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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 7 (Aprilheft 1931)
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Hofmiller, Josef: Aus dem "Deutschen Wanderbuch"
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Gräntz, Fritz: Streifzüge südlich vom Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0531

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von hunbert sicher neunzig auf das Land südlich der Donau. Und so ist es erst recht
kein Wunder, tvenn es in diesem Buche, obgleich keine einzige auSgesprochene
Bergbesteigung aufgenommen ist, dennoch fortwährend bergauf und bergab geht.
„Ich liebe dis Ebenen m'cht," heißt es irgendwo bei Nietzfche, „und es fcheint, ich
kann nicht lange stillsitzen; und was mir nun auch noch als Schicksal und Erlebnis
kommen mag, ein Wandern wird darin sein und ein Bergsteigen: man erlebt
endlich nur noch sich selber." Josef Hofmiller

r

C. Spitzweg

Srreifzüge füdlick) vom Main
Von Frrtz GränH

MilLenberg durch das Schnatterloch verläßt und durch dr'e Kühle der
^^-^Buchenwölbung an- und absteigend wenige SLunden in südlichcr Rich-
Lung gehL, der wird irgendwo am Waldrand, nachdem er im NuinenfchaLLen
eines von den Bauern zerstörLen Nonnenklosters gesessen, ein fchönes Bild
habem Weich und ebenmäßig fchwingen die Bogenlinien des östlichen Sand-
steinodeuwaldes, über mancherlei Seikenfurchen sich kreuzend, gegen das gebrei-
LeLe Tal der Mudau aus. 2lus dem Wiesen- und Baumgrün des Grundes
glänzL eiue SLadL herauf, ohne MauergürLel, wohlig gedehnL. Zwei röLliche
Turmpaare künden eine klösterliche BergangenheiL. Da ist guL sein, sagL gleich
deu ersten Siedlern der Wanderer und fchreiLeL langsam den sonnigen Feldweg
hinunLer.

Wer je den ruhig heiLeren Pulsfchlag dieser SkadL Amorbach und ihrer Land-
fchaft miLerlebL haL, kehrL ofL wieder. VielleichL berührL ihn auch die gefchicht-
liche SLimmung der verwandelnden ZeiL, die er hier überall im geheimen, doch
rein und deuLlich, klingen hörL, miL besonderem Reiz. Zn der kurmainzifchen
Kellerei sjtzen bayrifche RichLer und Schreiber. Die AbLeikirche ist protestan-
tifch, das BenedikLinerkloster zum Schloß des wälderreichen Fürsten von Lei-
m'ngen geworden. Des Kunstsinnigen warten feine Überrafchungen. Er gehL
die FreiLreppe hinauf und LriLL durch die Barockfassade, die den romanifchen
Turmgefchossen vorgeblendeL ist, in das Innere der Klosterkirche: wie prachL-
voll ist das reiche Schmuckwerk zur EinheiL abgetönt! BielleichL erkennL er auch
im laubfchaLLigen Rasen neben dem Schloßgemäuer das Urbild einiger Ge-
 
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