Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 3./4.1921/22
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0618
DOI Heft:
1. Augustheft
DOI Artikel:Donath, Adolph: Prag als Sammlerstadt, [3]
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robusten Fleischlich-
keit und seinem glüh-
enden Wollen aufrüt-
telnden Skulpturen.
Dokumente über
das künstlerische
Schaffen in Prag wer-
den einmal, wie ich
glaube, in keiner von
jenen Sammlungen
fehlen, die der Ge-
schichte der Stadt
und ihren wichtigsten
Bestrebungen dienen.
Und wenn die Samm-
ler klug sind, sichern
sie sich schon heute
alle die Dinge, die sich
auf Kunst, Literatur,
Wissenschaft, öffent-
liches Leben beziehen.
Die ersten Anfänge
hierzu fand ich schon
lil der Praguensien-
Sammlung Leopold
S a c h s , die wohl die
größte und an Rari-
täten reichste Kollek-
tion dieser Ai t ist. Ja,
bei Kommerzialrat
Sachs sah ich schon
eine Reihe von Praguensien neuesten Datums, ebenso
wie sich dieser Sammler bemüht, noch alles bedeut-
same heranzuholen, was zur Komplettierung seiner
aus der bekannten Sammlung Kiemann stammenden
Stiche und Zeichnun-
gen notwendig wird.
Die Sammlung, die
man jetzt nach ihren
einzelnen Materien
sichtet, hat wirklich
ihre besonderen Rei-
ze. Neben den ge-
suchten alten Plänen
und Ansichten der
Stadt liegt die Menge
jener Architektur-
blätter, welche die
hervorragendsten
Bauwerke von Prag
darstellen, liegen die
Porträts der histori-
schen Persönlichkei-
ten. Daß sich Sachs
auch für Bücher-Ra-
ritäten, Autographen
u. für die Graphik
Wenzel Hollars inte-
ressiert, sei noch ne-
benbei erwähnt. - Fiir
alte Handzeichnungen
wieder schwärmt der
Maler Richard Pol-
1 a k. In der Serie sei-
ner Italiener, Deut-
schen, Wiener ragt
manches schöne Blatt
auf. Und manches von
diesen Blättern hat ge-
wiß auch die Orna-
mentik der farben-
leuchtenden seidege-
stickten Gemälde be-
reichert, die seine
Frau, die Malerin
Hilde Kotany-
P o 11 a k , schuf. Die
große Graphiksamm-
lung des Sektionschefs
Dr. E. S p i r a habe
ich leider nicht sehen
können, weil der
Sammler gerade nicht
in Prag war. Aber ich
schätze ihn als einen
Kunstfreund, der die
alten Meister von Dü-
rer bis Rembrandt seit
Jahren ernsthaft stu-
diert, dem heimischen
Wenzel Hollar besonders zugetan ist und auch den neu-
__,
eren Strömungen auf dem Gebiete der graphischen
age Verständnis ent-
Mix svabinsky, Arkadien
' Künste von Goya bis in unsere
V gegenbringt.
t'r-
Max Svabinsky, Der Schmetterling
Prag ist, wie ich
schon in meinem
ersten Aufsatz
sagte, die Stadt der
Gläser. Ich glaube
nicht, daß irgendwo
in öffentlichem Mu-
seumsbesitz eine
Sammlung steht, die
die Entwicklung des
Glases vom 17. Jahr-
hundert an qualitäts-
stärker veranschau-
licht, als die des
Prager Kunstgewer-
bemuseums, das die
Schätze der berühm-
ten Kollektion Adal-
bert von Lanna birgt.
Und es scheint mir
ganz natürlich, daß in
Prag schon unter
Rudolf II.. von dem
der aus seiner Lüne-
524
keit und seinem glüh-
enden Wollen aufrüt-
telnden Skulpturen.
Dokumente über
das künstlerische
Schaffen in Prag wer-
den einmal, wie ich
glaube, in keiner von
jenen Sammlungen
fehlen, die der Ge-
schichte der Stadt
und ihren wichtigsten
Bestrebungen dienen.
Und wenn die Samm-
ler klug sind, sichern
sie sich schon heute
alle die Dinge, die sich
auf Kunst, Literatur,
Wissenschaft, öffent-
liches Leben beziehen.
Die ersten Anfänge
hierzu fand ich schon
lil der Praguensien-
Sammlung Leopold
S a c h s , die wohl die
größte und an Rari-
täten reichste Kollek-
tion dieser Ai t ist. Ja,
bei Kommerzialrat
Sachs sah ich schon
eine Reihe von Praguensien neuesten Datums, ebenso
wie sich dieser Sammler bemüht, noch alles bedeut-
same heranzuholen, was zur Komplettierung seiner
aus der bekannten Sammlung Kiemann stammenden
Stiche und Zeichnun-
gen notwendig wird.
Die Sammlung, die
man jetzt nach ihren
einzelnen Materien
sichtet, hat wirklich
ihre besonderen Rei-
ze. Neben den ge-
suchten alten Plänen
und Ansichten der
Stadt liegt die Menge
jener Architektur-
blätter, welche die
hervorragendsten
Bauwerke von Prag
darstellen, liegen die
Porträts der histori-
schen Persönlichkei-
ten. Daß sich Sachs
auch für Bücher-Ra-
ritäten, Autographen
u. für die Graphik
Wenzel Hollars inte-
ressiert, sei noch ne-
benbei erwähnt. - Fiir
alte Handzeichnungen
wieder schwärmt der
Maler Richard Pol-
1 a k. In der Serie sei-
ner Italiener, Deut-
schen, Wiener ragt
manches schöne Blatt
auf. Und manches von
diesen Blättern hat ge-
wiß auch die Orna-
mentik der farben-
leuchtenden seidege-
stickten Gemälde be-
reichert, die seine
Frau, die Malerin
Hilde Kotany-
P o 11 a k , schuf. Die
große Graphiksamm-
lung des Sektionschefs
Dr. E. S p i r a habe
ich leider nicht sehen
können, weil der
Sammler gerade nicht
in Prag war. Aber ich
schätze ihn als einen
Kunstfreund, der die
alten Meister von Dü-
rer bis Rembrandt seit
Jahren ernsthaft stu-
diert, dem heimischen
Wenzel Hollar besonders zugetan ist und auch den neu-
__,
eren Strömungen auf dem Gebiete der graphischen
age Verständnis ent-
Mix svabinsky, Arkadien
' Künste von Goya bis in unsere
V gegenbringt.
t'r-
Max Svabinsky, Der Schmetterling
Prag ist, wie ich
schon in meinem
ersten Aufsatz
sagte, die Stadt der
Gläser. Ich glaube
nicht, daß irgendwo
in öffentlichem Mu-
seumsbesitz eine
Sammlung steht, die
die Entwicklung des
Glases vom 17. Jahr-
hundert an qualitäts-
stärker veranschau-
licht, als die des
Prager Kunstgewer-
bemuseums, das die
Schätze der berühm-
ten Kollektion Adal-
bert von Lanna birgt.
Und es scheint mir
ganz natürlich, daß in
Prag schon unter
Rudolf II.. von dem
der aus seiner Lüne-
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