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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Mensch, Ella: Die Darmstädter Hofbühne und ihr Publikum
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0160

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©ubermann, Hauptmann, ©retyer, Otto (Srnft unb feit turpem aud) Otto
Cmcf) $artteben finb bie Seute, burcfj meldje man einen 3nwad)S erfebt.

3)a8 Sweater fätjrt bei btefen SSerfudjen garnidjt übet. ®ie SKobernen
fjaben fiel) al3 $affenfüffer bewährt, nnb baS bürgt uns fdjon bafüv, baß fte nicfjt
fo ba(b tum bei' SSitbfCäd^e bcrfcfjmiiibeit werben.

SBemi es ftd) freitid) ntn eine ganj bornefjme fünft fjanbett, fo 5. 23. nm
33jörnfon8 „Heber nnfere Äraft", befnnbet baS ^nblifum allerbings fatal atabiftifdje
Diciguugeu; eS f)ä(t innerlid) meber ©taub, nod) gef)t eS mit.

®iefe Stjatfacfje füfjrt imS mm Äern ber ©adje. 2)aS Sfjeater fann nie -
m a(S © t i m m u n g nnb 2B e 11a n f d) an nn g erzeugen, e8 m nß f ie
b orf inb en.

@S nüt?t uitf)ts, tue im bie Seitüng baS 9ienefte nnb baS Sntereffantefte bon
allen (Snbeu bei* SBett auftreibt nnb feinen ©äften borfegt, wenn biefe nidjt felbft
baS SBebürfniS ber Mitarbeit empfinben, toenn fte ntcfjt aufhören, ben
O r d) e ft e r p t a t? a 18 bequemes St u 8 ru Ö e J> 0t ft e r u a di b e 8 2; a g e S 2 a ft
unb äftüfjen 511 betrad)ten.

53is m einem gemiffen (Stabe fann ftd) aud) bie 33üb,ne ifjr ^htbtifnm
ergeben, inbetn fte nid)t feiner Jrägfjeit fduneidjett, fonberu an feine Urteilsfraft
appelliert, ©onft aber müffen nod) anberc gaftoreu fjinjüfommen, um ben ©ptet-
plan in ßinflang ju bringen mit ben borwäftsftrebenben Gräfte in ber Oitteratur.
Sßidjt bie neuen ©tücfe im Sweater bewirten bie ^ortjontermetteiung — außerhalb
beS Sweaters muß ber SDceufdj bereits SBerfiünbuis unb ©untbattjte gewonnen Ijabeu
für bie großen fragen unb Probleme feiner 3e'f» füt alles baS, ruaS ben ©cfeff-
fdjaftsförper burdjmdt. SSBir babeit f)icr in ©armftabt ein ftarf auSqebilbeteS
23üreaufratentum unb auf ber anberen ©eite eine mebr unb me()r im 3"ne^men
begriffene fojtalbeinofratifdje gartet. Slber baS SDcittetbtng: ber freie, fdjöne, nid)t
ängftttdje aber aud) ntebt fredjeSiberatiStmtfS feljlt, erfeljttroolrt nidjt gan^, aber er gibt
nid)t bie ©timmung an. Unb bamit fjängt nod) etwas anbereS mfammeu, woburefj
®armftabt ftd) bon ben Sßadjbarftäbten merfwürbig abfdjtteßt: 23?eber in üJJainj,
nod) ißormS, nod) Offenbad) beftefjt biefe fdjeue SCngfi bor ber felbftänbig benfenben
i^rait. 21ber bie Kultur fann fjeutjutage feine auSfdjtießtidje äKännerfuttnr metjr
bleiben, ©en Gsinftuß ber grauen auf Äunft unb Söiffenfdjaft, nameutlid) auf
erftere, aufbalteu m motten, tft nid)t mefjr mögtid}. SSerfudje, bie nad) biefer
9tid)tung getfjan werben, erbeten nur baS Stefuttat, baß ftatt ber Itugen bie
einfältigen grauen gu ©eridjt fiten. Unb (entere führen leiber aud) im Sweater
nur ju oft baS große Söort. „2Bo rolje Kräfte fiunloS malten, ba fann fid) fein
©ebilb geftalten."

3m 3ufd)auerraum muß aüntäljlid) ba8 einfältige S£angftuttbengän8cf)en unb
bie feidjte ©atonbante, bie ftd) unterfangen, über ©tücfe abzuurteilen, meldje fte
nod) nidjt einmal bem SBorttaut nad) berftanben fjaben, erfebt werben burd) eine
grauenflaffe, meld)e 2lufnab,mefä^igfett befiöt, bie bort unb jiefjt, beoor fte fprid)t.
©egenmärtig gefd)iel)t [)ier biet, um biefe Sinnesorgane in ifjrer Sutfaltung
m förbern. ®te güüe ber popularmiffeufdjaftlidjen Vorträge, bie fid) in biefem
SBtnter toie eine ©turmflut über uns ergießt, fommt mr gelegenen g,tit. „®ie
£oteu fangen au m ermad)eu." ®ie grauen, metdje baS ^aubtfontingent für bie
3ul)örerfd)aftfteüen, lernen ibre 2lnftd)ten an bertttanbten ober entgegeugefe^teu meffen
unb ben erworbenen SSorrat bon Seuntniffen prüfen an ber fte nmgebenben Söett.
®as aber erwettert aud) ben S31icf für bie ©Uber unb ©eftalten, für wetdje bie
bramatifcfje Sunft baS Sntereffe begehrt. ®aß wir uns l)ier in ©armftabt mit

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