Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

DOI Artikel:
Pudor, Heinrich: Volkstümliche Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0619

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
579

molerei fann in ®eutfd)lanb nur bann einen inneren Sßert er-
langen, toemt fte t£)re 23eftimmung im |jau§, in her 2öo£)nuttg
finbet. 93ielleid)t mirb fte ftd) and) weniger ab§ bisher ber Del-
tecfjnif unb mef)r ber 2öafferfarben §u bebienen f^ben. $ebettfaߧ
mirb fte in 5)eutfd)lanb ftet§ unb immerbar ba§ bleiben, ma§ fte
tut 23lüte§eit aud) gemefen ift, intime ft'unft. %k iüöanbmalerei
ift etma§ $taüenifcf)e§ ober überhaupt Sübtid)e§; fte ift fcfjon bes
^Iima§ rcegen für £)eutfd)lanb nid)t angebracht unb mirb unb
mürbe niemals nolfstümlid) fein tonnen. 35ie ©efcfjid)te fann un§
b^ier bie beften Fingerzeige geben. ®ie äßalexei ber italienifd)en
Stenaiffance feierte ihre größten Striumpbe int #re§fogemälbe: fiefye
bie Sirtinifd)e Capelle. ®ie SJMeret ber beutfcfjen 9tenaiffance
feierte ib,re Striuntpbe int ^leingemätbe: £)ürer'§ «g)oIgfct)ut)er ift
tnelleicfjt ba§ bebeutenbfte SBerf ber beutfd)en Malerei.

2öa§ bie 3Md)tfunft betrifft fo mufs biefe, um oolf'Stümlid)
merben &u tonnen, bie Saiten be§ $>olf§empftnben§ er f fingen
taffen. 2)eutfd)=ootf§tümUd) ift bie gartfinnige Siebe für Blumen
unb ©räfer, nid)t für Jahnen unb Olben, für ^elbblumett, nicf)t
für -^pagintben, für Söiefenblumen, nid)t für £opfrofen. SRan
mufi ftd) barüber flax fein, baß bie größten 3)id)ter£)eroen ber
2)eutfd)en oft ber Scf)roäd)e oerfatten ftnb, frembnationales unb
atfo nicf]t;üolf§tümltd)e§ ©mpftttben jum Sfmmrucf §u bringen:
@oetf)e in ber Iphigenie unb im Staffo, Sdjiller in ber QSraut
oon Sfteffina. ©oll bie f'ünftige beutfcfje £)id)tttng beutfcf);üolB-
tümttct) fein, fo barf fte ihre ^jbeate ftd) nid)t an ber 9tioiera, am
Sfrno, am £iber, nid)t in 23oeotien unb nid)t in 2trf'abien, am
altera) enigften am (Banges» unb am 9Hle fud)en, fonbem im $ater-
lanbe, ba, tpo bie Ijeim'fcfjen Duetten fliegen. ®ie uralte Siebe
ber ®eutfd)en §um Sßalbe, bie ^reube am Söanbern, am «Singen
unb Clingen, bie beutfd)e Mittue unb bie beutfcfje Streue, bas
SSaterlanb unb Stamme§lanb mufj fte befittgen: Sie muf; roieber
SSotfsIteb merben unb oielleid)t aud) an ben ^Bolfstiebern fid)
. bitben. Sie mtt}3 eine Sprad)e führen, bie bem ßanbmann unb
Arbeiter, mie bem dürften unb Herren oerftänblid) flingt. Sie
muß oom Kothurn ^erabftetgen unb einfad)=ftnnig=l)erätid), eben
oolfstümlid) merben.

2fef)ntid) oerf)ält e£ fid) mit ber 9Jmftf, mit bem ©efang.
£)er ©efang mufj 5ßolf§gefang merben. |)ier, in ber SQmfif, '£>at
 
Annotationen