Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0711
DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1931)
DOI Artikel:Martin, Kurt: Deutsche Dichter als Maler und Zeichner
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0711
K. A. Kortum: 2lug der „Jobsiade'
des 17. IahrhunderLs. TroH dieser sich uähernden Beziehung zwischen Dich-
tung und Malerei Lst aus dem 17. IahrhunderL in DeuLschland nur Grim-
melshausen miL einigen Lopographischen Skizzen im Stile Merians be-
kannL, in Italien Lorenzo Lippi und SalvaLor Rosa, der als DichLer begann
und bekannt wurde, gleichzeitig als erster LandschafLsmaler seiner ZeiL galt
und in Seestücken und SchlachLenbildern berühmt war. E. T. 2l. Host-
mann haL nicht zusällig diese verwegene GestalL in den MiLLelpunkL seiner
Rkovelle „Signor Formica" gestellL, da er selbst Dichter und Maler war,
nichL anders als GoLLfried Keller, der in den Züricher Tkovellen den Meister
Hadlaub und die EnLstehung der Manesseschen LiederhandschrifL dichterisch
gestaltete.
Das 18. IahrhunderL erhob die poetische Stimmung im Bild zum Prinzip und
verlangLe von der Dichtung das Stimmungsbild. Man verglich die Künste, um
ÄhnlichkeiLen zu sinden, und wertete, nicht selten, die DichLung in der Malerei
und die Malerei in der DichLung. Für diese Einstellung ist es bedeutsam, daß
der Bergleich zwischen den Künsten seit der Renaissance nicht direkt geführt
wurde, sondern über ein DriLtes, über die lLkatur, deren BorbildlichkeiL für
die künstlerische Äußerung nie bezweifelt wurde. 2lls in die barocke ÄstheLik,
welche IlaLur erst durch Formnng und GestalLung zur Kunst werden ließ,
schließlich die Theorie ShafLesburys eingedrungen war, und die LandschasL
als solche um ihres StimmungsgehalLes angenommen wurde, gruppieren sich
DichLung und Malerei wenigstens in einzelnen GaLtungen um diesen neuen
MiLLelpunkt, auf den die künstlerische Gestaltung nnmiLLelbar bezogen wird.
Diese Bewegung geht von England aus, wo die Landschast des schoLLischen
Hochlandes plöHlich erlebt wurde. Mit der LandschafL verknüpfte sich
die GeschichLe ihrer Burgen und der heroischen VorzeiLen; Volkskund-
liches und DialekLsprachliches dringen in die LiLeratur ein. Die gleiche
ZeiL entwickelt den Typus des englischen Gartens, der sich der Natur willig
62z
des 17. IahrhunderLs. TroH dieser sich uähernden Beziehung zwischen Dich-
tung und Malerei Lst aus dem 17. IahrhunderL in DeuLschland nur Grim-
melshausen miL einigen Lopographischen Skizzen im Stile Merians be-
kannL, in Italien Lorenzo Lippi und SalvaLor Rosa, der als DichLer begann
und bekannt wurde, gleichzeitig als erster LandschafLsmaler seiner ZeiL galt
und in Seestücken und SchlachLenbildern berühmt war. E. T. 2l. Host-
mann haL nicht zusällig diese verwegene GestalL in den MiLLelpunkL seiner
Rkovelle „Signor Formica" gestellL, da er selbst Dichter und Maler war,
nichL anders als GoLLfried Keller, der in den Züricher Tkovellen den Meister
Hadlaub und die EnLstehung der Manesseschen LiederhandschrifL dichterisch
gestaltete.
Das 18. IahrhunderL erhob die poetische Stimmung im Bild zum Prinzip und
verlangLe von der Dichtung das Stimmungsbild. Man verglich die Künste, um
ÄhnlichkeiLen zu sinden, und wertete, nicht selten, die DichLung in der Malerei
und die Malerei in der DichLung. Für diese Einstellung ist es bedeutsam, daß
der Bergleich zwischen den Künsten seit der Renaissance nicht direkt geführt
wurde, sondern über ein DriLtes, über die lLkatur, deren BorbildlichkeiL für
die künstlerische Äußerung nie bezweifelt wurde. 2lls in die barocke ÄstheLik,
welche IlaLur erst durch Formnng und GestalLung zur Kunst werden ließ,
schließlich die Theorie ShafLesburys eingedrungen war, und die LandschasL
als solche um ihres StimmungsgehalLes angenommen wurde, gruppieren sich
DichLung und Malerei wenigstens in einzelnen GaLtungen um diesen neuen
MiLLelpunkt, auf den die künstlerische Gestaltung nnmiLLelbar bezogen wird.
Diese Bewegung geht von England aus, wo die Landschast des schoLLischen
Hochlandes plöHlich erlebt wurde. Mit der LandschafL verknüpfte sich
die GeschichLe ihrer Burgen und der heroischen VorzeiLen; Volkskund-
liches und DialekLsprachliches dringen in die LiLeratur ein. Die gleiche
ZeiL entwickelt den Typus des englischen Gartens, der sich der Natur willig
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