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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 12 (Septemberheft 1931)
DOI Artikel:
Böhm, Hans: Wilhelm Raabe: zum 8. September 1931
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Unus, Walther: Schinkel
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0862

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Sie wird um so früher kommeir, je mehr die Gestalt Raabes als eine der wich-
Ligsten DichterpersönlichkeiLen in dem Raum zwischen GoeLhes Tod und der
GegenwarL erkannL wird. Wie der UnzeiLgemäße selber, der „Lreue EckarL" und
„Reichshistoriograph" des deuLschen Volkes es gewußL und gesagL haL: „Es
gibL zweierlei ArLen von Büchern. Die einen lesen die LeuLe, weil sie wollen,
die andern, weil sie müssen. Die letzLere ArL ist die wahre. Die GeneraLion,
welche nichL gewollL haL, ist hin;jetzL kommen die GeschlechLer,welche müssen."

Wilhelm Raabe: Segelschiff

Gchmkel

Von WalLher Unus

ach dem Zusammenbruch Preußens 1805 ossenbarLen sich die geistigen

^ ^ Reserven des SLaaLes um so erstaunlicher. Wieviele Rkamen sind uns
aus jener ZeiL nichL als bloße GeschichLserinnerungen, sondern als wirkende
KräsLe gegenwärLig, und einer der lebendigsten heißt Schinkel! Einer jener
NvrddeuLschen wie Winckelmann, Knobelsdorff, Blechen, deren Weg, ob
zum Glück oder Unglück, durch eine angeborene EmpfindlichkeiL des Gefühls
bestimmL ist. Schinkel gehörLe zu den Glücklichen, die früh ins richLige
Fahrwasser und dann, nichL zu jung und nichL zu alL, in SLellungen kamen,
die ihnen die wichLigsten KräfLe zn enLfalLen erlaubLen, deren TäLigkeiL der
NaLion durch langes Nachwirken auch dann noch eine äußere KulLur sicherLe,
als die innere Gesinnung schon veränderL war.

Vom Augenblick an, da der Sechzehnjährige bei den Gillys einLriLL, ist die
Baukunst der unverrückbare MiLLelyunkL seines Daseins, wie weiL immer
seine Teilnahme sich erstreckL, wie viele Künste, Gewerbe, Techniken, KcnnL-
nisse er in den Kreis seines schöpferifchen Denkens hineinziehL. Vom alLen
Gilly lernL er die Praris des Handwerks — wahrscheinlich aber noch ande-
res, Unschätzbares: die wunderbar klare FähigkeiL, durch sorgfälLige Arbeik
und wohlüberdachLe, fein durchgefühlte Klarlegung auch der einfachsten
Aufgabe zu einem Geschmack zn gelangen, der uns heute mit Neid erfüllL.
Das war ein KayiLal, von dem er zeiLlebens nehmen konnte und das Lrotzdem
beständig wuchs. Der Sohn Gilly aber, gedankenreich und feurig, wird sein
Ideal als Künstler und Mensch — er verlor ihn, als er, noch unfertig
genug, neunzehn Iahre alL ist. Drei Iahre syäter nimmL er den BeLrag

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