Max Neumann, „Grablragung“
Austellung der Akademie der Künste, Berlin
Dtc But?dcttzCouttsrAukt{on.
6p{tßc Tag,
Man schreibt uns aus L o n d o n : Ein außerordentlich großes
und gesellschaftlich hervorragendes Publikum wohnte dem ersten
Tage der Burdett-Coutts Versteigerung bei Chriesties bei,
während vieie vor den Türen warteten und sofort hineinschlüpften,
wenn es Luft gab. Kaum ein lautes Wort hörte man im Auktions-
saal, nur als Raeburn’s „Sir Walter Scott“ für A m e r i k a er-
worben wurde, ging ein Gemurmel durch die Menge, während
lebhafter Applaus den Ankauf von Hoppner's „William Pitt“ seitens
des Lord Cowdray begrüßte. Das waren so ziemlich die einzigen
und bezeichnenden Äußerungen des dicht gedrängten Publikums.
Der Eröffnungstag brachte insgesamt 88 739 Pfd. ein, wovon
wir der Übersicht halber die großen Käufe tabellarisch anführen
wollen:
Raeburn, Sir Walter Scott.:
. 9 000 Gu
Hoppner, William Pitt.
. 7 200 „
Raphael, , Die Agonie im Garten“ ....
. 7 000 „
Hobbema, Schloß am Kanal.
. 6 200 „
Hobbema, Wassermühle.
. 6 200 .,
Reynolds, Miss Elizabeth johnson ....
. 5 200 ,
Romney, Bildnis einer Dame.
. 4 000 ,,
Lawrence, Herzog von Clarence (späterer König VV
il-
helm IV. von England).
. 3 300 „
Reynolds, Amor und Psyche .
. 2 400 „
Lawrence, Marquis von Bute . ....
. 2 300 „
Reynolds, „Die Morgenhaube“ .
. 2 000 „
Hoppner, Dame als Hebe.
. 1 800 „
L. F. Abbot, Lord Nelson.
. 1 800 „
Unbekannt, Felton als Shakespeare ....
. 1 450 „
Hoppner, Selbstporträt.
. 1 350 „
Insgesamt kamen 134 Nummern zur Versteigerung, aber um
Raeburn’s „Sir Walter Scott“ und Hoppner’s „William Pitt“
drehte sich das Hauptinteresse. Die Firma Knoedler, die den
Raeburn um 9200 Guineen an sich brachte, hatte einen harten
Kampf mit A. Martin, der gleichfalls in amerikanischem Auftrage
handelte. Das Bild wäre sowieso für England verloren gegangen.
Knoedlers trieben auch den Preis für den Hoppner in die
Höhe, da ihre amerikanischen Auftraggeber stark auf das Bildnis
des großen englischen Staatsmannes reflektierten, aber hier sprang
Lord Cowdray, durch Vicars vertreten, ein und rettete das i. J.
1805, kurz vor Pitt's Tod vollendete Gemälde. Es verlautet, daß
der neue Besitzer den Hoppner der Nation schenken will, um eine
eventuelle spätere Abwanderung zu verhüten. Vicars kauften
weiter Hoppner’s Selbstporträt (1350 Guineen) und das Bild der
Hebe (1800 Guineen).
In der Roger’schen Auktion v. J. 1856 hatte Baronin Burdett
Coutts verschiedene R e y n o 1 d s angekauft, wie das Bildnis
der Elizabeth Johnson, die eine Nichte des Künstlers war (dama-
liger Preis 350 Guineen); für 5200 Guineen waren Leggatts froh
sich jetzt das Eild zu erretten. „Amor und Psyche“, für das die
Geschwister Greville als Mcdelle saßen, wurde einst für 400 Gui-
neen erworben; jetzt 2400 (Agnew); „Die Morgenhaube“ (einst
/80 Guineen) jetzt 2000 Guineen (Sulley); eine Gruppe von vier
Reynolds'schen Porträts, Schulterformat, stellte Dr. Armstrong,
(Hibbert, 650 Guineen) Bankier Coutts (Reid, 560 Guineen), Sir
H. Munro (Knoedler, 600 Guineen) und das Parlamentsmitglied
Craufordar (Vicars, 600 Guineen). Sie stammen alle aus den
Jahren 1755 bis 1785. Sehr uirgleich waren die Preise der beiden
Romneys; das Bildnis einer Dame, in der man Mrs. Jordan ver-
mutet, nahin Davis fiir 4000 Guineen, während der dritte Herzog
von Richmond Fleming mit 240 Guineen zufiel.
