Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 44.1930-1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.8820#0867
DOI issue:
Heft 12 (Septemberheft 1931)
DOI article:Unus, Walther: Schinkel
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Orgam'sches VerknüpsLsem MlL dem WesenLlichen des Besiehenden, miL Land-
schasL, nnL Zweck, mit menslhlichem Dasein und seiner Freude, das sind
einige der Grundlagen und Pole, von denen Schinkels BauLen ihre Ge-
slalL empsangen. Nach den FreiheiLskriegen solgLen einander jene großen
AusLräge, deren GesichLer er miL schöpserischer KrasL enLwickelLe: N'eue
Wache, Schauspielhaus, Museum. Für das Museum schuf er sich den Plah
selbsi; die lange FronL von so großzügiger EinsalL, daß sie auch heuLe noch,
gegenüber dem GegolLer des neuen Doms, znsammen nnL der SchloßfronL
den weiLen Raum in Ruhe zusammenhälL. Das Schausgielhaus behaupLeL
sich gegenüber älLeren, größeren RdachbarbauLen durch die Plastik seiner
BauLeile. Die Rdene Wache, winzig zwischen UniversiLäL und Zeughaus, wirkL
dnrch einen ganz einsachen Baukörper, dem der Meister eine dorische
Halle von ausgezeichneL edlen Berhältnissen vorgelagerL hat. Leider haL
man bei einer neuerlich veränderten Zweckbestimmnng das kleine GiLLer enL-
fernL, das sie bislang einem Iuwel gleich hob,umfaßte und zu schüHen schien.
Unübersehbar iß die TäLigkeiL dieses Mannes anf der Höhe seines Schaffens.
Das gesamte Gewerbe in all seinen Zweigen erfreuL sich seiner Fürsorge,
seiner Anregungen. Preußens Stil ift Schinkels Stil: dieser etwas dünne,
aber immer feine, ehrliche, manchmal ekwas elegante — eine militärische
Eleganz — kühle Geschmack. RkaLürlich bleibL die Baukunst der MiLLelpunkL,
stets bedentungsvoll dnrch das bewußte Maßhalten, durch die ruhige Ausge-
glichenheiL: Kirche und Palaß, Fabrik und Wohnhaus, Grabmal und
Brücke. Das Dekorationsschema kann ruhig wechseln, einheitlich bleibL der
Wuchs, der Typns, aus dem heraus er entwickelt; die Dinge sind von RkaLnr
znsammengehörig gleich den Kindern einer Pflanzensamilie; alle seine Werke
sprechen dieselbe feste, bescheidene, würdige Sprache.
RkichLs liegL ihm ferner als PaLhos und DramaLik. Seine Räume reihen
sich aneinander in stiller Folge und Rnhe, logisch und ordentlich. Über den
?6Z
schasL, nnL Zweck, mit menslhlichem Dasein und seiner Freude, das sind
einige der Grundlagen und Pole, von denen Schinkels BauLen ihre Ge-
slalL empsangen. Nach den FreiheiLskriegen solgLen einander jene großen
AusLräge, deren GesichLer er miL schöpserischer KrasL enLwickelLe: N'eue
Wache, Schauspielhaus, Museum. Für das Museum schuf er sich den Plah
selbsi; die lange FronL von so großzügiger EinsalL, daß sie auch heuLe noch,
gegenüber dem GegolLer des neuen Doms, znsammen nnL der SchloßfronL
den weiLen Raum in Ruhe zusammenhälL. Das Schausgielhaus behaupLeL
sich gegenüber älLeren, größeren RdachbarbauLen durch die Plastik seiner
BauLeile. Die Rdene Wache, winzig zwischen UniversiLäL und Zeughaus, wirkL
dnrch einen ganz einsachen Baukörper, dem der Meister eine dorische
Halle von ausgezeichneL edlen Berhältnissen vorgelagerL hat. Leider haL
man bei einer neuerlich veränderten Zweckbestimmnng das kleine GiLLer enL-
fernL, das sie bislang einem Iuwel gleich hob,umfaßte und zu schüHen schien.
Unübersehbar iß die TäLigkeiL dieses Mannes anf der Höhe seines Schaffens.
Das gesamte Gewerbe in all seinen Zweigen erfreuL sich seiner Fürsorge,
seiner Anregungen. Preußens Stil ift Schinkels Stil: dieser etwas dünne,
aber immer feine, ehrliche, manchmal ekwas elegante — eine militärische
Eleganz — kühle Geschmack. RkaLürlich bleibL die Baukunst der MiLLelpunkL,
stets bedentungsvoll dnrch das bewußte Maßhalten, durch die ruhige Ausge-
glichenheiL: Kirche und Palaß, Fabrik und Wohnhaus, Grabmal und
Brücke. Das Dekorationsschema kann ruhig wechseln, einheitlich bleibL der
Wuchs, der Typns, aus dem heraus er entwickelt; die Dinge sind von RkaLnr
znsammengehörig gleich den Kindern einer Pflanzensamilie; alle seine Werke
sprechen dieselbe feste, bescheidene, würdige Sprache.
RkichLs liegL ihm ferner als PaLhos und DramaLik. Seine Räume reihen
sich aneinander in stiller Folge und Rnhe, logisch und ordentlich. Über den
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