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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Augustheft
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Waetzoldt, Wilhelm: Ein Lebenslauf Franz Kuglers
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0643

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eingekommen und hatte in ihnen, ohne es selbst zu
wissen, bereits einen festeren Halt für mein Inneres
gefunden. Wissenschaft und Kunst schienen bei ihnen
Hand in Hand zu gehen. Ich m u ß t e nun endlich eine
Entscheidung für das Leben treffen. Ich beschloss,
mich der Kunstgeschichte zu widmen, und hatte die
Verwegenheit, rnich ohne lange Vorbereitung zum
Doctorexamen bei der philosophischen Fakultät der
hiesigen Universität zu melden. Glücklicherweise
wurde ich für den Übermut nicht gestraft. Der Dekan
der Fakultät, Geh. Regierungsrat pp. Dr. Toelken er-
nannte mich nachsichtigen Sinnes am 30. Juli 1831 zum
Doktor. Von dieser Zeit ab ließ ich es mir angelegen
sein, fleißig und mit redlicher Anstrengung zu arbeiten,
Versäumtes nachzuholen, mich zum Herrn des erwähn-
ten Faches zu machen und mir eine äußere Lebens-
stellung zu erkämpfen. Im Jahre 1833 habilitierte ich
mich bei der Universität zu Berlin und begann zugleich
kunstgeschichtliche Vorträge bei der Akademie der
Künste. 1835 ward ich zum Professor bei der letzteren
ernannt. In demselben Jahre machte ich eine Studien-
reise nach Italien, während kleinere Reisen schon vor-
angegangen waren und andere später folgten. Mit dem
Jahre 1835 begann ich auch meine ernstlichere wissen-
schaftlich-literarische Tätigkeit, die eine Reihe kunst-
geschichtlicher Werke und neben diesen auch einige
Arbeiten zur vaterländischen Geschichte zur Folge hat-
ten. Für eigene poetische oder künstlerische Produk-
tion war nur wenig Muße geblieben. Im Jahre 1842
wurde ich durch den Minister Eichhorn zum Mitgliede
des akademischen Senates ernannt, wodurch ich —

ohne Wissen und Willen —, Gegenstand eines besonde-
ren Competenzstreites wurde. Im Herbst 1843 berief
der Minister mich als Hilfsarbeiter in das Ministerium:
ich erhielt infolgedessen bald das vollständige Dezernat
über die Kunstangelegenheiten. Zu Ende 1848 wurde
diese interimistische Stellung unter dem Minister von
Ladenberg zu einer definitiven umgewandelt, indem ich
zum Vortragenden Rat im Ministerium ernannt, und
mein bisheriges Verhältnis zur Akademie gelöst wurde.
Es freut mich, daß die Akademie mich durch die jüngst
erfolgte Ernennung zum Ehrenmitgliede (wodurch sie
zugleich jenen Competenzstreit nachträglich in freund-
licher Weise ausgeglichen hat) noch ferner zu den Ihri-
gen zählen will.

Ich bin nun über das bei den Schwaben wenigstens
verhängnisvolle vierzigste Lebensjahr hinaus. Mich
dünkt, daß meine Lehrjahre damit beendet sind; ich
will zusehen. wie sich nun die Zukunft wird gestalten,
wie das Leben sich wird zuin Kreise runden lassen.

Berlin, den 9. Juni 1849.

Franz Kugler.“

Zur Ergänzung dieser vita sei folgendes bemerkt:
Im Jahre 1850 trat der Minister von Ladenberg zurück.
Unter seinem Nachfolger von Raumer konnte es zu
einer Verwirklichung der umfassenden, im Wesent-
liclien von Kugler ausgearbeiteten Pläne für eine Re-
form der Preußischen Kunstverwaltung nicht kommen,
sie blieben auf dem Papier stehen. 1856 wurde Kugler
zum Geh. Oberregierungsrat ernannt, 1858 starb er, im
Alter von nur 50 Jahren.

Daniel Sadeler. Degen. (E. 68S.) 1610. Geschenk Kaiser Rudolphs II. an Kurfürst Christian II.

von Sachsen. Historisches Museum. Dresden. (Aus Stückleins „Meister des Eisenschnitts“,

Paul Neff Verlag, Eßlingen a. N.)

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