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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 7 (Aprilheft 1931)
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Brock, Erich: Gertrud von le Fort
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Fort, Gertrud von le: Nächtliches Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0513

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ks reinen Individualismus sein müßte, ein Sichabstoßen davon vermittelst
Essen letzter Leere — daß die Kirche nicht ein Zusammenschluß, sondern auch
^ ^ Zusammenschließen sei. Es könnte sich sinden, daß das rein in sich selbst
ty m Gefahr sei, maßstablos in sich zu versinken. Bedenken wir manche
^scheinungen katholischer Kunsi heute, Maria Laach und Beuron, die dieses
Ipannungslose jns Banale Zusammensinken bedrückend zeigen, oder R. H. Sor-
^ krampsige Bewegungsvortäuschung — so könnte sich finden, daß das Werk
.^Erud von le Forts seine dichterische Größe wie seine lebendige Katholizikät
znleHt d e m verdankte, daß Aufbruch und Weg darin wäre und bliebe,
^ 'Mmer erneuter Aufbruch und eingefchlagener Weg, nicht im Sinne des
^werbsmäßigen Gottsnchertums von 1900, sondern jener Absolutierung des
^soluten aus einer Tiefe persönlicher Entscheidung heraus, aus dem Schritt,
dem in „Veronika" diejenige, welche ihn nicht Lun konnte, erklärt, daß Gott
>n niemals und niemandem aufzwingt und abnimmt — auch durch die Kirche
(Dje nachträglich eingefügten Stücke der „Hymnen" — vgl. 1. Auflage
^velche, rein liturgisch gehalten, diesen Aufbruch und Weg nicht haben, wir-
nicht nur fremd in dem großen Gedankengang des Ganzen, sondern auch,
n alixn einzelnen Schönheiten, wie von einer leisen Weihrauchdumpfheit er-
in den ewigen sturmgereinigten Räumen des Gedichts.) In diesem Falle
dann auch die Kirche nicht ein Ding unter Dingen, das zu messen nnd zu
^gen wäre mit Zahlen und HundertsäHen, sondern ein zwischen Wirklichkeit
"d überwirklichkeit vielfach Gespanntes und Berwickeltes, darum zum grö-
Teile immer Unsichtbares, darum immer nur dialektisch und umweghaft,
^lchon gerade darin erst ganz wesentlich zu Bewertendes*.

, .'v Hauptgrund und Zeichen vom N'iedergang des Christentums lag in der
^ghaften Verstumpfung des Llbsolutheitsgedankens. Melleicht beruht darauf,
rhn Gertrud von le Fort in ihrem herrlichen Werke fruchtbar aufgebrochen
^s unverhoffte, im Grunde aber doch tief wesensgemäße Wiederaus-
'ch^gen des Chrisientums in eine hohe echte Kunst.

Nachtliches Rom

Bon GertrudvonleFort

b begann jeHt eine Zeit, in der ich mich immer mehr und mehr durch Enzio
soll ^ ^ fand. Was soll ich nun von ihm und mir sagen? Welchen Nnmen
^keine geben, was zwischen uns war? Ich weiß ihn und weiß ihn nicht.
Zöaei- I ^vdheik, schon zum Llbschied bereit, siand damals noch einen leHten,
^ ^ bn Augenblick auf der Schwelle meines Lebens und hielk meinen Blick
^-^-^l/brunnensiillen Äugen gebannt, indessen auf meiner Stirn bereits der

haben ^ ^u^ammenhängt, daß Schreiber dieser Zeilen, Protestant, nicht allein daS Recht zu
"bne bch immanente Aufstellungen über den katholischen Kirchenbegrist zu machen,

öag Re>? ^'a>uischung in FremdeS vorwerfen zu müssen — sondern auch eben daruin sogar
digen ^on der katholischen Kirche ein energisches Anpacken des heißen EisenS dieses leben-
""kumen s^beitsbegriffes Z» verlangen — das soll demnächst hier in einem Aufsatz über
"ur zn . D'alektik" dargelegt werden. — Wie der KatholizismuS bei diesem Begriffe
^ahrha^,^'""^ häkte, das zeigt z. B. Hegel, wenn er die „Wahrheit des Seins", d. h. die
^chkeit -^"^Ehörigkeit des Äußeren zum Absoluten gegen den Protestantismus der Unend-
(Werke ed » ^^udeg und GefühleS verteidigt, der dieS Äußere entgöttert und verwesenlost
r-affon I 22Z/6.)

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