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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Maiheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Neue Kunstbücher / Aus der Künstlerwelt / Berliner Kunstpolitik / Kleine Kunstchronik / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0500

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Hirschvogel, Landschaft

Kunsthaus Qutekunst & Klipstein, Bern

mit schwarzem Schleier“ mit 151 000 Mark. Von den iibrigen
Preisen sowie von den Preisen fiir die Lithographien der
Sammlung Prof. Politzer (Wien) wird noch berichtet werden.

fvankfuvt a. JyL

Bei Adolph Hess Nachfolger beginnt am 14. Juni eine
Reihe von bedeutsamen M ii n z e n - Versteigerungen, iiber die
bereits vorzüglich orientierende Kataloge vorliegen. Die Reihe
dieser Auktionen eröffnet das Ausgebot einer kostbaren Sammlung
von Münzen aus der Zeit der Völkerwanderung, am 15. und 16. Juni
folgt eine Versteigerung antiker Miinzen (Barbaren, Griechen,
Römer, Byzantiner, Ostgothen), am 19. und 20. Juni werden Miin-
zen nach Schwalbach I utid II ausgeboten. Am 26. Juni und an den
folgenden Tagen versteigert dann Hess Nachfolger eine nicht
weniger als 3225 Nummern zählende Kollektion von seltenen
Miinzen und Medaillen, darunter besonders reichhaltige Reihen von
Goldmünzen, Brandenburg-Preußen, Elbing. Der Katalog, der mit
zahlreichen Tafeln ausgestattet ist, führt viele Raritäten auf.

Kö tn.

Die Gemälde-Versteigerung bei Math. Lempertz (11. bis
12. Mai) brachte bei sehr lebhafter Beteiligüng in- und ausländischer
Käufer folgende Hauptpreise: A. Achenbach, kleines Seestück,
18 000 Mk.; O. Brausewetter, General York vor den ostpreußi-
schen Ständen, 60 000 Mk.; Derselbe Meister, Katzensteg,
32 000 Mk.; W. H. Crome, Englische Landschaft, 38 000 Mk.;
Deiters, Schloß Gudenau, 17 000 Mk.; Peter Janssen, Ratsherrn-
bildnis, 14 000 Mk.; Piter Breughel-Schule, Jagdgesellschaft,
20 000 Mk.; Burgundische Miniatur 15. Jahrh., 15 000 Mk.; J. P.
Gillemans, Stilleben, 39 000 Mk.; Largilliere, Damenbildnis,
15 000 Mk.; Niederländische Madonna mit Engeln, 22 000 Mk.; Ant.
Pesne, Bilndis des Kupferstechers Schmidt, 65 000 Mk.; J. H. Roos,
Landschaft mit Vieh, 25 000 Mk.; Schule van der Weydeh, Ma-
donna, 28 000 Mk.; Gortzius Geldorp, Damenbildnis, 38 000 Mk.;
Geldorp, Herrenbildnis, 31 000 Mk.; Franz Kessler, Damenbildnis
18 500 Mk.; zwei kölnische Patrizierbildnisse des Ehepaares van
Schnellen von 1584, 32 000 Mk.; Gortzius Geldorp, Bildnis einer
alten Dame 38 000 Mk.; Rud. Jordan, Speisung im Kloster,
88 000 M.; Vlämischer Markt 16. Jahrh., 62 000 Mk.; Max Geißer,
Interieur, 39 000 Mk.

*

Math. L e m p e r t z (Inh. P. Hanstein & Söhtie) wird am
12. bis 14. Juni eine K 1 e i n k u n s t - u n d Graphiksamm-
1 u n g aus rheinischem Privatbesitz versteigern. Unter den Klein-
kunstsachen nimmt Japan den breitesten Raum ein und ist mit
Elfenbein-Figuren, Netsuke, Keramik, Bronzen usw. vertreten,
denen sich eine Reihe indischer Arbeiten in getriebenem Silber
anschließen. Die Abteilung der Graphik vereinigt in 300 Katalog-
nummern etwa 800 japanische Farbenholzschnitte. Unter den
europäischen Arbeiten sind hauptsächlich Porzellane und Fayencen
deutscher und holländischer Fabriken des 18. Jahrhunderts zu
finden, emaillierte Tonschiisseln vom Niederrhein, altes Zinn- und
Kupfergerät, Arbeiten in Gold und Silber. — Eine kleine Reihe
geschnitzter und eingelegter Möbel macht den Beschluß.

IÜien.

