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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1931)
DOI Artikel:
Martin, Kurt: Deutsche Dichter als Maler und Zeichner
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0717

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Paul Scheerbarth: Aus „Jenseitsgalerie'

erreichen". StifLer hat bis in die lehken Iahre nichL nur miL WorLen gemalL,
er haL sogar dann und wann ein Bild verkaufL. Anch GoeLhe und Scheffel
haben weiLer gezeichneL, aber die Zeichnung dienLe mehr der VerdeuLlichung
anderer InhalLe. GoeLhes WolkensLudien, serne BläLLer zur Farbenlehre,
die naLnrwissenschafLlichen Zeichnungen, die zum Teil nur uach seinen 2ln-
gaben enLsianden, sind AnschauungsmaLerial, Sammlung sür die BearbeiLung
von Problemen und Phänomenen, bei denen es aus das Bildkünsilerische selbsi
nichL ankommL. Für Schefsel wird die Zeichnung Studie und Erinnerung sür
StäLLen und Borgänge, die aus solchen IkoLizen in seine hisiorischen Romane
übergehen. Wie bestimmend seine bildhafte Vorstellung ist, zeigL ein Ver-
gleich miL den wenigen Situationsskizzen Fontanes, der sich in Form von
Grundrissen die RaumsituaLion eines SchauplaHes verdeutlicht.

2ln GoeLhe nnd Schessel klärt sich der Begrifs des gehaltvollen DileLtanLen,
für den der künstlerische Anlaß entscheidend ist, nicht das ResulLaL. GoeLhes
Zeichnungen sind aufschlußreich und als künstlerischer WerL nur bedeutend,
weil sie von GoeLhe sind. Denn im Kreise einer großen PersönlichkeiL wird
alles bedeutsam, ob es nun Wunsch bleibt oder Erfüllung ist. Gerade Goethe,
der dem zeichnerischen Stil seiner Umgebung, sei es Oeser, HackerL oder Tisch-
bein, leicht unterlag, zeigt in seiner rastlosen Bemühung die Tiese seiner
bildkünstlerischen Sehnsucht und den Schmerz um das Unerreichte, das för-

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