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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Kober, Leo: Bilanz!
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Vermischter Nachrichtenteil
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Die Werkstatt der Runst.

Mt 33.

§54

die besten Sachen sind, die auf einem Sitze in
H Stunden zustande kommen. Aber der Andere
weiß es auch. Und da er weder Sammler noch
Groß-Rapitalist, noch der feine Renner der —
Rünstlerpsyche ist, sondern einfach ein Mann, der
ganz gerne ein gutes Bild besitzen möchte, ohne dafür
große Geldopfer bringen zu wollen oder zu können,
— und solche gibt es in Berlin allein zu
tausenden — so sagt er mit Recht: „Das kann
ich mir nicht leisten", lächelt — und geht. Denn
er kann mit seiner an den nüchternen Dingen des
heutigen Geschäftsverkehrs geschulten Seele nicht ein-
sehen, warum er die Arbeit von 8 Tagen oder noch
weniger mit einem Geldäquivalent entlohnen soll,
für das 2 oder 3 tüchtige Beamte einen ganzen
Monat lang 8 Stunden täglich schuften müssen.
An diese Denkungsart der Leute werden wir
uns gewöhnen müssen. Und daß wir es nicht
können und nicht wollen, darin steckt der Reim des
Rünstlerelends, des vielen Hammers, dem jährlich
Hunderte zum Opfer fallen. Nicht die fOOOO re-
füsierten Bilder machen es. Daß wir uns als
Ausnahmsmenschen betrachten, mit heutigen
Verhältnisse?: nicht rechnen wollen, das lähmt und
hindert, das ist der Morbus unseres Runstlebens
und der steckt in uns und nicht in de?: Ver-
hält?? issen, nicht in der strengen Jury und nicht
im Ausstellungswesen.
Lernen wir endlich, real denken, brechen wir mit
alte?? Traditionen und lassen wir Rünstlerstolz und
Eitelkeit, all de?? alten, unmodernen Rram und Ballast
beiseite. Entschließen wir uns, wirklich Gutes
zu billigen, erschwinglichen Preisen zu bieten;
mache?? wir gute, von ersten, anerkannten
Rünstlern, die uns in diesen unseren Be-
strebungen ihre Hilfe nicht versagen werden,
gesiebte feine Ausstellungen für Werke aller
Richtungen, die nur eins gemein haben müssen:
künstlerische Qualität. Ausstellungen, in
denen keine Arbeit mehr als 2 — 300 Mark
koste?? darf. Zeigen wir, daß auch zu diesen,
gewiß nicht unerschwinglichen Preisen gute, wirklich
gute Sache?? zu haben sind, und erschließen wir
uns auf diese Art die endlose Reihe Jener
im Hublikum, denen es heute versagt bleiben
mnsz, zur Runst in nähere Beziehung zu trete??.
Handwerker und s)rofessionisten aller Branchen habe??
sich auf sozialpolitischer und wirtschaftlicher Basis
zusammengeschlossen und ihr Zusammenschluß hat
zunächst in der H>reiseinheit ihrer Arbeit Ausdruck
gewonnen. Freilich, wir können das nicht, denn
hier muß es Jedermanns persönlichem Ermessen und
Verhältnissen überlasse?? bleiben, für seine Leistungen

zu fordern, was er will. Aber zahllos werden Jene
unter uns sein, die sich diesen Bestrebungen an-
schließen, und sich sagen werden: Besser sO Arbeiten
zu 300 Mark im Jahre verkauft, als die ungewisse
Lhance einer oder zweier Verkäufe zu Phantasie-
preisen. Geben wir es auf, unser Leben lang die
Günstlinge der Maeoene oder die Opfer gewissen-
loser Händler sein zu müssen, finden wir endlich die
Relation, den geraden weg zu jener Masse ge-
bildeter und kunstsinniger Menschen, denen es be-
scheidene, beschränkte Mittel bis heute nicht gestattet
haben, zu uns zu kommen.
Ich glaube, daß sich das machen läßt. Der
Modus hierfür muß und ich denke er kann gefunden
werden. Der gute Zweck wird uns die Wege
ebnen. Die Besten der Rünstlerschaft werden unsere
Bestrebungen billigen, uns fördern, das Publikum
wird sie begrüßen. Hören wir auf, den Rrankheits-
keim dort zu suchen, wo er nicht steckt, Jury und
Systeme anzuklagen und von Unterdrückung zu
jammern, wir selbst unterdrücken uns, da wir
uns abseits stellen. Aus unserem Schaffen mag es
hervorgehen, daß wir anders sind, als die anderen,
daß wir Menschen und Dinge anders sehen, als die
anderen. Aber sehen wir endlich ein, daß das wirkliche
Leben keinen Raum gibt für Ausnahmsanschau-
ungen und Jeden zum Untergang verurteilt,
der ihm mit Träume?? und Traditionen ent-
gegentritt. Nicht Richtungen und Probleme
werden uns einigen und stark machen, denn
triumphieren können die nur in den Händen Jener,
die wirtschaftlich gerüstet im Leben stehen, denen
Daseinssorgei? nicht wie schwere Retten an den
Füße?? hängen.
Betreten wir diesen, meiner Meinung nach ein-
zigen, möglichen weg, Besserung in die mißliche
wirtschaftliche Lage des Rünstlers zu bringen. Erst
bis die Runst Gemeingut Aller sein wird, zu-
gänglich Allen, und darum Allen Bedürfnis,
dann erst und nur dann wird der Rünstler auf-
gehört haben zu sein, was er heute ist: ein Stief-
kind der Verhältnisse, — wenn's gut geht, ein Günst-
ling des glücklichen Zufalls.
I^eo Rober-Berlin.

Uli86k8 liöllligg 8eilkgk, cliö MkiMk klMtteclin. Mikk lik. 17,
bmt tollenden Inbult: lVletüoäen cler Rarbenbo-
nennunZ. Von yVilbelln ^Vuot^olät. (Rortset^unZ
n. Lobluss.) — R WieZnmnn: Neber die IVlalweise
des ckiAun und Ooetbes Rarbenlebre. (RortsetrunA.)
-- 8cüut2 einZerabrnter Illider Zegen Nauer-
keuclUiZkeit. Von Vr. julius Xeubronner. —
lVlurmor-ImprÜAnierunA.

Vermisster DackricktenteU.

Eröffnete Ausstellungen !

Augsburg, b Mai. (Jin Runstverein Augsburg) find
neu ausgestellt: Sendung Nr. III des Süddeutsche?: Turnus

mit so Kunstwerken nebst einer größeren Sammlung Aqua-
relle von E. Dargen. X!
Bamberg, 2. Mai. (Im Runstverein) war Serie IX
vom (5. März bis ;2. April, Serie X vom 26. März bis
26. April ausgestellt. XI
 
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