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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Ausstellungssorgen
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Khaynach, Friedrich von: Juryfreie Kunstausstellungen
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0375

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Heft 27.

Die Werkstatt der Kunst.

369

Eröffnungstage zu; ist es doch vorgekommen, daß ein Kollege
eine Einladung zur Eröffnung erhielt und an diesem Tage
selbst seine Zurückweisung mit der ersten Post bekam.
Nimmt man nun an, daß trotz aller Versicherung ein
Ausstand doch wieder gewährt wird und die Jury in-
folgedessen erst am t- April Zusammentritt, dann kann
man mit Recht verlangen, daß die Entscheidung spätestens
am 20. April in den Händen der Linsender ist. Und zwar,
damit eine andere Verwertung, die Einsendung an eine
andere Kunstausstellung, z. B. nach München, möglich ist.
Einige Kollegen, die durch irgendwelche Beziehungen über
Annahme und Abweisung orientiert waren, konnten ihre
Arbeiten noch rechtzeitig nach München senden, wurden an-
genommen und verkauften sogar. Herr Prof. Fechner er-
hielt, wie allgemein bekannt, auf eine solche hier zurück-
gewiesene Arbeit die goldene Medaille in München.
Durch die zu späte Benachrichtigung wird der Künstler
ideell und materiell geschädigt.
Meine Frage lautet also:
warum ist eine frühere Benachrichtigung nicht mög-
lich, sollte es an Schreibern fehlen?
will man etwa die Appellation an die andere Instanz
(z. B. in München) unmöglich machen?
wird etwa auf mündliche oder telephonische Anfrage
Auskunft gegeben?
Es wird mir ferner mitgeteilt, daß sich manche be-
kannte und angesehene Künstler nicht daran kehren, nach
den Satzungen nur drei Arbeiten einer Gattung einzu-
senden, sondern eine größere Anzahl von Arbeiten (nach
vorheriger Anfrage) der Jury zur Wahl unterbreiten.
Ist dies der Fall ? Und worauf stützt man ein derartiges Ver-
fahren, denn es handelt sich nicht um eine Kollektivausstellung!
Ist es ferner wahr, daß bekannte und angesehene
Künstler bei der Abweisung ein anderes, erheblich vor-
nehmer gehaltenes Schreiben erhalten, als andere, nicht
minder tüchtige Künstler?
Woher kennt der Schreiber, der die Benachrichtigung
ausfüllt, die sozialen Eigenschaften dieser Herren?"

^urysreie Kunstausstellungen

wenn in den großen deutschen Kunstzentren Berlin
und München, vielleicht aber auch in Städten wie Dresden,
Leipzig, Düsseldorf, Karlsruhe, ein Platz geschaffen werden
soll, der der allgemeinen, zwanglosen Aussprache der ge-
samten Künftlerschaft dient, so ist das nur zu begrüßen.
Ls ist in Vorschlag gebracht worden, für Berlin die West-
halle des großen Ausstellungsgebäudes am Lehrter Bahnhof
für einen solchen Versuch herzugeben, das wäre gewiß sehr
wünschenswert, eine solche Probe kostet nichts und kann
jederzeit, wenn sie sich nicht bewähren sollte, wieder auf-
gegeben werden. Aber noch andere Möglichkeiten sind vor-
handen, dem angeregten Projekt näher zu treten. Ich
denke an den Münchener Kunstverein, dessen Ausstellungen
allwöchentlich wechseln und der von altersher der Treffpunkt
der Münchener am Sonntag war und noch ist, auch wäh-
rend der Wochentage einen regen Besuch aufzuweisen hat.
An diesem Platz, wie an allen ähnlichen, kann die Jury
getrost fehlen und man kann hier einmal allen, die sich
künstlerisch betätigen, das Wort zur Aussprache erteilen.
Für Berlin käme für solche Zwecke vor allem das
Künstlerhaus in der Bellevuestraße in Betracht. Trotzdem
dort eine Jury schaltet und waltet, sind die monatlich
wechselnden Ausstellungen unter den großen Kunstsalons
ohne Zweifel die schwächsten und vor allem die langweiligsten,
daher denn auch die prächtigen Säle mit den komfortablen

