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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 1.1901

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Ebner, Theodor: Ein Drama der Gerechtigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.12765#0838

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$ßrayi§ fjeraus, jurtftifcf) unb pfndjotcgtfd), jugtetd) erfcfjöpfenb ju bebanbeln.
©in ctngefletfcf)ter ^arfjmann nun f>ätte bas jebenfalls in ^orm irgenb
einer gelehrten 9lbf)anblung mit 3af)Iretd)en belegen getf)an, ber unb
jener fyätte meüeidjt fiel) p einer ^onelfe ober gar einem Oioman auf-
gefcf)mungen, ein Sid)ter, t>om Schlage ©gerts, . £)telt bas Sfteater für
ben rid)tigen'Drt, an welchem er fein ^piaiboner über biefen ^dll abgeben
fonnte, unb er mufjte tooljl [ein ^ublifum unb feine fianbsteute gang
genau fennen, ober von einem ftaunenstoerten ^beatismus burd)brungen
fein, um gerabe bas Stuttgarter öoftfjeater als geeigneten %4ai§ fjierfür
anjufe^en. ®ie (Stuttgarter treffe, an bie man freilid) gerabe in beriet fingen
feinen aü'jugrofjen 9Jlafjfta6 anlegen barf, f)at fiefj benn aud) im 91amen
bes ^ubüfums bem Slutor ber ,,©ered)tigfeit" gegenüber banfbar gegeigt,
fie t)at feine bramatifcfje ©rftgeburt mit bem benfbar tiebensinürbigften
SSofjhuoüen befjanbett unb baburd) fo gut wie mögtid) bafür geforgt,
ba^ bem ferneren Verfefjr jmifdien beut Sritifer unb bem bramattfdjen
Verfetjr in bem ober jenem fjauprftäbtifcfjen &lub fein öinbernis erttftefje-
Sas loü nämtid) in ber fdjniäbifcfjen Olefibenj bie £>auptfad)e fein.

9?un 3toeifIe idj feinen Stugenblid baran, baf; ©ggert ein tücfjtiger
Qurift unb Beamter ift, er t)ätte es ja fonft nid)t ju einer fo f)of)en unb
nerantraortungsreid)en Stellung gebrad)t. $d) f)abe aud) bttrefjaus feinen
©runb, an feiner poetifdjen Begabung ju jioeifeln, unb glaube, baß er
in ber 9ieif)e ber Stuttgarter Sd)illerrebner nid)t gerabe ber letjte ift.
5lber neben alt biefen unleugbaren 53orjügen t)at er bod) einen großen
g-ebler, er mit! nod) mef)r, er roitt bramatifcfjer ®id)ter fein, unb biefem
feinem üBoHeit t)aben mir ein 2>rama „©ered)tigfeit" 31t uerbanfen, von
bem nur nmttfcf)en möd)ten, er f)ätte es lieber nid)t gefcfjrieben. SDenn es
ift ein fefjr nieberbrüdenbes ©efübl, einem 9lutor, bem man ob feiner
guten ©igenfdjaften nicfjt mit einem fjarten Urteil roefje tfjun möd)te, bod)
flipp unb ftar fagen 31t muffen, baß er non fingen, bie über feine 33e-
fdfjigung t)inausgef)en, beffer bie §änbe läfst. ©erabe beim ®rama ift
es mit beut guten Sßillen unb mit bem, mas man über fetten unb
SUenfcben auf bem ^erjen unb auf ber 3unge ntd)t altein getöan.
©erabe fjier muß man uor alten Singen aud) bas latent fjaben, ju lernen,
man muß ben ^letfj fein eigen nennen, ber an ber 2lrbett anberer nid)t
nur bie Stbjeorie erfaßt, fonbern biefe aud) für fein eigenes Schaffen in
bie ^ßrajüs umsuroerten unb in iEjx mit ber nun einmal unuermeiblid)en
Sedjnif 3U hantieren roeiß.

$n bem uöttigen äJlangel biefer ©rfenntnis aber liegt meinet @r-
ad)tens ber $et)ler be§ @ggert'fd)en ©ered)tigfeit§=®ramas, ©ein 2lutor
fennt ja offenbar bie 3d)eorie bes mobernen ®ramas; attein er ift, wieid)
glaube, ber unuerbefferliche Qbeatift, ber meint, baf? bas, was er fid) in.
bem einfamen Stubterstntmer 3ufammengebad)t, aud) bas fieben fei. @r
lebt 3«ieifettos bes ©laubens, bafs bie 2Sat)rl)eit, bie er nerfünbigen möcfjte
als neues ©nangeliunt, fid) burd)ringen merbe a"* in ben Ueffeln ber poetifcfjen
^ormlofigfeit unb bramatifdjen Untnögticbfeiten, bie er if)r anlegt. @r
conftruiert fid) aus Vergangenheit unb ©egenroart einen 9^ormatmenfd)en
im ©uten unb $5öfen gufammen, ber unmittfürtid) an bie (Schablone einer
 
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