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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 1 (Oktoberheft 1930)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0088

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AnLike und dem KlassiziSmuS gewohnt sind; den besten Schöpsungen jener nahe Ln edler
Form und Geistigkeit, aber über sie hinausreichend durch die psychische Vertiesung.

Die Sitzende (1929) behandelt ein rein plastisches Motiv: wie sich eine reich-
durchbrochene und doch in sich geschlossene Masse gestalten läßt, lebhaft und kon-
trastreich im Umriß wie in der Binnensorm, frei und ungezwungen in der Situation.
Wir erleben das allseitig Gerundete der Teile und deS Ganzen, die leichte Art der
Funktionen; wie eine aufbrechende Knospe ist dies jugendliche Menschengebilde in
seiner naiven, pflanzenhaften Eristenz.

Cezanne. BlaueVase. Wir verdanken die Möglichkeit, dies herrliche Werk
des großen Franzosen farbig bieten zu können, dem Münchener Kunstverlag Piper
L Co., dessen farbige Nachbildungen alter und neuer Meister wohl das Beste bie-
ten, was mit den gegenwärtigen Reproduktionsmitteln der Art zu erreichen ist. Kein
anderes Land besitzt ähnlich gewissenhafte Wiedergaben, die ein weitgehender Er-
satz für die Originale sind. Wer Kunstfreunden eine große Freude von dauerndem
Werte bereiten will, sei auf diese reiche Auswahl aufmerksam gemacht. Die Preise
bewegen sich zwischen 2Z—/jo Mark für die großen Blätter, was als mäßig zu
bezeichnen ist.

Der Pipex-Druck hat die Größe des Originales und kann in unserer kleineren Form
nur eine beiläufige Vorstellung des ersteren vermitteln. ^mmerhin erkennt und erlebt
man auch hieraus den großen Meister,der feinsten Farbabstufungen und einer kaum
je von anderen erreichten Beseelung der dinglichen Welt, ihrer stillen Existenz. Die
sinnliche Erscheinung der Farbe hat hier etwas selten Edles. Die lineare Auftei-
lung der Bildfläche wie ihre koloristische Auswägung halten sich in spannigem Gleich-
gewicht: so weckt die Reinheit und Harmonie der Erscheinung Verwandtes in unserer
Seele — Form und Geist gehören ja für unsere Natur zusammen und wecken im
Einheitsklang solcher Kunst ein gleichartiges Echo. Pp.

Otw Speckter
 
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