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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 5 (Februarheft 1931)
DOI Artikel:
Popp, Joseph: Otto Pankok
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0382

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Otto Pankok: Noni

gen, die gleichen sind, die ihn schon in serner Kindheit entzückten". Er selbst hatte
als Kind eine stille Liebe zu Rembrandt. ,H)ft dachte ich tagelang an ihn, nament-
lich aber des Abends im Bett. Da ging ich in Gedanken in seinen Bildern spazieren,
bis ich einschlief." Seine ziveite Liebe gehörte dem Franzosen Millet, dem Pankok
sich noch verwandter und zeitnäher empfand. Die Größe und Einfachheit, mit der
dieser Dinge und Menschen gab, zogen ihn magisch an. Seine Wärme und sein Natur-
gefühl erfüllten ihn tief. Später sah er das Leben strotzender, reicher und kompli-
zierter. Deshalb ergriffen ihn jetzt noch mehr van GoghS Kopien nach Millet. (Man
erinnere sich solcher Gegenüberstellungen im Kwt. Januarheft 1929.) So wurde
ihm dieser Künstler das dritte Jdeal (1909). Dazu gesellte sich der belgische Dichter
Verhaeren, dessen Traumlandschaften Pankok jahrelang beim Malen deklamierte. Als
Neunzehnjähriger bezog er dreiviertel Jahre die Akademie, die ihm aber in keiner Weise
behagte: u. a. empfand er den monumentalen Drang von Egger-Lienz nicht mit Un-
recht als „vergröberte Dekoration". Nun kam „ein herrliches Jahr in einem olden-
burgischen Dorf in ungeheurer Einsamkeit, ein Schwelgen in Kohle und Papier, ein
Suchen nach dem Wesen des Menschlichen bei armen, abgetriebenen Weibern und
Taglöhnerinnen, die wie auS dem Sandboden aufgewachsen waren, fraßen, was sie
der Erde abrangen, in Tuberkulose und Schmutz hinstarben und wieder völlig zu
Erde wurden ... Ohne dieseS eine rauschhafte Jahr deS AnfangS und der Bestätigung
wäre die Folgezeit nicht ertragbar gewesen. Als es vorüber war, standen eines TageS
feldgraue Posten an den Eisenbahnlinien". Pankok ging es also schon damals mehr
um das Charakteristische und noch mehr um das Hinter-den-Dingen-Liegende. Der
Krieg, an dem er teilgenommen, scheint ihm furchtbare Erschütterungen bereitet zu
haben; nur mit ein paar Worten gedenkt er dieser: „Gestorben und wieder auferstcm-
den, zerbrochen und wieder zusammengeleimt." Es galt für ihn, einen neuen Anfang
zu finden; er suchte und fand ihn außerhalb Deutschlands: in Jtalien und Südfrank-

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