Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0715
DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1931)
DOI Artikel:Martin, Kurt: Deutsche Dichter als Maler und Zeichner
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Eduard Möcike: Beamrer mit
beweglichen Ohren und Stiefelreverenzen
Thomas und Heiurich Mann dem jnngeren Bruder gezeichnet haben, seien es
die Bücher „für Iunge und AlLe", „Max und MoriH", die Märchen von
Bechstein, RoberL Reinick, Gisela von Arnim. Die gleiche Stufe der Be-
gabung führt bei weniger entfchiedener Äußerung gelegenLlich zur Verwen-
dung besonderer und abseiLiger Techniken, zum ScherenfchniLL, den Adele
Schopenhauer zn reichen Szenendarftellungen fügLe, zn den Klebebildern
Poccis, der manchmal SLiefmüLLerchen als GesichLer in seinen Bildern ver-
wendeLe, zu den bunLen Klebeplastiken von Barnhagen van Ense oder den
Klecksographien, die für Inftinus Kerner nichL zufällig zum bildlichen 2lus-
druck okkulLer und somnambuler Bedürfnisse wurden. Äuch von BrenLano
sind AbklaLfche bekannL, die durch die Verfchiedenheit von den Klecksographien
Kerners beweisen, daß auch solche „Zufallswirkungen" miL der Persönlich-
keiL ihres AuLors nnnu'LLelbar zusammenhängen.
Bei Eduard Mörike, der über ein beachLenswerLes bildkünftlerifches TalenL
verfügke, erhälL die Zeichnung einen weiLeren und freundlichen Sinn. Rkeben
komifchen BläLLern ftehL in seinem HaushalLungsbüchlein als TageseinLrag
die bildliche NvLiz. Er hälL die Erinnerung an einen Spaziergang durch die
Skizze eines landfchafLlichen oder dörflichen MoLives feft, er zeichneL einen
Wunfch, damiL er beachLeL werde, oder er skizzierL einen Briefumfchlag,
einen Briefkaßen, um sich das Datum erner wichtigen oder fchönen Korrespon-
denz zu merken. HinLer solcher HeiLerkeiL verbirgL sich ein ernfterer Drang,
dem Mörike nur nachgab, wenn er miL feinftem Pinsel MiniaLuren für
Medaillons malte. Das KleinformaLige ist eine Ablenkung, auf die der
DileLLanL sich gerne einläßt.
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beweglichen Ohren und Stiefelreverenzen
Thomas und Heiurich Mann dem jnngeren Bruder gezeichnet haben, seien es
die Bücher „für Iunge und AlLe", „Max und MoriH", die Märchen von
Bechstein, RoberL Reinick, Gisela von Arnim. Die gleiche Stufe der Be-
gabung führt bei weniger entfchiedener Äußerung gelegenLlich zur Verwen-
dung besonderer und abseiLiger Techniken, zum ScherenfchniLL, den Adele
Schopenhauer zn reichen Szenendarftellungen fügLe, zn den Klebebildern
Poccis, der manchmal SLiefmüLLerchen als GesichLer in seinen Bildern ver-
wendeLe, zu den bunLen Klebeplastiken von Barnhagen van Ense oder den
Klecksographien, die für Inftinus Kerner nichL zufällig zum bildlichen 2lus-
druck okkulLer und somnambuler Bedürfnisse wurden. Äuch von BrenLano
sind AbklaLfche bekannL, die durch die Verfchiedenheit von den Klecksographien
Kerners beweisen, daß auch solche „Zufallswirkungen" miL der Persönlich-
keiL ihres AuLors nnnu'LLelbar zusammenhängen.
Bei Eduard Mörike, der über ein beachLenswerLes bildkünftlerifches TalenL
verfügke, erhälL die Zeichnung einen weiLeren und freundlichen Sinn. Rkeben
komifchen BläLLern ftehL in seinem HaushalLungsbüchlein als TageseinLrag
die bildliche NvLiz. Er hälL die Erinnerung an einen Spaziergang durch die
Skizze eines landfchafLlichen oder dörflichen MoLives feft, er zeichneL einen
Wunfch, damiL er beachLeL werde, oder er skizzierL einen Briefumfchlag,
einen Briefkaßen, um sich das Datum erner wichtigen oder fchönen Korrespon-
denz zu merken. HinLer solcher HeiLerkeiL verbirgL sich ein ernfterer Drang,
dem Mörike nur nachgab, wenn er miL feinftem Pinsel MiniaLuren für
Medaillons malte. Das KleinformaLige ist eine Ablenkung, auf die der
DileLLanL sich gerne einläßt.
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