Über den Schluß der Skulpturen-, Gemälde- und Kunst
gew'erbe-Auktion im D o r o t h e u m , deren Hauptergebnisse im
2. Aprilheft des „Kunstwanderers“ mitgeteilt worden sind, wird
uns noch berichtet: Unter den Antiken brachte: eine grie-
chische Tonvase (Lekythos), agulith, 4. Jahrh. v. Chr. 210 000 Kro-
nen, eine jonische Amphora des 7. bis 6. Jahrh. v. Chr. 500 000, ein
ägyptischer Königskopf aus Basalt, 5. bis 3. Jahrh. v. Chr. 500 000,
ein Elfenbeinköpfchen der Athena aus der ersten römischen Kaiser-
zeit 2 000 000 Kronen. In der Serie des K u n s t g e w e r b e s
15.—17. Jahrh. erreichten zwei ovale gerippte Fayencevasen
(Bassano, 1742) 160 000 Kronen, ein Schreibtisch aus Nußbaumholz
mit Schildpatt (französisch, erstes Drittel 18. Jahrh.) 980 000, eine
große Niirnberger Zinnschüssel (Meisterzeichen Albrecht Preissen-
sin, zweite Hälfte 16. Jahrh.) 270 000, ein kleiner Niirnberger Zinn-
teller (Meisterzeichen Hans Spatz II. 1595—1641) 85 000 Kronen.
Fiir eine Schweizer Wappenscheibe des Claude
Castella (Ostschweiz, datiert 1638) zahlte inan 850 000, für eine
Wappenscheibe des Hanns Raffahil von Rewschach zue Eltzach
(Schweiz, 1574) 800 000 Krotien. Unter den Skulpturen kam
eine Sandsteinstatue des heil. Sebastian (nacli Planiscig mailän-
disch, nach dem Urteil Dr. Paul Buberls aber venezianisch) auf

1 400 000 Kronen, ein Marmorrelief des Antonio Lombardo (gest.
1516 in Ferrara) auf 1 850 000, ein Marinorgruppe des Antonio Gai
(Venedig 1686—1769) auf 2 000 000, eine süddeutsche Sandstein-
statue um 1500 auf 500 000 eine chinesische Bronzegruppe, späte
Ming-Periode, Anfang 17. Jahrh. auf 1 900 000 Kronen, der Kopf
eines jungen Negers (scinvarzer Marmor) von Franz Zauner (geb.
1746 in Krems, gest. 1822 in Wien) auf 300 000 Kronen. Unter den
Gemälden erzielte: ein Giacomo da Ponte (Bassano) „Nach
der Sintflut“ 750 000 Kronen, ein Pieter van Bredal (1629—1719,
Antwerpen) „Italienische Ruinenlandschaft“ 700 000, ein Gonlodieri-
fest, Schule Antonio Canale, 870 000, ein David mit dem Haupte
des Goliath, Schule Caravaggio, 310 000, ein Johatin Carl Lotli
(München 1632—1698 Venedig) „Isaak segnet den Jakob“ 720 000,
ein Alessandro Longhi (1733—1813 Venedig), Bildnis eines venez.
Feldherrn, 3 000 000, ein Pierre Mignard, Damenporträt (17. Jahrh.)

2 000 000, ein Jodokus de Momper (1564—1635 Antwerpen) „Land-
schaft“ 1 250 000, ein Sebastiano Ricci (1659—1734) ,,Das Wasser-
wunder Mosis“ 3 600 000 Kronen.

Kunftausftcltungen.

BentrL

Zu der A k a d e m i e - Ausstelhmg ist noch zu bemerken:
jene Stürmer und Dränger, die die neue Kunst gepachtet zu haben
glauben, überraschen nicht mehr durch ihre Mätzchen. Was da
von K i r c h n e r oder Schmidt-Rottluff hängt, ist kaum
mehr als leeres Ateliergew-itzel. Pechstein malt im Hoch-
format so etwas wie ein Faschingspärchen. Eine ganz trcstlose
Angelegenheit. Sie wird iibrigens, wie ein angefiigtes Zettelchen
angibt, mit der Kleinigkeit von 80 000 Mark bewertet. Dafür ent-
schädigt er wenigstens durch eine in der Fernwirkung nicht ein-
druckslose Winterlandschaft, die in ihrer malerischen Anlage un-
verkennbar beeinflußt ist von der Art Llrys, die Landschaft zu
sehen. Expressionist ist auch der Ostpreuße Max N e u m a n n ,
doch Expressionist im guten Sinne des Wortes. Einer, der in der
Darstellung biblischer Momente Schlichtheit der Empfindung mit
koloristischem Ausdruck paart.

Den alten Hagemeister hätte man mit seinen an Courbet
gemalmenden Seestücken schon besser plazieren sollen! Bemer-
kensw-erte Fortschritte macht Joseph Bato in seiner „Ariadne“,
vibrierend im Ton ist eine Diinenlandschaft von Hans H e r -
mann, von Kokoschka interessiert neben einem technisch
robusten „Liebespaar“ eine farbig empfundene „Latidschaft“, die
aber an Luftlosigkeit leidet. Paul Plontkes „Magd mit Kühen“
ist ein achtbares Stiick Malerei. Ebenso wie ein Porträt voti Franz
E i c h h o r s t. Unter den Plastiken, von denett hier schon kürzlich
die Rede war, verdient Georg Kolbes „Brunnenfigur“ den
Ehrenplatz.

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