc. Blaise-Paris exc. Napoleons Rückzug aus Rußland

Auktion bei Hollstein und Puppel, Berlin

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