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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Januarheft
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Kunstauktionen / Vom holländischen Kunstmarkt / Der Kampf um die Wiener Gobelins / Aus der Künstlerwelt / Gemeinsame Dresdner Kunstausstellungen? / Londoner Kunstschau / Bibliographische und bibliophile Notizen / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0251

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Ist das Autorexemplar gewissermaßen der Originalausgaben-
Superlativ, so ist die endgültige Gesamtausgabe die beste und
letzte Auswertung der Originalausgaben-Reihen-Vollständigkeit.
Und da das Bedürfnis nach dem Besitz und dem Verständnis
des ganzen Werkes eines Autors dessen gesammelte Werke zur
Voraussetzung zu haben pflegt, sind die Buchfreunde und Bücher-
sammler es längst gewöhnt, die Einzelausgabenreihe in der Ge-
samtausgabe enden zu lassen. Oder, besser gesagt, ihrer biblio-
graphisch-bibliophilen Anerkennung durch die Aufnahme einer
Gesamtausgabe in die Bücherfächer Ausdruck zu geben. Des
Klassikerruhmes Konsequenz ist die Gesamtausgabe — eine
Konsequenz, die zu ziehen, wenn die Verfasser selbst es nicht
schon getan haben sollten, Herausgeber und Verleger von jeher
bereitwillig waren. Bisweilen allzu bereitwillig und bisweilen
viel zu wenig bereitwillig. Das läßt sich, bis zu einern gewissen
Grade, für die deutsche Dichtung des achtzehnten und neun-
zehnten Jahrhunderts bequem mit Hülfe des Kataloges der
Biichersammlung Leopold Hirschberg (Berlin-
Wilmersdorf, 0. Goldschmidt-Gabrielli-Verlag:
1920), mit dem der bekannte Berliner Sammler seine „Erinnerungen
eines Bibliophilen“ fortsetzt, prüfen. Herrn Hirschbergs Ideal
ist gewissermaßen die Original-Gesamt-Ausgabe, die erste, wo-
möglich noch bei Lebzeiten des Verfassers und unter dessen
Mitwirkung veranstaltete. Dagegen läßt sich einwenden, daß
gerade diese Ausgaben nicht immer die besten und die voll-
ständigsten sind. Deshalb hat sich Herr Hirschberg eine Supp-
lement-Theorie geschaffen, mit der er schließlich doch wieder
auf die Einzelausgaben zurückgelangt. Aber das möge man in
dem Kataloge des gut gelaunten Sammlers selbst studieren, der
in den Anmerkungen aus dem reichen Schatz seiner biblio-
graphischen Erfahrungen manche wissenswerte Notiz spendet und
auch den Schmuck des Verzeichnisses durch Titelfacsimilia nicht
versäumte. Wir haben in Deutschland nicht allzuviele gedruckte
Kataloge von Privatbibliotheken, die noch von den Sammlern
selbst herausgegeben sind. Um so willkommener ist jede neue
Erscheinung dieser Art. Wer es mit den endgiiltigen und nicht
nur mit den ersten Gesamtausgaben hält, muß heute freilich sehr
viel höhere Preise zahlen als 1914, wo manche erstaunlich billige
brauchbare Gesamtausgabe die sogenannten Klassikerbibliotheken
zierte. Für eine ansehnlichere äußere Ausstattung der Gesamt-
ausgaben bei einer möglichst großen wissenschaftlichen Zuver-
lässigkeit setzten sich damals beispielgebend besonders der
I n s e 1-Ve r I a g in Leipzig und G e o r g M ü 11 e r Ve r 1 a g
in München ein. Der erstgenannte ist auch heute noch bemüht,
wie seine vortreffliche S t o r m - Ausgabe beweist und andere
vorbereitete Gesamtausgaben erweisen sollen, diesem Buchideal
zu huldigen. Das Erbe des Georg-Müller-Verlages hat hier der
Propyläen-Verlag Berlin übernommen und verwaltet
es in der alten Art zur Freude der vielen Vorausbesteller, die
die lange unterbrochen gewesenen Fortsetzungen wichtiger Aus-
gaben nun wieder aufgenommen sehen. Daß auch dieser Verlag
sich nicht damit begniigt, die bereits begonnenen Gesamtausgaben
zu Ende zu fiihren, sondern sie mit wertvollen neuen ergänzen
will, ist bei den gerade gegenwärtig nicht geringen Schwierig-
keiten solcher großangelegten buchhändlerischen Unternehmungen
dankenswert. Es wird späterhin noch die Gelegenheit sich finden,
in diesen Blättern auf die besten und schönsten deutschen Ge-
samtausgaben zu verweisen, die in ihrem Zusammenhange unsere
Ideal-KIassiker-Bibliothek repräsentieren, als deren neuester An-
kömmling zu begrüßen sind Bettina von Arnims sämt-
liche Werke. Herausgegeben mit Benutzung un-
gedruckten Materials von Waldemar Oehlke.
(Berlin, Propyläen-V erlag : 1920—21). Da die alten
Einzelausgaben von Bettinas Schriften nicht gerade häufig, die
aus ihnen zusammengesetzte sogenannte Gesamtausgabe jedoch
recht selten ist, darf man es eigentlich sogar etwas verwunderlich
finden, daß erst jetzt der (neben Kleist) bedeutendsten Dichter-
begabung der jüngeren Romantik ein solches Buchdenkmal er-
richtet wird. Es ist keineswegs nur ein Erinnerungszeichen,
sondern sogar recht zeitgemäß. Denn Bettina von Arnim gehörte
trotz allen Überschwanges zu den ersten deutschen Schrift-

