DOI Artikel:
Gutmann, Ernst: Die Kultur und der moderne Arbeiter in Deutschland
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0589
5<*9
nur ein &emeis für bie größere praftifcfje 53efäl)igung ber Sedieren.
Setbft wenn btefe roirflid) oorfjanben mar, geigt Saffalls Biebers
läge miubeftens in bemfelben ältäfje, rote bie grofte Sfteljrfjeit ber
Arbeiter in ®eutfdt)lanb gchtglicE) unfähig mar unb §unt£eil nod) ift,
bie großartige ^ulturbebeutung einer ©rfcfyeinung Tüte Saffalte §u
tüürbigen. SCßie folfte bas aber aud) anber§ möglid) fein? £>anbelte
es fid) bod) in erjter Sinie barum, bas Sitte mit Stumpf unb Stiel
jm üetiüerfen, ba es bis ins $nnerfte binetn faul mar. So.feben
mir benn in ber erftcn ^ugenb, melcfje bie moberne 9lrbeiter-
bemegung nunmefjr burd)Iaufen fyat, roie bie Arbeiter mit glübenber
§8egetfterung 3ufunft§ftaaten bauen, in benen bas materielle ©IM
in $erfon auf bie Gerbe berabgeftiegeit ift; für Slulturintereffen
in bötierem unb bödiftem Sinne tonnen mir nur gang oereinjelte
Q3etfpiete entbeefen. @s unterliegt feinem ^weifet, baß alles, roa§
im 2lrbeiterftanb an geiftigen $ntereffen oorlianben mar, oöHig
Dom Materialismus auf allen (Gebieten, SGBiffenfdjaft rcie ^ito-
fopfjie unb ^unft, mit S3efd)Iag belegt mürbe. 3U ber 3öiffen-
fdjaft finb es faft au§fd)tießlid) bie ted)nifcb,en Radier, meldte
Slnflcmg unb ^Berftänbnis bei ben Arbeitern finben. Selbft bie
fogenannten @eiftesmiffenfct)aften, oor allem bie ©efdjictjte, müffen
in ein ntaterialiftifdtes ©emanb geftedt merben, um ju intereffieren.
$n ber ^b,itofopf)ie übt natürlid) nur ber ertremfte Materialismus,
bie ausf d) ließlief) e 3)iesfeits=^t)ilofopl)ie eine Sßirf'ung auf bie
tüiffen§burftigen Slrbeiterföpfe aus, benen man nur allzulange mit
bem ,,©ia;^opeia üont Gimmel" bas irbifdje ©lüc! erfet3en rooEte.
®aß bie Äunft, bie feinffe unb füßefte $rud)t ber Kultur, ben
Arbeitern im ©runbe gänslicf) fremb, unb nur ber fraffefte
Naturalismus itinen oertraut ift, mirb jeber als traurige Srjatfacfje
empfunben traben, ber mit Arbeitern uerfetirt ttat. 2lber ebenfo
muß jebent bas iperj fjöfjer fcfjlagen, menn er fietit, mie biefe
felben Seute, bie fid) Sag für Sag oon früt) bis fpät bei tfjrer
eintönigen Arbeit um fargen Sotm plagen, mit roatirer $nbrunft
jebem pf)ören, üou bem fie glauben, baß er itinen etraas Neues
§u fagen bat. So begegnen uns benn aud) unter Arbeitern tjäuftg
ßeute, bie ein gerabep ©rftaunen erregenbes Sßiffen tiaben. Nur
finb ibre $ntereffen faft immer einfeitig auf materialiftifd) ange-
fjaudite 3)inge geriditet, unb edite Kultur ift it)nen fremb.
§ier aber ift roeiter nicfjts oon Nöten, als bie fd)lummernben
$utereffen p meden. ©s fd)eint mir bies burdjaus zeitgemäß §u
nur ein &emeis für bie größere praftifcfje 53efäl)igung ber Sedieren.
Setbft wenn btefe roirflid) oorfjanben mar, geigt Saffalls Biebers
läge miubeftens in bemfelben ältäfje, rote bie grofte Sfteljrfjeit ber
Arbeiter in ®eutfdt)lanb gchtglicE) unfähig mar unb §unt£eil nod) ift,
bie großartige ^ulturbebeutung einer ©rfcfyeinung Tüte Saffalte §u
tüürbigen. SCßie folfte bas aber aud) anber§ möglid) fein? £>anbelte
es fid) bod) in erjter Sinie barum, bas Sitte mit Stumpf unb Stiel
jm üetiüerfen, ba es bis ins $nnerfte binetn faul mar. So.feben
mir benn in ber erftcn ^ugenb, melcfje bie moberne 9lrbeiter-
bemegung nunmefjr burd)Iaufen fyat, roie bie Arbeiter mit glübenber
§8egetfterung 3ufunft§ftaaten bauen, in benen bas materielle ©IM
in $erfon auf bie Gerbe berabgeftiegeit ift; für Slulturintereffen
in bötierem unb bödiftem Sinne tonnen mir nur gang oereinjelte
Q3etfpiete entbeefen. @s unterliegt feinem ^weifet, baß alles, roa§
im 2lrbeiterftanb an geiftigen $ntereffen oorlianben mar, oöHig
Dom Materialismus auf allen (Gebieten, SGBiffenfdjaft rcie ^ito-
fopfjie unb ^unft, mit S3efd)Iag belegt mürbe. 3U ber 3öiffen-
fdjaft finb es faft au§fd)tießlid) bie ted)nifcb,en Radier, meldte
Slnflcmg unb ^Berftänbnis bei ben Arbeitern finben. Selbft bie
fogenannten @eiftesmiffenfct)aften, oor allem bie ©efdjictjte, müffen
in ein ntaterialiftifdtes ©emanb geftedt merben, um ju intereffieren.
$n ber ^b,itofopf)ie übt natürlid) nur ber ertremfte Materialismus,
bie ausf d) ließlief) e 3)iesfeits=^t)ilofopl)ie eine Sßirf'ung auf bie
tüiffen§burftigen Slrbeiterföpfe aus, benen man nur allzulange mit
bem ,,©ia;^opeia üont Gimmel" bas irbifdje ©lüc! erfet3en rooEte.
®aß bie Äunft, bie feinffe unb füßefte $rud)t ber Kultur, ben
Arbeitern im ©runbe gänslicf) fremb, unb nur ber fraffefte
Naturalismus itinen oertraut ift, mirb jeber als traurige Srjatfacfje
empfunben traben, ber mit Arbeitern uerfetirt ttat. 2lber ebenfo
muß jebent bas iperj fjöfjer fcfjlagen, menn er fietit, mie biefe
felben Seute, bie fid) Sag für Sag oon früt) bis fpät bei tfjrer
eintönigen Arbeit um fargen Sotm plagen, mit roatirer $nbrunft
jebem pf)ören, üou bem fie glauben, baß er itinen etraas Neues
§u fagen bat. So begegnen uns benn aud) unter Arbeitern tjäuftg
ßeute, bie ein gerabep ©rftaunen erregenbes Sßiffen tiaben. Nur
finb ibre $ntereffen faft immer einfeitig auf materialiftifd) ange-
fjaudite 3)inge geriditet, unb edite Kultur ift it)nen fremb.
§ier aber ift roeiter nicfjts oon Nöten, als bie fd)lummernben
$utereffen p meden. ©s fd)eint mir bies burdjaus zeitgemäß §u