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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 5 (Februarheft 1931)
DOI Artikel:
Lagerlöf, Selma: Aus meinen Kindertagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0339

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Llus meinen KLndertagen

Von Selma Lagerlöf

Übersetzung von Pauline Klaiber-Gottschau

Ende Februar erscheint im Derlag A lb er t Langen, München,
ein neuer Band Jugenderinnerungen der großen schlvedischen Oich-
terin, eine Fortsetzung von „Märbacka" (vgl. Kwt. Januarheft
rgzo). Wir bringen im folgenden drei Kapitel als Dorabdruck.

Angsi

sind daheim und sehr vergnügt.

^-^-^VaLer und MuLLer und TanLe Lovisa und Aline Laurell und Anna
sind nach Sunne in die Propsiei gefahren, wo große GesellschafL isi. Emma
Laurell und Gerda und ich aber haben nichL miLdürfen, weil wir noch zu
klein sind. Ilnd nachdem wir unsere Aufgaben gelernL haLLen, waren wir bei
der HaushälLerin in der Küche, und sie haL uns die lusiigen GeschichLen er-
zählL vom Hähnchen, das die I?uß verschluckL haLLe, von dem alLen Manne,
der sieben Fuder Grühe und sieben Eimer BuLLermilch verzehrLe. Und wir
haben unsere liebe, guLe Köchin dazu gebrachL, uns das lusiige Lied von Olle
Bock zu singen, der miL fünszehn Tausend Mann in den Krieg zog, aber an
Osiern oder am heiligen DreifalLigkeiLsLag zurück sein mußLe.

Dann haben wir Lm Wohnzimmerofen Äpfel gebraLen, und am Abend gab es
Nahmküchlein miL Himbeermarmelade, damiL wir nicht beLrübL sein sollLen,
weil wir daheimbleiben mußLen.

2lber sobald wir zu Abend gegessen haben, gehen wir in die Kindersiube
hinauf, denn wenn alle die Großen sorL sind, isi es uns in den Zimmern
drunLen gar nichL behaglich. Gerda darf heuLe auf dem Kindersiubensofa
schlafen, denn man kann nichL verlangen, daß sie allein in der Eltern Schlaf-
zimmer liegen soll. Deshalb gehen sie und das Kindermädchen Maja miL uns
hinauf. Das große roLhaarige Hilfsmädchen und die guLe Köchin kommen
auch miL, aber nichL weil sie in der Kindersiube etwas zu Lun häLLen, sondern
nur um zu plaudern.

Maja seHL sich neben den Kachelofen, und wir lassen uns vor der OfenLür
an dem flackernden Feuer nieder und wärmen uns. Den ganzen Abend haL
furchtbar schlechtes WeLLer geherrschL, wir siHen auch eine Weile siill da und
hören zu, wie der Regen ans Fensier klatscht und wie der Wind heulL,
wenn er um die Hausecke herumfährL. Die freundliche Köchin meinL, die
HerrschafL, die in einer solchen Nacht nach Hause fahren müsse, Lue ihr rechL
leid. 2lber Maja beruhigL sie und sagL, sie seien in der großen KuLsche gefah-
ren. Darüber sind wir alle sehr froh, denn wenn sie in der großen KuLsche
fahren, können sie diese ganz znmachen, und dann kann ihnen weder der Wind
noch der Regen etwas anhaben.

Danach biLLen wir natürlich unsere freundliche Köchin und das große Hilfs-
mädchen, uns GespensiergeschichLen zu erzählen. 2lber sie sagen, das wagten
sie nichL, denn Frau Lagerlöf habe es ihnen verboLen.

2lber das Kindermädchen Maja blinzelL uns zu, was heißen will, daß wir
nichL betrübt sein solleu, denn sie werde schon RaL schasien. Zuersi überredeL
sie Gerda, sich auszuziehen und sich in das neLLe BeLLchen auf dem Schlaf-

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