Lebensauffassung, dr'e jedwede ehrbare BeschäfLigung als mißliche Beschrän-
kung der FreiheiL und als unerwünschLen VerzichL auf die wahren Aufgaben
des Menschen verpönLe. Man schrr'LL mr'L verschränkLen Armen und bliHenden
Augen die Grenzen seines Anwesens ab und schöpfLe überall VerdachL, sam-
melLe allenchalben KonflikLstosf. Die Versassung dieser Menschen war ein
ununLerbrochener Kriegszußand. AngeödeL von dem ruhigen ForLgang bür-
gerlichen AllLags, gingen sie dazu über, die eigene Einbildung in ein Kriegs-
LheaLer umzuwandeln. Die Ehre wurde schließlich zum SpalL-Ich, das man
wie seinen Genius anrief und nächLigerweile in ausgeregLe Dialoge verwickelLe.
2lls immanenLer Besitz der menschlichen Seele konnLe die Ehre allein durch
einen 2lkL der Wiederherstellung geLäLigL werden. Der 2lnlaß, den das
wirkliche Leben nichL boL, wurde in den Drugbildern verzehrender EifersuchL
gefunden. So darf es nichL wundernehmen, daß die Frauen, die also zum
Opfer einer unbeschäfLigLen Muße geworden waren, in den Komödien der
Alarcon, MoreLo, HurLado de Mendoza u. a., einen neuen, gefälligeren
LiebhaberLypus im Einklang nn'L den SiLLen des 2lllLags und der bürgerlichen
VernunfL aufsiellLen.
Ealderon selbß nannLe das Gesetz der Ehrs gelegenLlich „estreelis rsligion"
(eine enge Religion). Er bedanerLe ihre Opfer, und doch kann man nichL
sagen, daß er die 2lnschauungen seines Volkes in dieser Sache mißbilligL
häLLe.
Pascal haL bekannLlich den IesuiLen vorgeworfen, daß sie die irdischen Ehren-
händel dulden und sich in solchen Fällen darauf beschränken, „cls cliriger
l'intsntion", d. h. die Gesiunung ihrer Beichtkinder in die richLigen Bahnen
zu lenken. TaLsächlich ist die KampfbereitschafL das FundamenL sesuitischer
NeligiosiLäL. Die Ehre haL gewiß ganz andere InhalLe als der Glaube,
aber sie gehorchL denselben Impulsen wie das religiöse BewußLsein: der
Selbstbeherrschung und Selbstentäußerung. Die Sünden, in die der Ehrbe-
flissene verfällL, ZornmuL und SLolz, berühren das Weseu des Menschen
viel weniger als sein BerhälLnis zu GoLL. Bom Leben aus geseheu, sind diese
Sünden Kennzeichen wohlgeraLener Rasse.
Die IesuiLen haben in den ersten Iahren nach der Gründung der GesellschafL
eine 2lufgabe dariu gesehen, die weltliche EiLelkeit in den ihrer ObhuL an-
verLrauLen Seelen mit SLumpf und SLiel auszuroLLen. Die vornehmen
Rkovizen legten den größLen Eifer an den Tag, um ihre Selbstverleugnung
durch Schaustellungen zu bekunden, die alle Begriffe gesellschafLlichen Wohl-
anstandes auf den Kopf stellLen und sich mancherorLs zu einem wahren Fasching-
Lreiben auswuchsen. Die SLifLer mußLen diesem „undiskreLen" Glaubens-
überschwang sieuern und miL Rkachdruck auf die Regeln der geißigen
Disziplin hinweisen, welche miL körperlicher 2lskese und allen äußeren De-
monstraLionen letzLlich unvereinbar waren. Man stellLe sogar den vernünfLigen
Grundsatz auf, daß nur in einem ungeschwächLen Körper eine ßarke Seele
sich bilden könne. Man mochLe schließlich in dem fponLanen 2lusdruck des
Ehrgefühls eine werLvolle CharakLeranlage erkennen, die mehr der richLigen
Lenkung bedurfLe als der Fesselung und der EnLäußerung.