Für Lawrence war starke Nachfrage; sein Bildnis des
späteren König Wilhelm IV. von England als Herzog von Clarence
ging an Davis (3300 Guineen); der erste Marquis von Bute, Harvey
(2300 Guineen); der erste Lord Minto, Leggatte (1100 Guineen);
Admiral Cranfield, Knoedler (510 Guineen).
Von den vielen Masqueriers, die zu durchsclmittlich mäßigen
Preisen den Besitz wechselten, sei das Bildnis Generals Sir Charles
Stuart erwähnt, Harvey (420 Guineen). Knoedlers kauften
Abbot's Porträt voti Nelson (1800 Guineen) und Beechey’s Charles
Dibdin (480 Guineen).. Von den Gainsboroughs seien hervorge-
hc-ben ,,Die Tränke“, Knoedler (1100 Guineen) und das Bildnis
eines älteren Herren, Vicars (600 Guineen). Zwei Hogarths, Rane-
lagh Gärten“ und „Eine Auktion“ brachten 550 Guineen (Sabin)
und 230 Guineen (Colnaghi).
Für Angelica Kauffmann’s Gruppe der drei Coutts'chen
Töchter zahlte Davis 260 Guineen. Raphael's , Agonie im
Garten“ erzielte mit 7000 Guineen (Duveen) den höchsten Preis
unter den alten Meistern; es ist ein Panelstück, 91/2 : 11 Zoll, und
ein Teil der i. J. 1506 für die Nonnen von St. Antonius zu Perugia
gemalten Altarpredella, die sich jetzt in New York befindet. Zwei
herrliche Hobbemas, eine Wassermühle und Schloß am Kanal,
nahm Leggatt für je 6200 Guineen. Ein Greuze, Mädchen in ge-
streiftem Rock und Jüngling in roter Jacke, ging an Agnew
(1000 Guineen). Vicars erwarben Holbein’s Bildnis des Sir
Thomas More (800 Guineen). Tintoretto’s ,AVunder des Heiligen
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Austellung der Akademie der Künste, Berlin
Dtc But?dcttzCouttsrAukt{on.
6p{tßc Tag,
Man schreibt uns aus L o n d o n : Ein außerordentlich großes
und gesellschaftlich hervorragendes Publikum wohnte dem ersten
Tage der Burdett-Coutts Versteigerung bei Chriesties bei,
während vieie vor den Türen warteten und sofort hineinschlüpften,
wenn es Luft gab. Kaum ein lautes Wort hörte man im Auktions-
saal, nur als Raeburn’s „Sir Walter Scott“ für A m e r i k a er-
worben wurde, ging ein Gemurmel durch die Menge, während
lebhafter Applaus den Ankauf von Hoppner's „William Pitt“ seitens
des Lord Cowdray begrüßte. Das waren so ziemlich die einzigen
und bezeichnenden Äußerungen des dicht gedrängten Publikums.
Der Eröffnungstag brachte insgesamt 88 739 Pfd. ein, wovon
wir der Übersicht halber die großen Käufe tabellarisch anführen
wollen:
Raeburn, Sir Walter Scott.:
. 9 000 Gu
Hoppner, William Pitt.
. 7 200 „
Raphael, , Die Agonie im Garten“ ....
. 7 000 „
Hobbema, Schloß am Kanal.
. 6 200 „
Hobbema, Wassermühle.
. 6 200 .,
Reynolds, Miss Elizabeth johnson ....
. 5 200 ,
Romney, Bildnis einer Dame.
. 4 000 ,,
Lawrence, Herzog von Clarence (späterer König VV
il-
helm IV. von England).
. 3 300 „
Reynolds, Amor und Psyche .
. 2 400 „
Lawrence, Marquis von Bute . ....
. 2 300 „
Reynolds, „Die Morgenhaube“ .
. 2 000 „
Hoppner, Dame als Hebe.
. 1 800 „
L. F. Abbot, Lord Nelson.
. 1 800 „
Unbekannt, Felton als Shakespeare ....
. 1 450 „
Hoppner, Selbstporträt.
