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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

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Heft 2 (Novemberheft 1930)
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Ullmann, Hermann: Gleichberechtigung im Rüstungswesen!
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0149

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lassen. Es braucht diese Kräfke nach außen hin und nach innen Zum Wie-
deranfbau Europas. Ja, wenn bedachk wird, daß die anderen großen euro-
päischen Mächke, Frankreich nnd England, infolge ihrer kolonialen Länder-
massen sehr fiark durch außereuropäische Inkeressen beeinflußk werdcn, so bleibk
im Augenblick Deukschland mik den N^eukralen (und Ikalien) der wesenkliche
Sachwalker des europäischen Gedankens; schon infolge seiner Mrkkellage, die
es rein kechnisch unmöglich machk, irgendein europäisches Inkeresse ohne
Deukschland wirksam zu verkreken.

Da es also nichk möglich isi, die europäische Krise ohne oder gegen
Deutschland zu meisiern, sondern nur m L kDenkschland, so muß jedes Sonder-
inkeresse, das gegen Deukschlands Besiand und nakürliche Enkfalkung gerichkek
isi, hinker dem allgemeinen, aufs äußersie gefährdeken Inkeresse Europas wie
der ganzen Welk zurücksiehen.

Deukschland und das deuksche Volk verkrikk mikhin auch ein gesamkenro-
päisches Inkeresse, wenn es sein Rechk auf Leben und Lebensraum, auf
Gleichberechkigung in seiner nakürlichen Lebensbedingung, die durch die
willkürlichen Besiimmungen der Friedensverkräge künsilich eingeengk sind,
verkeidigk.

7. Allgemeine Abrüsiung oder Gleichberechkignng

Diese Gleichberechkigung, die sich vor allem auf gleiche Grundbedingungen
des Wirkschafkens, auf gleiche Möglichkeiken des Wekkbewerbs, der Rohßoff-
beschaffung und Siedlnng außerhalb Europas und auf das Fallen unwirk-
schafklicher Zollschranken beziehen würde, würde eine Skärkung der ge-
samkeuropäischen Kräfke bedeuken. Wird sie nicht freiwillig ge-
währk, so muß sie mik Deukschland gemeinsam vor allen wahrhafken Frie-
densfreunden im Inkeresse Europas nnd damik der zivilisierken Welk er-
zwungen werden. Und zwar mik friedlichen Waffen.

Diese Waffen aber heißen: Kampf für die nüchkerne Erkennknis dessen, was
isk. Und dieser Kampf wird dadurch erschwerk, daß die Erkennknis des wirk-
lichen Zustandes, wenn sie wirklich bis zum LeHken vordringk, ungehcure Wil-
lensanstrengung von den Vvlkern und Mächken verlangk. Erkenntnisse dieser
Ark werden so lange vermieden, als sie sich nichk geradezu aufdrängen. So
lange also der wirkschafkliche und geistige Zustand Europas nichk gerade zu
Explosionen und Kakastrophen drängk, wird man jene Erkennknis nur nnk
sehr draßischen Mikkeln und Argumenken fördern können. Das Denken
Europas weigerk sich im allgemeinen nach den Schrecken des Krieges wieder,
sich mik Waffen und Rüstung öffenklich zu beschäftigen. Die ÖffenLlichkeik
ist vielmehr voll von Abrüstungskonferenzen und Friedensbemühungen. In
Deukschland selbst kommk hinzu, daß die unvergleichlichen heroischen Leistungen
des Kriegsheeres mik einer polikischen Niederlage geendek haben und daß man
infolgedessen doppelk mißkrauisch ist gegen alle Hoffnungen, die sich ekwa auf
milikärische Machkmikkel gründen könnken. Um so leichker wird es den Sieger-
staaken gemachk, den innersten Kern des europäischen Problems und der Ver-
sailler Ördnung hinker Friedensabsichken und Abrüstungskonferenzen zu ver-
bergen. Dieser innerste Kern wird sofork sichkbar, wenn die Forderung er-
hoben wird: enkweder allgemeine Abrüstung im Sinne der Bersprechungen des
 
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