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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Aprilheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Penell über Amerikas Sammlertum / Schweizerische Kunstchronik / Rothschild-Vermächtnis für das Louvre / Londoner Kunstschau / Jahrbuch für Kunstsammler / Alte und neue Graphik / Kleine Kunstchronik / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0447

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A.WERTHCin»

A b t e i 1 u n g

ANTIQVITÄTEN

Berlin W 9, Bellevuesir. "¥ — 8

sondern impressionistisch, weil sie den Eindruck des Tieres in
schneller Erfassung wiederzugeben suchen. Am Anfang der Kunst
steht die Freude des Jägers an seinen Tieren die Lust des Jägers,
von seinen Tierbeobachtungen Kunde zu geben. Freilich auch da-
mals schon bestand neben diesem impressionistischen Naturalismus
eine Kunst, der nicht die Natur, so wie wir sie gemeinhin sehen,
sondern das Wesentliche aus der Natur Hauptsache war. Im
Wiener Museum befindet sich die sogenannte Venus von Willen-
dorf (gut abgebildet in Schuchhardt: „Alteuropa“), eine kleine
etwa elf Zentimeter hohe Kalksteinfigur, deren Kopf gesichtslos
und nur mit Kraushaar bedeckt ist, während in ungeheurer Fülle
Brüste und Leib hervortreten. Ganz klar, daß es hier dem Künst-
ler nicht darauf ankam, irgendeine weibliche Gestalt zu bilden, so
wie in den Höhlenzeichnungen der Biiffel oder gas Wildpferd oder
das Renntier oder das Mammut der Natur nachgeschaffen wurde,
sondern daß ein Sinnbild der Weiblichkeit überhaupt vermittelt
werden sollte, ein Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit.“

Grabowsky kommt nun zu dem Ergebnis, „daß schon in
dieser ältesten Epoche Eindruckskunst und Ausdruckskunst neben-
einander bestanden.“ Er hat im übrigen intuitiv bereits in seinem
1905 geschriebenen Buche „Der Kampf um Böcklin“ das „ewige
Nebeneinanderstehen von“ — wie er es nannte —- „betonter und
unbetonter Kunst“ behauptet. „Das war sogar“, sagt Grabowsky
in seinem Essay, ..Kunst und Menschheitsentwicklung der egent-
liche Sinn dieser Bücher, der zu jener Zeit, wo man den Impressio-
oismus über alles stellte, kaum verstanden worden ist und das
auch zu einer späteren Zeit, da man wieder den Expressionismus
für die allein mögliche Ausdrucksform hielt, wenig beachtet
wurde, trotzdem hier und da in der Literatur darauf hingewiesen
worden ist. Heute, wo moderne Künstler beginnen, neben ihren
ausgeführten Werken, die auf das Wesentliche abzielen, die also
nach landläufigem Begriff erpressionistisch sind, naturalistische
Vorstudien auszustellen, heute, wo Kubisten zuweilen auch wie
Naturalisten malen, wird man meine damalige Behauptung (um das
Wort Entdeckung zu vermeiden) williger aufzunehmen.“

Pennell Cibet’ Amet’tkas Sammlet?tum.

Enen heftigen Angriff auf das jetzige Sammelwesen Amerikas,
das den künstlerischen Wert eines Gegenstandes dem finanziellen
unterordnet, unternahm Joseph Pennell in der Akademie der Kunst
und Wissenschaft zu New York, gelegentlich einer Ausstellung
der graphischen Kunst der Vereinigten Staaten. In erster Linie
richteten sich seine Bemerkungen auf den Fall des „Blue Boy“,
der, wie man uns schreibt, wohl demnächst ausgestellt werden soll,
bevor er nach seinem neuen Besitzer Huntington befördert wird.

„Bei uns muß die Kunst erst irgendwo anders anerkannt und
mit dem Geldwert gestempelt wordensein, bevor sie uns einleuch-
tet“ sagte Pennell. „Wenn ein Engländer vor hundert Jahren ein
Bildnis als Experiment gemalt hat, und das Bild verloren ging oder
gestohlen wurde und durch seine Abenteuer eine gewisse finanzi-
elle Stellung einnahm, wenn es später gänzlich iibermalt, lackiert,

abgekratzt, restauriert, gereinigt wird bis auch kein Pinselstrich
vom Original verbleibt, wenn dann ein Mäzen 500 000 Dollar für
ein Werk bezahlt, wo der Künstler selbst selig gewesen wäre,
500 Dollar dafiir zu erhalten, und das in Wirklichkeit nur ein
Schemen seines einstigen Selbst geblieben ist, — dann schwärmen
wir in Mengen hin, um es zu sehen, reden von nichts anderem als

Kunstfhandlun^

miBflici - Geseiiscban G. m. b. H.

Lou.s Duvid (1748—1828) Kreide geiusrht uwi weiß gehöhi äui
bläulichem Papicr 41.5x51,5
Handzeichnungen alter Meister — Gernälde
Anliquitäten — Ankauf ganzer Sarmnlungen

Schätzungen : Berlin W 35, Bayerlsche Straße 6 Uhland 4308

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