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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Pudor, Heinrich: Volkstümliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0618

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einem £)eutfd)en unmoglid) fein, hinter fteinernen Sföänben fein
^»aupt gut S^ufye gu betten. Db man £Red)t tlmt, ba, mo man
jum ©tetnbdu greift auf bie beutfcf)e ^enaiffance ftUTÜc^ugreifen,
mie es fjeute utetfad) gefd)iel)t, bas Jjängt baoon ab, ob man es
permögen roirb, auf ©runb btefer beutfcfjen ötenaiffance neue
formen 31t finben, §um minbeften bie alten formen mit neuem
©eifte 5U bitrd)tränfen.

Slucb, in ber s$laftif muf3 bie Vorliebe bes beutfcfjen für
^olj 91af)rung finben. diejenige beutfcfje ^laftif, bie oolfstümlid)
geraefen ift, mar bie ^otgplafttf ^iemfcrjneiber's unb SSett ©tofs's.
®ie s3iatur giebt £)ter bie beften Fingerzeige: im Sanbe bes 3)car-
mors, in Italien, roirb man in SRarmor bilben; im beutfcfjen
SBalb;£anbe roirb man in -öolj bilben. Italien tjat feine Sföä'lber,
S)eutfrf)lanb fmt feinen Marmor. 3)ie, roenn aucfj nod) fo form-
fd)öne unb finnlid) fd)öne 9)larmorbitbnerei ift ber beutfd)en
^erjensrocirme unb ^nnigfeit entgegen. 9lur eine ^ol^plaftif unb
^roar eine folcfje, bie fiel) ber $arbe jur Belebung bebient, fann
beutfd);üolfstümltcf) roerben.

Unb roie ift es in ber SJcalerei? ©0 ed)t unb red)t ootfs;
tümlid) mar in 3)eutfcf)lanb etgentlid) nur bie SCRiniaturmalerei.
®a trieb bas beutfcf)e ©emüt bie fcf)önffen Glitten. £)ie Tafel;
maierei fjat ibren urfprünglid)en ©tritt unb ^roeef nerloren. <3ie
Imtte ben $roecf, bie 2fltare $u fd)mücfen. T)aS fällt bjeute fort.
®as, roas fyeute auf bem ©ebiete ber 9)Merei für ^ircfjen ge-
fd)affen roirb, ift gerabe baS fd)lecfjtefte, roas bie OJlaterei fjeroor-
bringt. £>ier muf3 erft roieber eine grojge Vertiefung bes religtöfen
(Sinnes eintreten, ef}e biefe Sftaterei einen genügenben $n£)alt für
tt)re formen finben fann. |)eute nun ftnb bie Tafelgemcilbe, oon
2Ittar unb H'ircf)e abgefel)en, für bie SfuSftellungen beftimmt —
roer aber roollte roof/l glauben, bafj eine fömft, bie für 2luS;
fteltungen Tafelgemcttbe „macfjt", eine roirflicfje |)öf)e erreid)en
fann? 5?ann ein SlusftetlungSgemalbe oolfstümlicf) fein? ®er
Sinrourf, bafj einer ber ootfstümlicfjften beutfd)en ^ünftler, 2Ilbred)t
2)ürer, Tafelbilber fcfjuf, ift nicfjt fticf)t)altig. £)enu biefe Tafel-
bilber roaren eben für ben Slltar ober für bas ipauS, nidjt für
eine prtmffjafte 3lusftellung beftimmt. Unb aufserbem liegt ba§
33ebeutenbfte, roaS T)ürer gefefjaffen l)at, nid)t auf bem ©ebiete
ber Tafelmalerei, fonbern auf bem bes |>ol§fcf)nittes. 5)te Tafel;
 
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