Klubfesfeln eine gähnende Leere aufweisen. Nur dieses
oder jenes Mitglied des „Vereins Berliner Künstler" und
auch wohl den einen oder anderen Kritiker der Berliner
Zeitungen erblickt man dort — der dann beinahe immer
mit wenigen, recht unfreundlichen Worten die Ausstellung
erledigt, würden statt der monatlichen wöchentliche und
juryfreie Ausstellungen hier stattstnden, in denen die ganze
Berliner Künstlerschaft, die Secession und was zu ihr neigt
mit einbegriffen, ihre Kraft und Befähigung zeigt, so
würden diese Ausstellungen viel interessanter und auf keinen
Fall schlechter werden, und Publikum und Kritik würden
eine viel regere Anteilnahme zeigen wie bisher.
Gewiß wollen die Herren in der Jury nicht das Schlechte,
aber sie haben gleichwohl viel auf dem Gewissen, auch
sind es zumeist sehr unbekannte Persönlichkeiten, die sich
in ihr wichtig machen. Gewiß ist, daß alle großen Künstler,
deren Namen allein dafür bürgen, wenn wir heute eine
hochstehende deutsche Kunst haben, nie in irgendeiner Jury
gesessen haben, wohl aber haben viele unserer größten und
in der Folgezeit berühmtesten Künstler es erleben müssen,
daß ihre besten Werke als angeblich nicht ausstellungsfähig
hinausgeworfen wurden. Jahrelang hat man Wilhelm
Trübners herrliche Jugendarbeiten, wie er selbst in seiner
Autobiographie erzählt, so behandelt. Noch schlimmer er-
ging es Hans Thoma, der den Herren in den Kommissionen
dreißig Jahre lang für unwürdig galt, in irgendeiner Aus-
stellung zu hängen. Auch Steinhaufen, Karl Haider und
viele andere, die etwas geleistet haben, haben ähnliche Er-
fahrungen machen müssen und sind dadurch materiell wie
auch ideell schwer geschädigt worden. Eine juryfreie Aus-
stellung würde solchen großen verkannten Talenten Ge-
legenheit geboten haben, sich beizeiten einen Namen zu
machen und ihrer Kunst Freunde zu erwerben. Die Jury
aller großen Ausstellungen besteht eben aus Künstlern, die
ganz bestimmte Tendenzen verfolgen und die jeden, der die
Bahnen der Zunft meidet, von vornherein mit Mißtrauen
betrachten. Hat ein Maler keine persönlichen Beziehungen
zu dem festgeschlossenen Ring derer, die die Ausstellungen
und damit dis Kunst leiten und machen, oder trifft er den
Ton nicht, den man entweder in der Secession oder in der
großen Ausstellung verlangt — so kann es ihm sehr schlecht
gehen. Iuryfreie Ausstellungen würden die genannten
Üebelftände wenigstens teilweise aufheben können. So
hätte, um noch ein Beispiel zu nennen, Hans von Maries,
heute einer der berühmtesten deutschen Maler, nie daran
denken können, irgendwo in Deutschland seine genialen
Werke einer Jury zu unterbreiten, auch die einwandfreiesten
und fertigsten unter ihnen würde man an die frische Luft
befördert haben, wir wollen aber hier nicht nur von
verkannten großen Talenten reden, die unter den herrschen-
den Zuständen zu leiden hatten, sondern auch der vielen
kleineren Talente gedenken, die beständig refüsiert und schlecht
behandelt werden und die genau ebenso gutes, ja vielfach
weit besseres leisten als ihre Richter und die glücklicheren
Kollegen, die mit ihrer Hilfe unsere Ausstellungen von
heute beherrschen. kV von Kbayuack.

UilLkkS keuW 8Mgs, ljiö WlillillM klmMllSlli. Mikk 14,
bat toIZenden Inbalt: ^.uatomiscbe Niscolleu II:
Das Wacbstum cles meuscblicbeu Lcbaclels. Von
Krieclel. (Lcbluss.) — Kin maltecbniscber Briet
^Krecl Betbels. Von kaul dorbarclt. — ^um Ka-
pitel Ternperarnalniittel. — 2nr,,KIora"-Kraoe. Von
6. Labenbus. — Linoleum als Veber^u^ der Beiss-
bretter. — Oly^erin als Lebleilmittel von bessern
ocler sonstigen Instrumenten.

Vermisster Dachrichtenteil.

- Geplante Ausstellungen -
Klagenfurt, 20. März. Der Kun st verein für Kärnten
wird am i 5. Juli feine I V. Kunstausstellung eröffnen.

Letzter Termin für die Anmeldung: t- Juni. Letzter
Termin für die Einsendung: !. Juli. Schluß: tO. Sep-
tember. — In den letzten zwei Jahren widmete das Mini-
sterium für Kultus und Unterricht zwei goldene und vier
 
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