stellern, die mit deutlicher Klarheit für die soziale Fürsorge ein-
getreten sind. Sorgfältig ausgewählte Bildbeigaben, die bei dem
eminent persönlichen Charakter, den Bettinas Bücher haben, nicht
fehlen durften, und die Einleitungen des kundigen Herausgebers,
die die ineinander verankerten Einzelschriften, bisher unbekanntes
mitverwertend, zusammen halten, machen die neue Ausgabe noch
schätzenswerter. Den Aufbau einer Gesamtausgabe sich aus
Einzelausgaben vollziehen zu lassen hat man mehrfach neuer-
dings versucht. Wofern die Ausstattungseinheitlichkeit gewahrt
bleibt und die innere Einheitlichkeit der Bearbeitung nicht ver-
loren geht bietet dieses Organisationsprinzip, zumal unter den
gegenwärtigen buchgewerblichen Verhältnissen, für den Bücher-
liäufer manchen Vorteil. Er kann sich die Gesamtausgabe nach
und nach zusammenstellen. Und er bleibt in der Wahl derWerke
frei. Er kann über die Hauptwerke bis zu den Nebenwerken
kommen, er kann sich auf eine Auswahl beschränken, er hat
jedenfalls die Möglichkeit, nach seinem Geldbeutel und seinem
Geschmack die Klassikerbibliothek einzurichten, er braucht nicht,
weil er einen Band erwerben will, elf andere mitzukaufen und
er hat trotzdem die Möglichkeit, nach und nach die Reihe zu
vervollständigen. Das wird vielen Buchfreunden sehr angenehm
sein, und wenn ihm Einzel-Gesamtausgaben angeboten werden
wie die guten und schönen von K e 11 e r s Werken [die H. M a y n c
für den Propyläenverlag unter Benutzung der Autor-
exemplare desDichters herausgibt] oder die von Shakespeares
Werken [die im Insel-Verlag erscheinend, die Urhandschriften
von A. W. v. S c h 1 e g e 1 s Übersetzung mit verwertet um diese
nach den Ergebnissen der modernen Shakespeare Philologie
soweit das nötig wird, zu berichtigen], darf man wohl zufrieden
sein. G. A. E. B o g e n g.

JHette Kunftbücbet^

labcbucb fütt Ot’tgmaUQüapbtk-

Nun liegt bereits der dritte Jahrgang des von Professor
Dr. Hans Wolfgang Singer im Verlag Wohlgemuth
& Lissnerin Berlin herausgegebenen Jahrbuches für Original-
Graphik vor: es ist wieder ein künstlerisch splendid ausgestattetes
und auch künstlerisch vollwertiges Werk. „Es gilt“, sagt Profossor
Singer in der Einleitung, „nicht nur, das Interesse eines Abnehmer-
kreises, der Sinn für hohe ästhetische Werte hat, wachzuhalten.
Es gilt fast noch mehr, wenigstens einigen Stätten in Deutschland
die Möglichkeit zu bieten, Qualitätsarbeit zu leisten. Je mehr
der Stand unsrer Lebensführung sinkt, je wichtiger ist es, doch
wenigstens einige Drucker zu erhalten, die einen vornehmen Satz
liefern können, einigen Arbeitern an der Kupferdruckpresse, in
der Papierwerkstatt, in der Buchbinderei die Gelegenheit zu geben,
etwas zu schaffen, das ihre schwer erworbenen Fähigkeiten frisch
hält, das die Überlieferungen einer großen Zeit über öde und
leere Jahre hinweg in eine bessere Zukunft leitet. Unsere Kunst-

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