Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 3./4.1921/22
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0472
DOI issue:
1. Maiheft
DOI article:Aus der Museums- und Sammlerwelt / Huntingtons Kunstsammlung für die amerikanische Nation / Kunstauktionen / Eine Porzellanfabrik in der Ausstellung "Deutsche Erden" / Kunstausstellungen / Ein Beitrag zur Geschichte der Erfindung des Buchdrucks / Neue Kunstbücher / Ein Rembrandt in London versteigert / Werbung
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Latour, Bildnis
Auktion bci F. A. C. J’restel, Frankfurt a. M.
der vor 25 Jahren, am 20. April 1897, in Miinchen verstarb. Als
Sohn englischer Eltern 1848 in Amerka geboren, war er endlich als
Dreißigjähriger naclt Isar-Athen gekommen nnd hier hat er auch
seine ganze künstlerische Entwicklung durchgemacht. Zeitlebens
hochgeschätzt im kleinen Kreise der Kollegen, anspruchslos in
seinen Motiven, anspruchsvoll an seine Kunst. verkannt von der
Menge, entbehrend und doch treu, hat er sich den Nachruf er-
worben: ,.Mit Fug und Recht kann man in ihtn einen der vor-
züglichsten Vertreter der Miinchener Landschaftsradierung am
Ausgange des 19. Jahrhunderts erblicken“ (Weigmann, S. L. W.,
1913, S. X). In der mit Liebe zusammengebrachten Gedächtnis-
Ausstellung findet man ungefähr 200 Radierungen, 13 besonders
ansprechende Monotypien und etwa 40 meist in Kohle ausge-
fiihrte Zeichnungen. Er glaube nicht, schrieb Venban einmal, daß
eine gute Landschaft aufs Geratewohl hingestrichen werden könne
ohne vorherige Gedanken an Komposition und darzustellende
Naturstimmung. Unter diesem Gesichtspunkt vorzugsweise
wollen die Zeichnungen betrachtet sein. Die Radierungen aber
lehren wieder einmal lebhaft empfinden, wie schön gerade ein
schlichtestes Stiickchen der Erde ist, wenn Auge und Hand des
Kiinstlers es zu einer Volkommenheit bilden: sie offenbaren, was
Kunst ist, weil von baedekerbesternten, „malerischen“ Land-
schaften, die schon von Natur aus prädestiniert wären fiir das in
utiserer Epoche als reizvoll Geltende, hier kaum eine zu finden ist:
beispielsweise die Blätter W. 60, 80, 154, 319, 341, sie sind zu
gewissen Radierungen Rembrandts geistesverwandt, auf denen
auch so wenig zu erblicken, in denen so viel zu sehen ist. In der
Chronik der neueren deutschen Graphik steht Venban schließlich
auch als der Miinchner Vorkämpfer für die Erhebung der Radie-
rung zu einer selbständigen, nicht nur reproduzierenden Kunst-
gattung rühmlich verzeichnet. B. H. R.
tiuntmgtons Kunßfammtung füt? dle
amemkantßbe JHutton.
Aus Los Angeles, Kalifornien. wird uns gemeldet, daß der
amerikanische Finanzmagnat und Kunstliebhaber Henry E. H u n -
t i n g t o n der amerikanischen Nation eine wundervolle Sammlung
zu vermachen gedenkt, die auf 15 000 000 Dollar eingeschätzt wird.
I3er „Blue boy“ wird demnach Landesbesitz. Die Schenkung
schließt auch dic berühmte Huntiugton’sche B i b 1 i o t h e k ein,
die fiir die die Vereinigten Staaten einen besonderen Reiz hat, da
sie das Original der Autobiographie Benjamin Franklin’s
umfaßt. Kunstsammlung und Bibliothek werden noch irn Laufe
des Sommers der Nation zugänglich gemacht und gehen erst defi-
nitiv mit dem Ableben des Huntington’schen Ehepaares in den
Besitz des Landes iiber. Zur Erhaltung der herrlichen Gaben hat
Huntington geniigende Summen festlegen lassen, die den Staaten
die Sorge darum abnehmen.
Kunftauktionen*
B<2t?Uru
I3ie dritte Kupferstich-Auktion in diesem Friihjahr veran-
stalten Hollstein und Puppel mit der am 22. und 23. Mai
stattfindenden Versteigerung XXI. Der mit 25 Abbildungen aus-
gestattete Katalog enthält vier verschiedene Abteilungen. Die
im ersten Teil aufgeführte C h o d o w i e c k i - Sammlung enthält
fast durchweg Exemplare von prachtvoller Qualität, darunter die
großen Seltenheiten „Cabinet d’un Peintre“, „Die Zelten im Tier-
garten“, „Die Heimführung der Braut“, außerdem zahlreiche
Blätter mit den prachtvollen Einfällen. Daran schließt sich eine
Abteilung Lithographien mit hervorragenden Arbeiten von
Daumier, Gavarni, Beaumont u. a. zum Teil in Farben. Eine wohl
selten vorkommende Sammlung von Karikaturen bringt die dritte
Abteilung mit höchst seltenen Blättern des auch in Deuschland sehr
geschätzten Thomas R o w 1 a n d s o n. Diese ineist in Farben
ausgeführten Blätter werden mit den anderen Karikaturen von
Gillray, Cruikshank, Hogarth das Hauptinteresse der Versteigerung
bilden. In der letzten Sitzung kommt noch eine Biichersammlung
zum Verkauf, die sich vorwiegend aus illustrierten Ausgaben,
Prachtwerken und Kunsthandbücher zusammensetzt.
