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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Maiheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Neue Kunstbücher / Aus der Künstlerwelt / Berliner Kunstpolitik / Kleine Kunstchronik / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0503

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A. WEfiSTHElPl SS:

A b t e i 1 u n g

ANTIQVITÄTEN

Berlin W 9, Bellevuesir. ‘Sf 8

JHeue Kunßbücbet?.

Leo Planiscig. „Venezianische Bildhauer der
Renaissanc e“. Kunstverlag Anton S c h r o 11 & Co.
in Wien. 1921. 8°. 655 S. mit 711 Abb.

Dr. Planiscig, der rührige Leiter der Estensischen Sammlun-
gen unter Julius von Schlosser, hat nach dem ausführlichen, reich
illustrierten Katalog der Estensischen Kunstsammlungen (1919)
und einer Geschichte der gotischen Plastik in Venedig (1920 in
demselben Verlage die noch umfangreichere, noch prächtiger aus-
gestattete Venezianische Plastik der Renaissance folgen lassen.
Im Grenzgebiet, der venezianischen „terra ferma“, in Görz ge-
boren, hat er in der Estensischen Sammlung, die im Wesentlichen
aus Bildwerken der venezianischen Schule besteht, seine Liebe
zu dieser Kunst noch verstärkt und die besten Vorstudien zu einer
gründlichen Durcharbeitung der venezianischen Denkmäler
machen können. Er hat dann Venedig und das venezianische Ge-
biet gründlich studiert, kennt sich dort aus wie kein Zweiter und
kennt auch das, was von venezianischer Renaissanceplastik ins
Ausland gekommen ist, namentlich nach Berlin, London und Paris.
In diese verwirrende Fülle der großen und kleinen Denkmäler,
die er gewissenhaft zusammenstellt und meist ausführlich be-
schreibt, sucht Planiscig Klarheit zu bringen, an der es bisher
noch sehr fehlte; er begniigt sich nicht damit, sie auf bestimmte
Schulen und Richtungen zu verteilen, sondern sucht sie womög-
lich bestimmten Künstlern zu geben. Dadurch gibt er einer Reihe
von Bildhauern, die bisher nur dem Namen nach bekannt waren,
feste Form und sogar ein reiches Werk stellt neue Meister auf,
die er noch anonym läßt, und kommt dabei zu manchen Resultaten,
die allgemeine Zustimmung finden werden. Dies gilt namentlich für
die Künstler der 1. Hälfte des 15. Jahrh.: für Bart. Buon, Ant.
Bregno und den neu vom Verfasser aufgestellten „Meister des
Mascoli-Altars“, gilt ebenso für Pietro Lombardi und den interes-
santen Hochrenaissancemeister Mosca (Zuan Maria Padovono), den
Meister des Grabmals Bonzi in S. Giovanni e Paolo, dessen kleine
Marmorarbeiten bisher dem Antonio Lombardi zugeschrieben
wurden, und unter den späteren Meistern, vor allem Alessandro
Vittoria und seine Umgebung: F. Minio, Cattaneo, Aspetti u. a.
Für diese Meister der Spätrenaissance ist die Publikation Plani-
scigs die erste grundlegende Arbeit, die auch durch die Zahl der
meist ausgezeichneten Abbildungen die Basis für alle weiteren
Forschungen nach dieser Richtung bilden wird. Sie reiht sich
darin dem vor einigen zwanzig Jahren erschienenen zweibändigen
ausgezeichneten Buche über die „oberitalienische Frührenaissance“
von Alfred Gotthold Meyer an, das die Bauten und Bildwerke vom
westlichen Oberitalien, der Lombardei, behandelt, dem Werke
eines jungverstorbenen Kunsthistorikers, das leider viel zu wenig
beachtet worden ist. Trotz der Fülle der Denkmäler, die der
Verf. bespricht, fast oft in unnötiger Breite, hätte man gelegent-
lich doch größere Ausfiihrlichkeit gewiinscht; so z. B. bei Mosca,
von dessen jahrzehntelanger Tätigkeit in Polen noch eine Reihe
von Arbeiten erhalten sind, ohne daß Planiscig sie überhaupt er-
wähnt.

Für verschiedene Künstler bringen auch seine ausführlichen
Darlegungen noch nicht die gewünschte Klarheit. So kann ich
seiner Scheidung der Werke von Riccio und Bellano nicht zu-
stimmen. Jene von Julius von Schlosser zusammengestellten derb
naturalistischen Ton- und Bronzestatuetten, wie der „Steinklopfer“
in Wien und der „Falkner“ in Berlin, haben eine Feinheit in der
Naturbeobachtung, die Riccio bei seinem stets durchbrechenden

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