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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Brehm, Ludwig: Pfälzer Art
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0708

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(£f)lobtr)ig §u erliegen. ®amit mar bie |)auptmifd)uug ber Waffen
für bie $ßfal§ uotlgogen. 2)od) bradjte iljre Sage grüifdjert bem Dft-
unb SBeftreict) mannigfache föceupttgen mit bereit 23eroof)nern mit
fid). Unb ebenfalls tief einfcfjneibenb errötet ficfj in neuerer 3eit
bie lange ^errfdjaft ber ^rangofen für bas t)ielbeunruf)tgte 23olf.
%xo§ biefer mofaifartig bunten 3ufammenfef3img geigt ba§ pfäljifcfje
üßolf fo einheitlichen Kfyarafter, wie nur irgenb ein beutfdjer ©tamnt.
SltlerbingS ift fein ©fjarafter nid)t fo teictjt in eine formet §u
faffen; ber (Strom ber Gereigniffe ift fo mächtig unb nachhaltig
über bie ^3fal§ gebrauft, baf} er bort alle bie ©den unb 33efonber-
heilen abgefd)liffen tjat, bie anberroärtS unfere bequemen SBegroeifer
§ur SSotfSfeete finb. 3- tragt man in ber ^fat§ im ©rofjen
©angen feit langem feine SSolfstracfjt mehr. 20er aber genauer
jufiebt finbet bod) etroaS Eigenartiges an ber Reibung: fie ift in
fjorjem 9Jia|3e bequem unb praftifd), baS geftridte 3Bamm§ foroofjl,
wie bie flache SJlü^e unb ebenfo bie tofetten, gellen Kopftücher,
worin bie Söeiber §ur Slrbeit gehen. 2tuf bie Slrbeit aber ift bie
gange äufjere SBeife unfereS Stammes jugefdjnitten; eS ift ein
ungemein rül)rige3 SSolf. hierin uerftärften ftcf) bie Vorzüge ber
beibeu Holter, bie fid) im ^Sfälger burdjbrungen h<*ben, ber ^ranfen
unb ber 2llemannen. brachten biefe bie fcfjroffe, gäbe 2luSbauer
§ur Ueberroinbung aller ^emmniffe mit, fo fyatte ber graule bie
befte Gcrgängung baju in feiner vielfältigen 33etriebfamfeit, ©e-
fcfjmeibtgf'eit unb feinem 2lnpaffungSoermögen. 2) aher bie $äf)ig-
feit beS ^falgerS, fid) felbft nad) fo furchtbaren (Schlägen, roie
ber SSerroüftung burd) bie frangöfifdjen 9Jiorbbrenner, in einem
$ahr§ef)nt 51t erholen. £>af)er aud) bie Q3eroeglid)feit unb (Scf)nell-
fraft, fid) nad) ftrengfter, forgfältig oollbracfjter Ölrbeit fofort in
pöliüfefje unb fonftige Debatten 51t uermidelu. Unb bie ^Sfälger
gehören ju ben blutigften ^ßotitifern be§ gangen beutfcfjen SanbeS.
Ungemein frettiettficf) unb iitbbibualiftifd) neranlagt, paffen fie
ängftlid) auf, ob il)re eiferfüd)tig geliebte (Selbftänbigfeit nid)t
irgenbroo unb roie angetaftet werben mvcfjte. f^rei roie auf bem
potitifdjeu ©ebiete ftnb fie auf bem ber Religion. 2113 feiner &it
$ird)enfteuer erhoben werben follte, traten bie ^fölger in (Scharen
§um freireligiöfen SöefenntniS über, um fid) fo unerträglichem
^roange 511 entziehen, unb gatjlten freubig §ur Unterhaltung ihres»
Pfarrers pro Kopf brei Stiater ftatt ber brei Kreuger ®ircf)en-
fteuer. Sßenn eine folche Vergewaltigung nur am fernften <£)ori§ont
 
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