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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 2 (Novemberheft 1930)
DOI Artikel:
Hammelsbeck, Oskar: Um das ABC heutiger Erwachsenenbildung: Fragestellung und Ansatzpunkte
DOI Artikel:
Tau, Max: Olav Duun und seine Juwikinger
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0111

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rischen Kleinarbeit von Mcnsch zu Mensch verharren, Volk werden lassen
zwischen zwei, zehn, fünfzig ZeiLgenossen. Das eine tun, das andere nichk
lassen. Es ist so, wie Herrigel sagt, daß wir das 2l und das B und C nicht
mehr haben und wollen doch das D und H und A Lun. Das gehL nichL, das
brichL zusammen. Der Volksbildner isl der HüLer des ABC! Wenn wir
wissen und bejahen, daß die Bindungen des Menschen seine größLe Bild-
samkeiL sind, mögen sie auch ofL nur einen HalL an der Oberfläche bedeuLen,
so muß unser SchriLL in die BindegewalLen geLan werden: in die Organr-
saLionen, die Kirchen, die ParLeien. Und dorL vom ABC sprechen, vom
Urstand der menschlichen Ordnung aus wirken wollen, heißL heuLe immer
kriLisch sprechen. Überall, wo echLe Bolksbildung aufstehL in den festen Or-
ganisationen, wird sie keHerisch und gerät in Opposition. Wir erleben es, wie
sich die Wenigen plagen müssen innerhalb der kaLholischen oder evangelischen
Kirche und Lnnerhalb der sozialistischen ParLeien. Die Bolksbildner stehen ge-
wissermaßen vor der Wahl, ob sie als Linksrevolntionäre in eine konservative
ParLei gehen sollen oder als konservaLive Mahner zum linken Flügel der
Sozialisten. So enLsteht in ihnen von selbst das Volksgefühl für die FronL,
die durch alle Gruppen qner hindurchgeht und die SchlagworLgrenzen nieder-
legt. Sie ftützen die Minderher'L in allen Parteien, das ist ihre eigentliche
pädagogische Provinz.

Von dem ganz bescheidenen unpropheLischen ABC-SLand aus hat die Bolks-
bildung hineinzuwirken in die PoliLik, in die Kirche, in die Che, in das StaaLs-
volk, in alle TreLmühlen, nm hinznnehmen, was an ErschüLLerung und
Krankheit da ist, und um die unbewälLigte GegenwarL zn bezwingen. Aber
nichL als liebloser AußenseiLer KriLiker sein, sondern in die Gruggen hinein-
gehen und sich mit unLer ihre Sünde und Schuld stellen!

Die Krisenherde, also überall da, wo die Grenzen der alten Ordnung sich
heute überschneiden nnd sich am Neuen wehetun, sind die schlichten AnsaH-
gnnkLe der Volksbildung. Da packen wir einzig die WirklichkeiL, über die
sonst die eingepaukLe nnd abstrakte Bildung hinweggleitet und flieht in das
Unwirkliche. Eine solche VolksbildungsarbeiL haL keine Lönenden Erfolge; im
Gegenteil, sie macht es zehnmal falsch und einmal richtig. Sie hat ihren
Maßstab allein am inneren WachsLum der BolksminderheiL und am MiL-
wachsen der echten konkreten Bildung, zunächst bei sich selbst und in den ein-
zelnen Bolksgersonen. Gegen das Ungewöhnliche und llngewohnte Lrnmpfen
die Massenmenschen der MehrheiL auf, und deshalb ist das Dasein nnd die
TaL der Bolksbildung immer am Rande des Abgrnndes. Sie darf sich nur
nicht enLmutigen lassen nnd muß die ErfolgsgewißheiL bescheiden halten in der
UnbekümmertheiL: „An ihren Rückschlägen sollt ihr sie erkennen!"

Olav Duun unb seme Juwikinger

Bon Max Tau

s>^inen DichLer zu enLdecken, ist eine SeltenheiL. Wie ein Wunder aber scheinL
^'es, in der Dichtung eines Egikers einmal das gersönliche Wunschbild der
DichLung verwirklicht zu sehen. Dieser Epiker ist Olav Duun. Wie kommL
es, daß er bis heute in Deutschland kaum dem Namen nach bekannL ist?

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