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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Januarheft
DOI Artikel:
Kunstauktionen / Vom holländischen Kunstmarkt / Der Kampf um die Wiener Gobelins / Aus der Künstlerwelt / Gemeinsame Dresdner Kunstausstellungen? / Londoner Kunstschau / Bibliographische und bibliophile Notizen / Neue Kunstbücher
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Grautoff, Otto: Der Trojanische Krieg
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0252

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liebhaber dürfen nicht das Gefühl für den Wert eines Originals
ganz und gar verlieren, wenn sie sich auch auf Jahre hinaus im
wesentlichen mit Reproduktionen werden bescheiden müssen..
Unsere Kunsthandwerker dürfen nicht samt und sonders ver-
kümmern. Für den Aufstieg einer glücklicheren Generation müssen
wenigstens einige Wege geebnet werden. Das ist die Sendung,
zu der Veröffentlichungen wie das Jahrbuch der Original-Graphik
bestimmt sind.“

Wir möchten diesen einst empfundenen Worten des Dresdner
Graphik-Kenners nichts hinzufügen. Sie sprechen für sich, ebenso
wie das von ihm geleitete Werk dank seinen vortrefflichen Texten
und in erster Linie dank seinen graphischen Kostbarkeiten für
sich selber spricht. Aber wir möchten doch darauf hinweisen,
daß hier Ludwig Kaemmerer „Käthe Kollwitz und die tech-
nischen Wandlungen ihrer Griffelkunst“ würdigt, daß sich Alexander
v. Gleichen-Rußwurm über „Die neuere Graphik als
Kulturträgerin“ verbreitet, daß Dr. E. K. Fischer über „Mutter
und Kind in der Graphik der letzten Jahrzehnte“ spricht, R. Ha-
m ann (Marburg) über „Die Graphischen Künste und das Geistige
in der Kunst“. Dr Grete R i n g sagt „Einiges über das Graphik-
sammeln“, Ernst Gosebruch (Essen) schreibt über Hermann
Kätelhön.

Am stärksten interessieren natürlich den Graphiksammler
die künstlerischen Arbeiten, die dem Jahrbuch beigegeben sind.
Nicht weniger als zwölf Blälter sind hier zu einer erstrebens-
werten Reihe vereinigt. Neben ausgezeichneten Radierungen von
Ludwig von Hofmann, Ernst Oppler, Heinrich Wolff,
Philipp Franck, sieht man charakteristische Holzschnitte von
Käthe K o 1 I w i t z , Alexander B r e n d e 1 u.a. Eine Steinzeichnung
von Hans M e i d gehört wohl zu den stärksten Stücken dieser
schönen Reihe.

Det? Tt?ojaru{ebe Kcteg.

Französische Originalzeichnungen zu Wandteppichen des 15. Jahr-
hunderts. 8 Tafeln in Schwarzdruck nebst Text von Prof.
Dr. Paul Schumann (Verlag von Adolf Gutbier in
Dresden).

Dieses Werk ist zwar schon vor einer Reihe von Jahren
erschienen, es ist aber in weiteren Kreisen der Kunstfreunde so
wenig bekannt und dabei als ein sozusagen mittelalterliches
Bilderbuch so reizend, daß wir uns entschlossen haben, unsern
Lesern eine der Zeichnungen in verkleinerter Wiedergabe vor-
zulegen, um ihnen dieses Tafelwerk nahezubringen (s. S. 197).

Es handelt sich um folgendes. Herr Adolf Gutbier erwarb
aus einem Nachlaß 8 figurenreiche farbige Zeichnungen und über-
gab sie dem Dresdner Kunstgelehrten P. Schumann zur Aufklärung
ihrer Bedeutung. Dieser stellte fest, daß in den Zeichnungen
der trojanische Krieg dargestellt ist und zwar auf Grund des
Roman de Troie (sprich Treu) eines französischen Epos von
30009 Versen, das ein Lieblingsbuch des Mittelalters war und in
fast alle Sprachen des Abendlandes, selbst ins Mittelgriechische
übersetzt worden ist. Sein Verfasser Benoit de Sainte-More lebte
im 12. Jahrhundert; das Buch überdauerte mehrere Jahrhunderte.

Der Roman de Troie hat den gesamten Stoff zu den Zeich-
nungen und Teppichbildern geliefert. Außer dem Leben Jesu ist
im Mittelalter kein Gegenstand sooft auf Wandteppichen dar-
gestelit worden wie der Trojanische Krieg. Die Zeichnungen
stammen aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts, wie sich
dies aus der Tracht und den Waffen der dargestellten Personen,
aus der Beschaffenheit des Papiers und aus den Wasserzeichen
mit aller Klarheit ergibt, und entstammen der nordfranzösischen
Schule ohne die geringste Spur flandrischen Einflusses.

Weiter ließen sich auch die riesengroßen Teppiche nach-
weisen, die nach den jetzt wieder aufgefundenen Zeichnungen
im 15. Jahrhundert gewebt v/orden sind. Sie hingen zum Teil in
dem Schlosse der Familie Bayard, das auf dem Gipfel eines ein-
zelnen Hügels nahe bei Grenoble stand und das linke Ufer der
Ysere beherrschte. Ein Teil des Schlosses steht heute noch, der
größte Teil ward in der großen Revolution zerstört. Die Teppiche
wurden damals bis auf einen geraubt und zerstreut. Dieser eine

wurde später verkauft und ist möglicherweise der riesige Teppich,
der jetzt im Britischen Museum zu London hängt. Er war, als
ich dort war, so verbaut, daß ich ihn nicht genau sehen konnte.
Andere Teppiche, aus der Reihe der Teppiche, die nach unseren
Zeichnungen gewebt wurden, gehörten einst der Familie Bosse
in Aulhac an und wurden ebenfalls zur Zeit der Revolution ge-
raubt. Sie kamen in das Gerichtsgebäude zu Issoire, wo sie
nach Jubinals Zeugnis noch 1838 in stark vernachlässigtem Zu-
stande hingen. Ob heute noch, ließ sich nicht feststellen.

Noch sei erwähnt, daß die acht farbigen Zeichnungen die
einzigen Vorbilder für Bildteppiche des 15. Jahrhunderts sind,
die wir kennen. Sie gehören heute dem Louvre an, der sie als
ein kostbares Zeugnis altfranzösischer Kunst von Herrn Gutbier
erworben hat.

Der Teppich, dessen Vorzeichnung wir hier abbilden, hing
im Schlosse der Bayards. In diesem Schlosse hat ihn ohne Zweifel

VERSTEIGERUNGSAMT DOROTHEUM

WIEN /., Dorotheergasse 17, Tel.=Adr. Dorotheum Wien.

23. — 28. Jänner 1922:

326. Kunstauktion

Sammlung Erzh. Ludwig Viktor

V. Kunstauktion. Miniaturensammlung

Dosen, Fayencen, Kunstgewerbe, Gemälde
Mit Beiträgen aus Privatbesitz

darunter: Nachlass Albert Schindler

Schaustellung: vom 19. bis 22. Jänner 1922

<J. GOUDSTIKKER

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ALTE GE/AÄLDE

AnsTERDA/n

KALVER5TRAAT 73

EIN- UND VERKAUF
EINZELNER GE/AÄLDE UND
GANZER KOLLEKTIONEN

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