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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1931)
DOI Artikel:
Martin, Kurt: Deutsche Dichter als Maler und Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0721

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Wilhelm Busch: Wanderer und Teufel

die Farbe einer linearen Grundvorstellung zufügt, indem sie den ausschlag-
gebenden Bildbestand der Zeichnung nachträglich koloriert. Es wäre salsch,
die lineare Zeichnung generell als „literarisch" zu bezeichnen, nur die Tendenz
liegt nccher, wie solche Zeichnung ja anch häufig illustrativ gehalten ist. Das
Illustrative aber ist das Hauptgebiet der dichterisch-bildkünstlerischenDoppel-
begabung. Denn illustrativ sind Bilderbuch, Witzzeichnung, Karikatur, illu-
strativ ist die Haltung der Bildgeschichten von Toepffer und Busch, illustrativ
ist fast immer die Theaterdekoration, weil sie einen Schauplatz verdeutlicht.
Auch die ernste Jllustration ist auf eineu Text bezogen, den sie oft lediglich
bildlich erläutert und weniger häufig zu selbständiger Bildhaftigkeit erweitert.
Mele Dichtermaler haben das illustrative Gebiet gewählt, sogar Goethe dachte
an eine selbstillustrierte Llusgabe der Italienischeu Reise. Ebenso bezeichnend,
daß fast von allen Dichtern, denen Malerei zum entscheidendeu Problem
wurde, das Reich des Illustrativen gemieden wurde.

Daß der Dichter sich als Plastiker betätigt, ist schon deshalb selten, weil die
technischen Voraussetzungen größer und schwieriger sind, als beim Zeichner.

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