RkichLs anderes wollLe der harL gescholLene „Probabilismus" der IesuiLen be-
sagen (die 2lnschauung, daß unLer zwei staLLhafLen EnLscheidungen auch die-
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kung der FreiheiL und als unerwünschLen VerzichL auf die wahren Aufgaben
des Menschen verpönLe. Man schrr'LL mr'L verschränkLen Armen und bliHenden
Augen die Grenzen seines Anwesens ab und schöpfLe überall VerdachL, sam-
melLe allenchalben KonflikLstosf. Die Versassung dieser Menschen war ein
ununLerbrochener Kriegszußand. AngeödeL von dem ruhigen ForLgang bür-
gerlichen AllLags, gingen sie dazu über, die eigene Einbildung in ein Kriegs-
LheaLer umzuwandeln. Die Ehre wurde schließlich zum SpalL-Ich, das man
wie seinen Genius anrief und nächLigerweile in ausgeregLe Dialoge verwickelLe.
2lls immanenLer Besitz der menschlichen Seele konnLe die Ehre allein durch
einen 2lkL der Wiederherstellung geLäLigL werden. Der 2lnlaß, den das
wirkliche Leben nichL boL, wurde in den Drugbildern verzehrender EifersuchL
gefunden. So darf es nichL wundernehmen, daß die Frauen, die also zum
Opfer einer unbeschäfLigLen Muße geworden waren, in den Komödien der
Alarcon, MoreLo, HurLado de Mendoza u. a., einen neuen, gefälligeren
LiebhaberLypus im Einklang nn'L den SiLLen des 2lllLags und der bürgerlichen
VernunfL aufsiellLen.
Ealderon selbß nannLe das Gesetz der Ehrs gelegenLlich „estreelis rsligion"
(eine enge Religion). Er bedanerLe ihre Opfer, und doch kann man nichL
sagen, daß er die 2lnschauungen seines Volkes in dieser Sache mißbilligL
häLLe.
Pascal haL bekannLlich den IesuiLen vorgeworfen, daß sie die irdischen Ehren-
händel dulden und sich in solchen Fällen darauf beschränken, „cls cliriger
l'intsntion", d. h. die Gesiunung ihrer Beichtkinder in die richLigen Bahnen
zu lenken. TaLsächlich ist die KampfbereitschafL das FundamenL sesuitischer
NeligiosiLäL. Die Ehre haL gewiß ganz andere InhalLe als der Glaube,
aber sie gehorchL denselben Impulsen wie das religiöse BewußLsein: der
Selbstbeherrschung und Selbstentäußerung. Die Sünden, in die der Ehrbe-
flissene verfällL, ZornmuL und SLolz, berühren das Weseu des Menschen
viel weniger als sein BerhälLnis zu GoLL. Bom Leben aus geseheu, sind diese
Sünden Kennzeichen wohlgeraLener Rasse.
Die IesuiLen haben in den ersten Iahren nach der Gründung der GesellschafL
eine 2lufgabe dariu gesehen, die weltliche EiLelkeit in den ihrer ObhuL an-
verLrauLen Seelen mit SLumpf und SLiel auszuroLLen. Die vornehmen
Rkovizen legten den größLen Eifer an den Tag, um ihre Selbstverleugnung
durch Schaustellungen zu bekunden, die alle Begriffe gesellschafLlichen Wohl-
anstandes auf den Kopf stellLen und sich mancherorLs zu einem wahren Fasching-
Lreiben auswuchsen. Die SLifLer mußLen diesem „undiskreLen" Glaubens-
überschwang sieuern und miL Rkachdruck auf die Regeln der geißigen
Disziplin hinweisen, welche miL körperlicher 2lskese und allen äußeren De-
monstraLionen letzLlich unvereinbar waren. Man stellLe sogar den vernünfLigen
Grundsatz auf, daß nur in einem ungeschwächLen Körper eine ßarke Seele
sich bilden könne. Man mochLe schließlich in dem fponLanen 2lusdruck des
Ehrgefühls eine werLvolle CharakLeranlage erkennen, die mehr der richLigen
Lenkung bedurfLe als der Fesselung und der EnLäußerung.
RkichLs anderes wollLe der harL gescholLene „Probabilismus" der IesuiLen be-
sagen (die 2lnschauung, daß unLer zwei staLLhafLen EnLscheidungen auch die-
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