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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1931)
DOI Artikel:
Martin, Kurt: Deutsche Dichter als Maler und Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0709

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Matthias ClaudiuS: President Lars

Jn den nnLLelalLerlichen Klosierschulen mag der Schreiber, RubrikaLor und
IllnminaLor sich manchmal in der gleichen Person Lreffen; daß der AuLor sich
bildnerisch beLäLigL habe, iff selLen überlieferL. Hildegard von Bingen soll
die MiniaLuren in ihren ManuskripLen selbff gemalL haben, was naheliegen
würde, da die visionäre Mchffik gerade an bildhasLen Vvrffellungen reich iff.
Ein Vergleich der verschiedenen Codices läßL jedoch diese Zuschreibung zum
mindeffen zweiselhasL werden. RkichL anders ffehL es miL dem „LuffgarLen"
der Herrad von Landsperg, nnd ebensowenig sind die Miniakuren des Meiffers
Hadlanb in der Manesseschen LiederhandschrisL gesicherLe Zeugnisse einer
Doppelbegabung. Vielleicht haL Friedrich II. sein Bnch „Über die Kunff
nn'L Vögeln zu jagen" selbff illuffrierL, da er sich des Zeichnens rühmL und
sichLbar machen möchLe „die Dinge, die sind, so wie sie sind". Man nimmt
auch an, daß der Kaiser den Minnesang nichL nur geförderL habe, sondern
auch übte, aber Dichtungen haben sich nichL erhalten. Auch die Engel sind
verloren, die DanLe zu der Zeit, als die Gesänge der ViLa nnovs entffanden,
aus kleine Taseln gemalL haL. Schließlich noch die Zeichnungen, die der
leHLe miLLelhochdeutsche DichLer und sromme Minnesänger Heinrich Seuse
gemachL haben soll; anch sie sind nichL auchenLisch.

Dcrbei iff nicht zu vergessen, daß die zeiLgeschichtliche Lage Doppelbegabungen,
die es immer gegeben haL, mehr oder weniger sördern kann, je nach der Prio-
riLäL, die einzelne Künffe und seelisch-geiffige AusdrucksrichLnngen erfahren.
Der unbedingLen VorherrschafL des WorLes im hohen MittelalLer, hinter dem

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