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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:
Bogeng, Gustav A. E.: Deutsche Buchkünstler und Buchkunstwerkstätten der Gegenwart, [2]: Buchdruckerkunst und Buchschönheiten
DOI Artikel:
Funk, William: Über Porzellanschutzmarken und Porzellanfälschungen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0583

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erkennen möchte. Weit weniger wundern wir uns Kunstfertigkeit des Lesens und sie allerdings setzt der
iiber den ernsthaften Leser, der einen Folianten und sich Buchdrucker so voraus, wie er sie selbst übt. Anders
vergeblich ins Cdeichgewicht zu bringen sucht. Einen kann er sich mit dem Leser über die Bücher, die er
Folianten, der vielleicht auf einem Pulte stehen sollte, ihm lieferte, nicht verständigen. Und die Weiter-
während der Leser. bald nachdenkend durch das Zim- wirkung des psychologischen Elementes, des Stim-
mer schreitend, bald bei ihm verweilend, langsam die mungsträgers, hängt von der Empfindlichkeit des
Zeilen zu sich sprechen läßt. Es gibt eben auch eine Lesers ab.

Aus

Holbeins

Totentanz

Drei Jäger.

Nacli der bei Amsler
und Ruthardt, Berlin,
erschienenen
Ausgabe 1922

libet? PocEeUan(icbuEmat?ken und Pot’eehanfättebungen

oon

ID. pun k^jvfetßen

ii.*)

jie Fälscher waren bestrebt, solche Waren, die ja
der Masse nach Meißner Porzellan sind und auch
die echte Meißner Marke zeigen, in ihren Besitz zu brin-
gen. Sie bemalten die Stücke nachträglich mit einem
altertümlichen Meißner Muster und verkauften sie dann
als echte alte in Meißen bemalte Stücke. Diese Malereien
sind oft so gut ausgeführt, daß sogar gewiegte Kenner
getäuscht worden sind. Es ist daher jedem vor dem
Ankauf eines solchen Stückes, für das das meist ein
recht hoher Preis gefordert wird, zu raten, zunächst
bei der Meißner Manufaktur selbst anzufragen, ob das
betreffende Stück echt ist. Sie besitzt eine große Reihe
von Fachmännern, die aus der ganzen Art der Ausfüh-
rung der Malereien, mögen es nun Blumen- oder Eigu-
ren- oder andere Malereien sein, ferner aus der Art der
Vergoldung und sonstigen Einzelheiten die Echtheit des
fraglichen Stückes genau zu beurteilen vermögen. Und
koinmt der Künstler allein bei der Prüfung nicht zu-
recht, so kann ihn der Chemiker durch physikalische

*) Der erste Artikel des Regierungschemikers Dr. W. Funk
von der Staatlichen Porzellanmanufaktur in Meißen ist im 1. Juni-
heft des „Kunstwanderers“ erschienen.

nnd chemische Untersuchung der Masse und der Farben
unterstiitzen. Man hat im Laufe der vergangenen Jahr-
zehnte in Meißen in dieser Bezielumg eine große Reihe
von Erfahrungen gesammelt, die nunmehr der Prüfung
jeden neu auf seine Echtheit zu untersuchenden Stiickes
zugute konunen.

Zuweilen, wenn auch durchaus nicht immer, sind
die Fälschungen so plump ausgeführt, daß der Fach-
mann sie ohne weiteres erkennt. Wir wollen dies
durch einige Beispiele belegen. Es wurde vorhin er-
wälmt, daß das Anbringen von Schleifstrichen in oder
iiber der Schwertmarke kaum vor der Mitte des
18. Jahrhunderts in Meißen iiblich gewesen sei. Wenn
daher im Antiquitäfenhandel z. B. eine Vase mit den'
verschlungenen Anfangsbuchstaben A. R. angeboten
wird, welch letzere drei oder vier eingeschliffene
Striche zeigen, so ist einem solchen angeblich echten
alten Stiicke das größte Mißtrauen entgegenzubringen,
da erstens dieses A. R. Zeichen nur in einer Periode
üblich war, wo man das minderwertigere Porzellan
nocli nicht durch Schleifstriche besonders kennzeich-
nete, und man zweitens für den Bedarf des Königs und
damaligen Besitzers der Fabrik wolil überhaupt keine

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