. 1 350 „
Insgesamt kamen 134 Nummern zur Versteigerung, aber um
Raeburn’s „Sir Walter Scott“ und Hoppner’s „William Pitt“
drehte sich das Hauptinteresse. Die Firma Knoedler, die den
Raeburn um 9200 Guineen an sich brachte, hatte einen harten
Kampf mit A. Martin, der gleichfalls in amerikanischem Auftrage
handelte. Das Bild wäre sowieso für England verloren gegangen.
Knoedlers trieben auch den Preis für den Hoppner in die
Höhe, da ihre amerikanischen Auftraggeber stark auf das Bildnis
des großen englischen Staatsmannes reflektierten, aber hier sprang
Lord Cowdray, durch Vicars vertreten, ein und rettete das i. J.
1805, kurz vor Pitt's Tod vollendete Gemälde. Es verlautet, daß
der neue Besitzer den Hoppner der Nation schenken will, um eine
eventuelle spätere Abwanderung zu verhüten. Vicars kauften
weiter Hoppner’s Selbstporträt (1350 Guineen) und das Bild der
Hebe (1800 Guineen).
In der Roger’schen Auktion v. J. 1856 hatte Baronin Burdett
Coutts verschiedene R e y n o 1 d s angekauft, wie das Bildnis
der Elizabeth Johnson, die eine Nichte des Künstlers war (dama-
liger Preis 350 Guineen); für 5200 Guineen waren Leggatts froh
sich jetzt das Eild zu erretten. „Amor und Psyche“, für das die
Geschwister Greville als Mcdelle saßen, wurde einst für 400 Gui-
neen erworben; jetzt 2400 (Agnew); „Die Morgenhaube“ (einst
/80 Guineen) jetzt 2000 Guineen (Sulley); eine Gruppe von vier
Reynolds'schen Porträts, Schulterformat, stellte Dr. Armstrong,
(Hibbert, 650 Guineen) Bankier Coutts (Reid, 560 Guineen), Sir
H. Munro (Knoedler, 600 Guineen) und das Parlamentsmitglied
Craufordar (Vicars, 600 Guineen). Sie stammen alle aus den
Jahren 1755 bis 1785. Sehr uirgleich waren die Preise der beiden
Romneys; das Bildnis einer Dame, in der man Mrs. Jordan ver-
mutet, nahin Davis fiir 4000 Guineen, während der dritte Herzog
von Richmond Fleming mit 240 Guineen zufiel.
Für Lawrence war starke Nachfrage; sein Bildnis des
späteren König Wilhelm IV. von England als Herzog von Clarence
ging an Davis (3300 Guineen); der erste Marquis von Bute, Harvey
(2300 Guineen); der erste Lord Minto, Leggatte (1100 Guineen);
Admiral Cranfield, Knoedler (510 Guineen).
Von den vielen Masqueriers, die zu durchsclmittlich mäßigen
Preisen den Besitz wechselten, sei das Bildnis Generals Sir Charles
Stuart erwähnt, Harvey (420 Guineen). Knoedlers kauften
Abbot's Porträt voti Nelson (1800 Guineen) und Beechey’s Charles
Dibdin (480 Guineen).. Von den Gainsboroughs seien hervorge-
hc-ben ,,Die Tränke“, Knoedler (1100 Guineen) und das Bildnis
eines älteren Herren, Vicars (600 Guineen). Zwei Hogarths, Rane-
lagh Gärten“ und „Eine Auktion“ brachten 550 Guineen (Sabin)
und 230 Guineen (Colnaghi).
Für Angelica Kauffmann’s Gruppe der drei Coutts'chen
Töchter zahlte Davis 260 Guineen. Raphael's , Agonie im
Garten“ erzielte mit 7000 Guineen (Duveen) den höchsten Preis
unter den alten Meistern; es ist ein Panelstück, 91/2 : 11 Zoll, und
ein Teil der i. J. 1506 für die Nonnen von St. Antonius zu Perugia
gemalten Altarpredella, die sich jetzt in New York befindet. Zwei
herrliche Hobbemas, eine Wassermühle und Schloß am Kanal,
nahm Leggatt für je 6200 Guineen. Ein Greuze, Mädchen in ge-
streiftem Rock und Jüngling in roter Jacke, ging an Agnew
(1000 Guineen). Vicars erwarben Holbein’s Bildnis des Sir
Thomas More (800 Guineen). Tintoretto’s ,AVunder des Heiligen
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