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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 5 (Februarheft 1931)
DOI Artikel:
Popp, Joseph: Otto Pankok
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0385

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reich. DurchauS er selbst, wurde er immer vielfältiger, vertiefter, eigenwilliger und
eigenartiger. DaS bezeugen seine Landschaften und Stilleben, die Tier- und Men-
schenbilder-—alles Schwarz-Weiß: Lithos, Federzeichnungen, Radierungen, insbeson-
dere aber Kohlezeichnungen. Diese von erstaunlicher Breite und Fülle des ToneS,
voll reichster Schwarz-Weiß-Abwandlungen, nicht selten in einer schwelgerischen Üppig-
keit; bewundernSwert, was hier in flächiger Gestaltung, Wucht deS Massigen, Be-
wegtheit von Licht und Schatten, wechselnder Tonigkeit und selbst Farbigkeit erreicht
wird. Es ist ein schon umfangreicheS Werk von mehreren Zyklen nnd zahlreichen
Bildern; letztere nicht selten von großem Format. Bedauerlich, daß in der Publika-
tion alle Maßangaben fehlen. Sowohl in der Form wie im Gehalt stark subjektiv,
aber immer innerlichst bewegt und erfüllt, ist die Kunst von Otto Pankok der schärfste
Gegensatz zu der sachlich pedantischen und temperamentlosen Bilderwelt der neuen
Sachlichkeit, deren uns verheißene Magie immer noch auf sich warten läßt. Wohl
aber spüren wir eine solche in zahlreichen Werken Pankoks. Seine Motive nnd deren
Gestaltung haben nicht viel Reizvolles, wenig Einschmeichelndes, kaum etwas auf
den ersten Blick GewinnendeS. Gibt man sich aber ihrer seltsamen Erscheinung hin,
so erschließt sich selbst aus den zunächst kindlich anmutenden Formen eine starke
innere Anteilnahme an allem Kreatürlichen und seinem Schicksal mit besonderer
Vorliebe für das Hilfsbedürftige. DieS aber sieht er zunächst und zumeist in allem.
Hier ist es ein dürftiges, einsames, von Wind und Wetter geplagteS Stück Land, ge-
spenstisch in Nebel und Mondlicht gehüllt, von der Nacht bedrückt, selten von der Sonne
gegrüßt, dort sind es kümmerliche, verkrüppelte, schutzlose Bäume, die Aste und Zweige
wie hilferingend oder wie sich behütend auSrecken, dann wiederum halbverwelkte Blu-
men, mit rührender Liebe gepflegt, Tiere in dumpfer Sehnsucht, hilflos vor Schrecken,
alte, zermürbte Menschen, vom Leben und Schicksal gezeichuet wie knorrige, wetterstän-
dige Bäume, aber auch Trauernde und Weinende in kahlen, kalten Stuben.

Man sage nicht: Warum setzt ihr unS solche Kunst gerade in jetziger Zeit vor? Jede
starke Kunst trägt die Spuren ihrer Zeit, nnd ist es nicht gerade in unserer selbst-
süchtigen, materiellen Gegenwart vor allem wichtig, wenn ein Künstler unser Herz von
sich selbst etwas freimacht, für andere und anderes bereitwillig? Nur gegenseitigeS Ver-
ständnis und willige Hilfsbereitschaft vermögen eine bessere Zukunft zu bringen.

Noch ein paar Worte zu unseren Bildern: Durchgehendes Pferd. Ein Mo-
tiv, das mit Vorliebe die französische Romantik behandelte. Meister wie Gerieault,
 
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