*
Am 23. und 24. Mai d. Js. findet in Rudolph Lepke's
Kunst-Auktions-Haus eine Versteigerung von modernen und
alten Gemälden, antikem und modernem Kunstgewerbe
Oskar Kokoschka, Aquarellierte Bleistiftzeichnung
Atiktion bei Hans Qoltz, München
398
Auktion bci F. A. C. J’restel, Frankfurt a. M.
der vor 25 Jahren, am 20. April 1897, in Miinchen verstarb. Als
Sohn englischer Eltern 1848 in Amerka geboren, war er endlich als
Dreißigjähriger naclt Isar-Athen gekommen nnd hier hat er auch
seine ganze künstlerische Entwicklung durchgemacht. Zeitlebens
hochgeschätzt im kleinen Kreise der Kollegen, anspruchslos in
seinen Motiven, anspruchsvoll an seine Kunst. verkannt von der
Menge, entbehrend und doch treu, hat er sich den Nachruf er-
worben: ,.Mit Fug und Recht kann man in ihtn einen der vor-
züglichsten Vertreter der Miinchener Landschaftsradierung am
Ausgange des 19. Jahrhunderts erblicken“ (Weigmann, S. L. W.,
1913, S. X). In der mit Liebe zusammengebrachten Gedächtnis-
Ausstellung findet man ungefähr 200 Radierungen, 13 besonders
ansprechende Monotypien und etwa 40 meist in Kohle ausge-
fiihrte Zeichnungen. Er glaube nicht, schrieb Venban einmal, daß
eine gute Landschaft aufs Geratewohl hingestrichen werden könne
ohne vorherige Gedanken an Komposition und darzustellende
Naturstimmung. Unter diesem Gesichtspunkt vorzugsweise
wollen die Zeichnungen betrachtet sein. Die Radierungen aber
lehren wieder einmal lebhaft empfinden, wie schön gerade ein
schlichtestes Stiickchen der Erde ist, wenn Auge und Hand des
Kiinstlers es zu einer Volkommenheit bilden: sie offenbaren, was
Kunst ist, weil von baedekerbesternten, „malerischen“ Land-
schaften, die schon von Natur aus prädestiniert wären fiir das in
utiserer Epoche als reizvoll Geltende, hier kaum eine zu finden ist:
beispielsweise die Blätter W. 60, 80, 154, 319, 341, sie sind zu
gewissen Radierungen Rembrandts geistesverwandt, auf denen
auch so wenig zu erblicken, in denen so viel zu sehen ist. In der
Chronik der neueren deutschen Graphik steht Venban schließlich
auch als der Miinchner Vorkämpfer für die Erhebung der Radie-
rung zu einer selbständigen, nicht nur reproduzierenden Kunst-
gattung rühmlich verzeichnet. B. H. R.
tiuntmgtons Kunßfammtung füt? dle
amemkantßbe JHutton.
Aus Los Angeles, Kalifornien. wird uns gemeldet, daß der
amerikanische Finanzmagnat und Kunstliebhaber Henry E. H u n -
t i n g t o n der amerikanischen Nation eine wundervolle Sammlung
zu vermachen gedenkt, die auf 15 000 000 Dollar eingeschätzt wird.
I3er „Blue boy“ wird demnach Landesbesitz. Die Schenkung
schließt auch dic berühmte Huntiugton’sche B i b 1 i o t h e k ein,
die fiir die die Vereinigten Staaten einen besonderen Reiz hat, da
sie das Original der Autobiographie Benjamin Franklin’s
umfaßt. Kunstsammlung und Bibliothek werden noch irn Laufe
des Sommers der Nation zugänglich gemacht und gehen erst defi-
nitiv mit dem Ableben des Huntington’schen Ehepaares in den
Besitz des Landes iiber. Zur Erhaltung der herrlichen Gaben hat
Huntington geniigende Summen festlegen lassen, die den Staaten
die Sorge darum abnehmen.
Kunftauktionen*
B<2t?Uru
I3ie dritte Kupferstich-Auktion in diesem Friihjahr veran-
stalten Hollstein und Puppel mit der am 22. und 23. Mai
stattfindenden Versteigerung XXI. Der mit 25 Abbildungen aus-
gestattete Katalog enthält vier verschiedene Abteilungen. Die
im ersten Teil aufgeführte C h o d o w i e c k i - Sammlung enthält
fast durchweg Exemplare von prachtvoller Qualität, darunter die
großen Seltenheiten „Cabinet d’un Peintre“, „Die Zelten im Tier-
garten“, „Die Heimführung der Braut“, außerdem zahlreiche
Blätter mit den prachtvollen Einfällen. Daran schließt sich eine
Abteilung Lithographien mit hervorragenden Arbeiten von
Daumier, Gavarni, Beaumont u. a. zum Teil in Farben. Eine wohl
selten vorkommende Sammlung von Karikaturen bringt die dritte
Abteilung mit höchst seltenen Blättern des auch in Deuschland sehr
geschätzten Thomas R o w 1 a n d s o n. Diese ineist in Farben
ausgeführten Blätter werden mit den anderen Karikaturen von
Gillray, Cruikshank, Hogarth das Hauptinteresse der Versteigerung
bilden. In der letzten Sitzung kommt noch eine Biichersammlung
zum Verkauf, die sich vorwiegend aus illustrierten Ausgaben,
Prachtwerken und Kunsthandbücher zusammensetzt.
*
Am 23. und 24. Mai d. Js. findet in Rudolph Lepke's
Kunst-Auktions-Haus eine Versteigerung von modernen und
alten Gemälden, antikem und modernem Kunstgewerbe
Oskar Kokoschka, Aquarellierte Bleistiftzeichnung
Atiktion bei Hans Qoltz, München
398