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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Die Wiesbadener Künstlerkolonie
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0103

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88 s-o

toattige epifche ©djitberungsfunft be6 ®id)terS, ben 9Jletfter im deiche be§ ©rauftgen
unb Unheimlichen. 9taftloS arbeitet er weiter; ein neues 2)rama ans ber ©egen-
mavt mit nieberrl)einifd)em l^ofalfolorit ift üollenbet, ein großer Sßoman, ebenfalls
im ©inue einer auf © eib ft gef d) au tem fid) auf Bauenben § e i m a tS f u n ft,
begonnen, ©leid) in Sauffä Dcäfje, in ber SStöenöorftabt 2ßieSbabeuS, bidjt am
furparf £>at Jpofrat 23 antat) fein denn aufgefcfdagen. ®er große 3)cime unb
Crgauifator ber bramatifdjen Ätünftlcr fyat auf ber §öf)e feine? 9rul)me8 bie
glängenbfte Saufbaljn werlaffen unb fid) ins ^rioatleben jurücfgejogen. 3n feinem
prächtigen SoJjnfiße üerfamtnelt er jet^t attroödjentüd) einen Äreis feiner greunbe,
bei benen feine geiftreidje ^ßlauberfunft jctst ebenfo Iriumphe feiert, wie früher bie
mimifcfje auf ben meltbebeutenben Brettern. 2htf bie SJfemoiren, an benen er-
arbeitet, barf mau mit 9ied)t gefpaunt fein. yJcod) einer mag aus ber großen £at)t
nnferer ijeimifdjen ©djriftfteüer herüorgeboben werben, 3B a l1t) er © d) u lt e tiom
35 v ü l) I, ber uielfeitige Setter beS äßieSbabener "tageblacts, einer nnferer fein-
fiunigften Äritifer, bortreffUdjer :}comanfd)riftftetter unb 9?oPeßi[t, ber es aud) oer-
ftanb, ein einjigegmol menigftens, .oor faft 2 3aljren, alle fünftlerifdjeu Äräfte
ÜiMeSbabenS 31t einem prä'd)tigeu ftrühlingSfefte 31t einigen. Unb einige ber erfolg»
reidjfteu Srnmatif'er ber ©egenmart ,^ät)len mir 31t ben Unfern: Surt Äraat3,
beffen „Sogenbrüber" wol)l meb,r Stuffii^rungen erlebten, als irgenb eine anbere
moberne Sßoffe, unb bem eine fabelhafte 93ivtuofität ber (Srfiubung uiemanb abfpredjen
fann, unb feinen ©enoffen, Sill)elm Sacobrj, einen trefflichen Vertreter beS
ed)teu rljeinifdjen ApumorS, mit feinem trodenen, ruhigen Sßitje ber geborene
ÄamepalSpräfibeut.

2\!ie inet bei nnS mitfeiert, gegeigt unb gefungen mirb, barüber £)at fdjon
mandjer ()eilungfud)enbe Äranfe gefeuf^t unb geftötfnt. 9cebeu biefer bitettantifdjen
l'anbptage aber ift aud) bie 3nhl tüchtiger üDiufifer unb Äomponiften groß genug.
3)a jtnb jitnädjft bie Leiter beS 2d)eaterS unb ber ÄnrljanSiongerte. ^ßrofeffor
üKannjiäbt unb .fart Süftner, beibeS weife unb erprobte Strigenten, bann
Sofepl) @d)lar, ber neuerbingS ^ur Berühmtheit gelangte mnfitalifdje Bearbeiter
Pon Söeber'S „Oberou", ferner bie Borftel)er ber größeren 2)htfiffd)iiten, (§iben-
fdjütj, ber Portrefflidje *ßianift, unb ber aud) als Äomponift rühmlich, bef'annte
©pangenberg. £heöbor 9ief)bauut, ber fo niele Dpern fd)rieb unb in ben
legten Sohren aud) als bramatifcfjer ©djrif tfteder auftrat, lebt bei uns , ferner
8 e f d) e t i £ ft), einer ber älteren $lat>iermeifter unb ©ift er maus, ber tjerrficfje
Baßfänger, ©ie firitif bertreten Dtto Soru, ber milber unb moberner gefinnte
©ohn beS grimmigen SBaguerfeinbeS §einrid) ®om, zugleid) ein befonberS eleganter
©tilift, unb Sbmuub Ubl, ein tüdjtiger SOcufiffdjriftfteller unb Äomponift, üon
beffen Äonfltft mit Sberrn tum hülfen im uorle^ten Safjre bie Blätter 311 er-
zählen mußten.

3n ber SieSbabeuer 2Jhiße enblid) t;at @. üft. 0. Stt-ejntcef, ber frühere
äftannljeitner ipoffapeßmeifter, ber @d)öpfer ber grajiöfen „Souna ©iana" ein neues
großgebad)tcS Söerf Pollenbet, ba? jebeufalls in ber Sntmideluug beS ÄünftterS
einen mäd)tigen @d)ritt nad) aufmärtS bebeutet, unb, irren mir nid)t, einen bleiben-
ben Oeminn für unfere beutfd)e Bühne bilben mirb. 3n ÄarlSruhe mirb unter
getir SJiottl'S Seitung biefe Dper: „Sill @ulenf p i e g el" jutn erfteumale auf-
geführt. 2)ie 2)id)tung [)at, frei nad) gifcüart'S 9teimmeis ber Äomponift felbft
fid) geftaltet unb bei uolifter Beherrfdjung aller mobernen SluSbrudsmittel unb
mufit'bramatifd)en (irruugenfdjafteu bod) ben Bolfstou malten (äffen.
 
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