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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 1 (Oktoberheft 1930)
DOI Artikel:
Weissmann, Maria Luise: Die Bettina und Goethe: ein Versuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0055

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Reihe ihrer Freunde, die sich ablösien, Mnsiker, Bildhauer, SchrifLsieller.
Sie schenkte dem Fürsten Pückler Goethes Ring miL der blauen Gemme und
widmeLe ihm den „Brieswechsel miL einem Kinde". Sie LaL alles, um dem
einen Erlebnis, das sie gezeichneL haLLe, andere anzufügen, bis es eingeglichen
schien in das wechselnde Auf und Ab ihres bewegLen Lebens. Ihr Tempera-
menL, vom südlichen BluL ihres VaLers beschwingL, haL sich miL BesiimmL-
heit leichLer dazu gefunden, die Rolle, in der auch GoeLhe in den „Wahl-
verwandLschafLen" als die wenig symvaLhische Luciane sie dargesiellL haL, die
Rolle eines Irrwischs also, eines ewig nach ilreuem gierigen, unsieLen Ge-
schöpfes zu spielen, als sich dem BewußLsein ihres Unglücks und des Bru-
ches anszuliefern, der durch ihr Leben ging. In dieser GesialL isi sie denn
auch eingegangen in die Überlieferung der LiLeraLurgeschichLen, in diesem Sinn
haL sie die RkachwelL sich verpflichLeL für all die Anregung, die sie gab. In
diesem Sinn haL sie aufgelösi, verleugneL, weggelebL, was sie einmal als ihre
Liefße Erfüllnng ersehnL und GoeLhe geschrieben haLLe: „Ich dürfLe forL und
forL im Hause herumwandern und keiner wüßLe, wer ich wär, und niemand
wüßLe, wo ich hingekommen wär, und so vergingen die Iahre und das Leben
und in seinem Anblick spiegelLe sich mir die ganze WelL, ich bräuchLe nichLs
anderes mehr zu lernen."

Ob sie am Ende dann geworden war, was sie so lange schien — wer könnLe
es enLscheidend! Sie siarb zu Berlin in der NckchL des neunzehnLen Ianuars,
siebenundzwanzig Iahre nach GoeLhes Tod.

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