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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Pudor, Heinrich: Volkstümliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0620

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bie $rembfjerrfd)aft ber SGBtffenfd)aft bie fcf)ümmften £)inge ange-
richtet, bie SJlufif oerlor an SRuftf, fo geteert ift fie geroorben.
©ie fpradj patfyetifcf), fie fpracf) nvfyt fct)Itcf)t urtb einfad). 2E6er
bas ©d)lid)te ift aud) in ber SRufif bas mat)rt)aft SDeutfcfje —
©ebaftian 33ad).

Gcnbttd) wollen mir nod) auf folgenben ^uttft aufmert'fam
macrjen. 2öir fagten oben, baf; bie Shmft, bamit fie uolfstümlid)
roerbe, national werben muffe. Nun ift bas Söefen bes beutfcrjen
Golfes SDe^entralifation. SDas ®eutfd)tum ift nid)t einfältig, fonbern
uielfältig. @s ift unterfdjieblicf) geartet in 93e§ug auf bas Mima,
auf fianbfdjaft unb aud) auf bas $otfstum. $nt Horben 2)eutfd)-
lanbs mad)fen anbere ^flan^en als im ©üben unb im ©üben
3)eutfd)lanbs macrjfen anbere 9J?enfd)en als im Horben. ©cfyon
bie ©pracrje ift eine r»erfcf)tebene; ber £)ialefte giebt es uerfcfjiebene.
®iefe im engeren Sinne nationalen llnterfcfjiebe merben fid) in
einer uolf'stümlidjen ^unft natürlid) lebhaft füfjtbar madjen. $a,
mir merben fogar, bevor mir eine beutfcfye Äunft befommen, oor
bem eine $artsruf)er, eine 3)armftabter, eine 9JUtnc£)ener $unft zc.
f)aben. Wlan mufj immer mieber an bie mat)rt)afte ßunftftättc
Nürnberg erinnern. S)ie Nürnberger fömft brachte nid)t fd)tecf)t-
rjin beutfdjes ©mpfinben/fonbern fie brachte fpe^ififd) fräntifdjes,
ja fogar fpejtftfct) Nürnberger SMf'sempfinben §um Stusbrud unb
bas beutfdje ©mpftnben gab lebiglid) ben Nammen ab, in bem fid)
jenes einorbnete. Unb fo mu| es fein unb mu| es merben. 2lus
bem totalen (Smpfinben rjeraus mu| bie oolfstümlidje föunft ge-
boren merben, ber äftenfd) ift fo gut eine $rud)t bes ©rbbobens
als bie ^)3ftan§e; ift er bod) aus ©rbe gemad)t. Nun, bie ^flan^en
»ertragen es nid)t, menn man fie aus einer @rbe in bie anbere
t>erfet$t. ©ie finb bie Blüten bes Kobens auf bem fie mad)fen. •
Nid)t anbers ift es mit ben SJcenfdjen. ©s fommt nur barauf
an, fie einmal auf tfjret SRuttererbe unter ben ©trafen ber
©onne in ^rieben grof} ^u gießen; bann merben fie fdjon blühen
unb ©amen falten taffen. 9)can barf fie nicfjt fort unb fort r>er-
fetten; fie muffen rcie bie Blumen, Nurje fjaben, fie müffen in
$ül)lung bleiben mit bem SJcutterboben, fie müffen ber SJhttter
treu bleiben unb fid) tl)r banfbar ermeifen baburd), bafi fie it)r
uon ben Sltern ber angeftammtes ©mpfinben entäußern, baf; fie
fd) äffen, bafj fie uns bie uolfstümlicbe ^unft geben. 3)as ift bie
grofje ©etmfucrjt ber SDeutfdjen; bie ^ufunft mirb fie füllen. 2Bit
 
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