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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 1 (Oktoberheft 1930)
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Michel, Willhelm: Moderne Kunstfeindschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0027

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emseiLLgen Psychologien der Vergangenheit für möglich hielten — dieses
Wissen muß unLer uns Wurzel schlagen. Daß die Knnsl ein hübscher, leichL-
serLiger Unsug sei, eine Lüge und Verfälschung, ein verworsenes, sinnloses
Spiel, darin liegL gewiß keine WahrheiL. Aber daß sie eine Revision ihrer
Lage und der gesamLen, miL ihr verbundenen Gesinnungen brauchen kann,
daß sie sich strenger an den äußeren und inneren WirklichkeiLen messen und
einen ganz neuen Ernst gewinnen muß, das ßehL außer Zweisel.

Jch glaube, daß die hiermiL beendigLen Aussührungen die moderne Kunstseind-
schasL in ihrer EnLstehung, in ihrer MaßüberschreiLung und in ihrem leben-
digen Sinn hinlänglich erklären. Sie iß als eine besremdliche, sogar er-
schreckende Erscheinung unLer nns aufgeLreLen. Sie haL sich selber maßlos
und unbedingL gefaßL, und von seiLen ihrer Gegner ist sie ebenfalls maßlos,
feindselig und grnndsäHlich genommen worden. Es kommL aber, soll der
SLandgunkL echLer ErkennLnis geretLet werden, alles daranf an, den Zusam-
menhang dieser KunstfeindschasL miL den berufenen geistesgeschichtlichen Kräs-
Len der GegenwarL zu verstehen. Sie verlierL dann viel von ihrem sremd-
artig-besiürzenden Zug. Der schassende, verändernde Sinn, der in ihr steckt,
LritL hervor, zugleich aber auch der PunkL, wo sie zu ewigen ElemenLen der
MenschennaLur in Widerspruch geräL nnd dann doch der Kunst das Feld
wieder freigeben muß.

George Cruikshank

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