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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 7 (Aprilheft 1931)
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Fort, Gertrud von le: Nächtliches Rom
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Ullmann, Hermann: Berlin und der Erfolg
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0521

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aufgeschoben; Hintergründe öffneten sich, als hingen da in den sichtbaren
Mauern gleichzeitig viele andere Mauern schleierhaft übereinander: Erschei-
nungen von Gebäuden, zart, grau wie HäuLe, eine über die andere gezogen
und eine von der andern ablösbar; immer feiner, immer dämmriger, immer
unfichtbarer werdend, schienen sie wie in der UnerkennbarkeiL eines Anfang-
losen zu zerschweben, um dann plötzlich doch wieder zu neuen Formen ru-
fammenzufließen.

Das alles war in keiner Weise spukhafL, nur vollkommen abgelöst vom Gegen-
wärLigen, vom Menschlichen und vom Einzeluen. Selbst die GrüfLe unLer
unseren Füßen schienen sich ihres InhalLs nichL mehr zu enLsinnen. All das
dunkle Aufströmen des in der Erde Liegenden, das die NächLe Roms so oft
fühlbar durchschauerL, war wie von seder leichenhafLen Verbindung gelöst und
nur noch gleich einem kühlen Hauch aus Lief aufgebrochenem, unpersönlichem
Gestein. Die WelL war mit sich alleine: ein einziges, grandioses Spiel der
Wildnis in sich selber durch immer neue Verwandlungen. Und auch wir waren
von unserem Einzelfein gelöst, nichL nur von unsren Körpern, sondern auch von
unfren Seelen, bloßen WiLLerungen gleich, zusammengeflossen miL dem großen,
dumpfen Bewußtsein oder UnbewußLsein dieser schönen, wilden, schauerlichen
WelLLiefe.

Aber plöHlich war es, als würde das dunkle Geström, in das wir verspülL
waren, von einem Pfeil durchbohrL und stünde still: etwas SLrahlenhaftes
drang in meine Augen. Eine Monstranz von unbegreiflicher Größe stand wie
die Vision eines riesigen Skernes, miLLen aus der NvchL emporgestiegen, vor
uns. MiL feierlicher Ruhe drang ihr LichL nach allen SeiLen in die Finsternis
ein, die vor ihm zurückzuweichen schien: ich sah es noch halb im Traum, aber
doch wieder miL meinen eigenen Augen. Dann erkannLe ich, daß der ungeheure
Umfang der Monstranz durch einen AlLar gebildeL wurde, der, miL HunderLen
von Kerzen ihre Umstrahlung forLseHend, wie ein Feuerherd in einer großen,
einsamen Kirche brannLe. Ihre Gswölbe schwangen fich ins schier Unermeß-

liche empor, schaLLenerfüllL, aber doch voll FestigkeiL und GewißheiL.-

PlöHlich erkannLe ich den Baldachin St. PeLers. In diesem Augenblick bliHLe
ein Gefühl in mir auf, als wäre ich durch die ganze WelL gegangen und stünde
nun vor ihrem innersten Herzen.-

sAus dem Roman „DaS Schweißtuch der Deronika")

Berlin und der Erfolg

Bon Hermann Ullmann

as Schicksal eines Bolkes hängL nichL zuleHL davon ab, wie die Auslese

^^derer sich vollziehL, die „den Ton angeben", die sichtbar obenan stehen.
Diese Auslese wird, soweiL nichL ErbvorrschLe wirksam sind, vollzogen vom Er-
folg. Und es wird sehr viel für ein Volk darauf ankommen, bis zu welchem
Grade fich in ihm die Erfolgreichen, d. h. die zur persönlichen Wirkung Ge-
langenden miL den Schöpferischen decken. Ie mehr das der Fall ist, desto
mehr wird es dem Volk als Ganzem möglich sein, die WirklichkeiL zu meistern,
desto mehr wird es als Ganzes Erfolg haben. Ie weniger die Erfolgreichen
zur schöpferischen Führung imstande sind und umgekehrL die zur schöpferischen
 
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